interessante Erzählung zum Nachdenken
Buchinhalt:
Sechs verschiedene Menschen bekommen Besuch von einem Unbekannten – auf den ersten Blick hat keiner was mit den anderen zu tun. Sei es nun ein Theologe, ein Kirchenmann, ein Fernsehprediger, eine Prostituierte, ein blindes Mädchen oder ein alter Mann. Der Unbekannte ist kein Geringerer als Jesus selbst, der diese unterschiedlichen Menschen aufsucht, um nachzusehen, wie tief deren Glaube in der heutigen schnelllebigen Zeit denn noch ist –jedem von ihnen stellt er unbequeme Fragen: Von den einen wird er sofort erkannt, andere glauben nicht mal, was sie vor ihrer Nasenspitze sehen. Was er jedem von ihnen vorhersagt, ist, dass er die Früchte seines Glaubens am siebten Tag ernten wird. Wie sehr die einzelnen Personen schließlich doch miteinander verwoben sein werden, ahnt zunächst aber keiner….
Persönlicher Eindruck:
Das Buch ist eine Art spezielles Tagebuch, in dem an jedem Tag die Geschichte einer Person erzählt wird, die Kontakt zu Jesus hat. Genau dieser Kontakt wird alle Personen entscheidend verändern; dabei bedient sich der Autor sechs Protagonisten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Genau diese Art der Erzählung hat mich schon beim Lesen des Klappentextes neugierig gemacht.
Meine Gefühle beim Lesen der einzelnen Episoden waren durchweg gemischt. Während die Begegnung mit dem alten Mann und dem blinden Mädchen beispielsweise gut zu lesen und nachzuvollziehen war, war mir das Gespräch mit dem Theologieprofessor einfach zu intellektuell und schwer verdaulich, so dass ich manchmal nicht sofort folgen konnte.
Interessant zu lesen war das Thema Fernsehprediger – für mich verbunden mit reichlich Kopfschütteln und Verblüffung, was manche Menschen sich anmaßen und im „Namen Gottes“ eine Profitgier an den Tag legen.
Der Bischof war für mich als Leser bei Weitem die kontroverseste Figur. Marienverehrung gut und schön – aber hier blieb mir vor allem ein Satz ins Gedächtnis eingebrannt: Du sollst Dir kein Bildnis machen. Man fragt sich beim Lesen durchaus, wie weit eine Heiligenverehrung denn gehen sollte und ob es dem Menschen überhaupt zusteht, zu bestimmen, wer heiliggesprochen wird und wer nicht. Versteht mich bitte nicht falsch: im Buch geht es nur um Maria und um einen Marienwallfahrtsort, was ich nicht in Abrede stelle. Das mit den anderen Heiligen ist nur der Gedanke, der sich mir angesichts des Verhaltens des Bischofs danach aufdrängt. Der Bischof war für meinen Geschmack einfach zu fixiert. Vielleicht bin ich zu kritisch, aber was in der Erzählung am siebten Tag schließlich für den Bischof folgt, mag jeder selbst nachlesen.
Besonders gefallen hat mir der Schluß. Der Großteil der handelnden Figuren war schließlich doch miteinander verbunden – aufgrund der Gemeinsamkeit Gottvertrauen und tiefem Glauben an Jesu Worte. Das Ende war rund und stimmig und durchaus befriedigend.
Insgesamt ist dieses Buch schwer zu bewerten. Auf jeden Fall eine Erzählung zum Nachdenken, keine Frage. Mich hat es allerdings nicht so vom Hocker gerissen, wie ich ursprünglich gehofft hatte. Ich persönlich hätte mir mehr Roman gewünscht, denn theologische Abhandlung. Aufgrund der Tatsache, dass man sich beim Lesen immer wieder fragt, was man selbst denn tun würde, würde einem Jesus leibhaftig begegnen, vergebe ich noch vier Punkte.
Es ist ein Buch für Kenner, weniger für die breite Masse.