Sterbenstörtchen
Ein kleiner Ort in Österreich nahe der tschechischen Grenze. Hier führt Hanna Stadler seit vielen Jahren die einträgliche Gastwirtschaft der Familie und hofft, dass ihre schwer kranke Mutter ihr den Betrieb in Kürze überschreiben wird. Doch weit gefehlt - die 80-jährige Dolores hat anderes im Sinn. Sie informiert ihre Töchter Hanna, Gerda und Paula über eine besondere Klausel in ihrem Testament, die besagt, dass nur die Tochter erbt, die ihren nichtsnutzigen Ehemann vor Dolores Ableben loswird. Egal wie.
Nach dieser überraschenden Verkündung beraten die Schwestern über ihr weiteres Vorgehen, denn so ganz Unrecht hat Dolores mit ihren Behauptungen über ihre Schwiegersöhne nicht. Willi ist ein wilder Schürzenjäger, Reinhold ein weltentrückter Alt-Hippie und Alex ein arroganter Schläger. Da für langwierige Scheidungen die Zeit fehlt, muss eine schnellere Lösung her: Gattenmord. Im betrunkenen Zustand klügeln die Schwestern scherzhaft einen Plan aus – und schon kurze Zeit später ist der erste Taugenichts tot…
Beate Ferchländer versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann dieses schwarzhumorigen Krimis zu ziehen. Ein mörderisches Familiendrama, das einmal begonnen, nicht mehr zu stoppen ist.
Die Geschichte wird aus Sicht der mittleren Schwester Hanna erzählt. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und erfährt nach und nach von den rücksichtslosen Aktivitäten der Ehemänner und dem bisher tatenlosen Erdulden der Bosheiten durch die Schwestern. Als Leser neigt man zur Schadenfreude, als ein Nichtsnutz nach dem anderen sein Leben lassen muss, denn Dolores hatte Recht, die Kerle sind die reinste Plage. Wer allerdings für die plötzlichen Todesfälle verantwortlich ist, ist nicht so offensichtlich, wie man auf den ersten Blick vermuten mag, auch wenn der engstirnige Chefinspektor Hartinger die Schwestern natürlich fest im Visier hat.
Auch die locker in die Handlung eingeflochtenen alten Briefe von Frieda S., einer zur lieben Freundin gewordenen Kurbekanntschaft von Dolores, haben mich immer wieder schmunzeln lassen. Frieda versorgt Dolores nicht nur mit leckeren Rezepten, sondern erklärt auch ganz nebenbei, wie sie die Männer in ihrem Umfeld „pflegt“.
Jeder der zahlreichen Akteure bekommt schnell ein Gesicht und bringt mit seinen Eigenarten, Besonderheiten und Macken eine Menge Schwung in die Handlung, so dass bis zum dramatischen Finale für beste Unterhaltung gesorgt ist. Am Ende offenbaren sich mehr Lügen und Geheimnisse, als allen Beteiligten lieb ist, aber man ist nach den jüngsten Ereignissen als Familie zusammengewachsen und erträgt diese Unwuchten des Lebens gemeinsam.
„Sterbenstörtchen“ hat mir sehr gut gefallen – ein herrlich schwarzhumoriges Lesevergnügen.