Bewegendes Drama aus der Zeit des 2. Weltkriegs, um Freundschaft, Verrat und Vergebung
Buchinhalt:
England, kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs: Auf dem Landgut ihrer Eltern freundet sich die schüchterne Audrey mit Eve, der Tochter einer Angestellten an. Die beiden werden beste Freundinnen und auch der hereinbrechende Krieg und die persönlichen Verluste können der Freundschaft nichts anhaben. Als Rettungswagenfahrerinnen lernen sie schließlich zwei amerikanische Soldaten kennen und erhoffen sich beide ein Leben in den USA, als der Krieg vorbei ist – doch den Preis, den die beiden Frauen zahlen müssen, ist hoch und stellt nicht nur ihre Freundschaft sondern auch ihr ganzes bisheriges Leben in Frage….
Persönlicher Eindruck:
Ein wahrhaft bewegendes Drama aus der Zeit während und nach dem Zweiten Weltkrieg: die Geschichte zweier junger Frauen, die unterschiedlicher kaum hätten sein können und deren Kindheitsfreundschaft im Laufe der Jahre zahlreiche schwere Prüfungen über sich ergehen lassen muss.
Zum einen ist da Audrey, die schüchterne, unbedarfte und zu Beginn reichlich naive Tochter aus adligem Hause, buchstäblich mit dem goldenen Löffel im Mund geboren aber todunglücklich in ihrem Leben zwischen lieblosen Eltern, der Schule für höhere Töchter und gemobbt von Mitschülern. Ein Mädchen, das alles hat und doch so wenig vom Leben bekommt – und andererseits die lebenslustige, mutige Eve, Tochter einer Zofe und gewohnt, in ärmlichen Verhältnissen zurecht zu kommen. Die beiden Mädchen verbindet schnell eine Freundschaft, der auch der Krieg mit all seinen Schrecken nichts anhaben kann.
Gut gefallen hat mir die Art der Erzählung, die mich als Leser sofort ein Teil der Geschichte hat werden lassen: wie schon aus anderen Romanen von Lynn Austin gewohnt, ist man auch hier nach wenigen Augenblicken mittendrin und kann kaum mehr mit Lesen aufhören, hat man einmal das Buch in die Hand genommen.
Der geschichtliche Hintergrund ist gut recherchiert, der Schrecken des Krieges und die Bombennächte, die Zerstörung und Hoffnungslosigkeit gut vermittelt. Auch das Leben der beiden Protagonistinnen verändert sich dadurch Stück für Stück. Vieles erleben die beiden ähnlich, auch wenn die Standesunterschiede nie ganz verschwinden – durch den Tod ihrer beiden Mütter schweißt es die beiden noch enger zusammen.
Freundschaft und Liebe sind ein zentrales Thema, die biblische Geschichte vom Guten Hirten ein zentraler Pfeiler, der sich wie ein roter Faden durch die Geschichte webt. Mehrere spannende Wendungen geben der Geschichte eine ganz eigene Dynamik und münden dann im letzten Drittel in dem Verrat, der die Freundschaft der beiden und ihrer beider Leben vor eine letzte Zerreisprobe stellt.
Ich muss ehrlich sagen: ich habe mehrfach während des Lesens mit Eves aber auch Audreys Einstellung gehadert. Keine von den beiden ist perfekt, beide Figuren haben Ecken und Kanten, vereinen Licht und Schatten. Und genau das ist es, was die Geschichte so authentisch macht. Ohne zu viel verraten zu wollen: beide machen gerade am Ende eine erstaunliche Wandlung durch. Ich wüsste nicht, ob ich an Audreys Stelle alles so klaglos hingenommen oder an Eves Stelle zunächst so abgebrüht und am Ende so einsichtig gehandelt hätte.
Es ist ein Roman mit viel Stoff zum Nachdenken, auch wenn gerade am Schluss einiges ziemlich glatt läuft und manchem Leser vielleicht an einigen Stellen etwas unglaubhaft erscheint. Das ist aber meiner Meinung gar nicht der wunde Punkt: es geht vielmehr um Freundschaft, Verrat und Verzeihen, um grenzenlose Verzweiflung aber auch um Hoffnung und eine Chance aus der Trostlosigkeit.
Mein Fazit: eine absolute Leseempfehlung, ein starker historischer Roman aus der jüngeren Vergangenheit mit christlichem Bezug. Einfach klasse!