Juli Zeh: Spieltrieb, Kartoniert / Broschiert
Spieltrieb
Buch
- Roman. Ausgezeichnet mit dem Prix Cévennes du roman 2008
- Verlag:
- btb Taschenbuch, 03/2006
- Einband:
- Kartoniert / Broschiert, ,
- Sprache:
- Deutsch
- ISBN-13:
- 9783442733699
- Artikelnummer:
- 5064155
- Umfang:
- 576 Seiten
- Copyright-Jahr:
- 2006
- Gewicht:
- 460 g
- Maße:
- 188 x 120 mm
- Stärke:
- 40 mm
- Erscheinungstermin:
- 15.3.2006
- Serie:
- btb - Band 73369
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Preis |
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Beschreibung
Tief im Westen der Republik in unseren Tagen, an einem Bonner Gymnasium, entwickelt sich die atemberaubende Geschichte einer obsessiven Abhängigkeit zwischen einer Schülerin und einem Schüler, Ada und Alev, aus der sich erst die Bereitschaft, dann der Zwang zu Taten ergibt, die alle Grenzen der Moral, des menschlichen Mitgefühls und des vorhersehbaren Verhaltens überschreiten. Die beiden jungen Menschen wählen sich ihren Lehrer Smutek als Ziel einer ausgeklügelten Erpressung. Es beginnt ein perfides Spiel.Ganz ruhig fängt das an: Ada, überaus selbstbewußte Schülerin, vierzehn Jahre alt, kommt neu an ein Gymnasium namens Ernst-Bloch, wo der Alltag sie nicht fordert und die Lehrer meist schwache Gegner beim intellektuellen Kräftemessen sind. Anfangs erregt Ada auf Ernst-Bloch wenig Aufmerksamkeit. Das soll sich ändern im Fortgang dieses Romans.
Klappentext
Die atemberaubende Geschichte einer obsessiven Abhängigkeit zwischen einer Schülerin und einem Schüler, Ada und Alev, aus der sich erst die Bereitschaft, dann der Zwang zu Taten ergibt, die alle Grenzen der Moral, des menschlichen Mitgefühls und des vorhersehbaren Verhaltens überschreiten. Die beiden jungen Menschen wählen sich ihren Lehrer Smutek als Ziel einer ausgeklügelten Erpressung. Sie beginnen ein perfides Spiel um Sex, Verführung, Macht.Auszüge aus dem Buch
Exordium. Wenn das alles ein Spiel ist, sind wir verloren / / Was, wenn die Urenkel der Nihilisten längst ausgezogen wären aus dem staubigen Devotionalienladen, den wir unsere Weltanschauung nennen? Wenn sie die halb leergeräumten Lagerhallen der Wertigkeiten und Wichtigkeiten, des Nützlichen und Notwendigen, Echten und Rechten verlassen hätten, um auf Wildwechseln in den Dschungel zurückzukehren, dorthin, wo wir sie nicht mehr sehen, geschweige denn erreichen können? Was, wenn ihnen Bibel, Grundgesetz und Strafrecht nie mehr gegolten hätten als Anleitung und Regelbuch zu einem Gesellschaftsspiel? Wenn sie Politik, Liebe und Ökonomie als Wettkampf begriffen? Wenn das Gute für sie maximierte Effizienz bei minimiertem Verlustrisiko wäre, das Schlechte hingegen nichts als ein suboptimales Resultat? Wenn wir ihre Gründe nicht mehr verstünden, weil es keine gibt? / Woher nähmen wir dann noch das Recht zu beurteilen, zu verurteilen, und vor allem wen? Den Verlierer des Spiels oder den Sieger? Der Richter müsste zum Schiedsrichter werden. Mit jedem Versuch, Erlerntes anzuwenden und Recht in Gerechtigkeit zu übersetzen, würde er sich der letztverbliebenen Todsünde schuldig machen: Der Heuchelei. / Alles das habe ich in die Entscheidungsgründe eines Urteils geschrieben. Es wurde der Geschäftsstelle übergeben, es wurde den Parteien förmlich zugestellt. Ich kann die Gerichtsferien nutzen, um meine Gedanken zu ordnen. Ich kann den Tatbestand aufschreiben, nicht in der verkürzten Form, die ein Urteil verlangt, sondern so, wie er sich wirklich zugetragen haben muss. / Wenn ich mich aber entscheide, von Geschehnissen zu sprechen, an denen ich selbst nicht beteiligt war, deren Protagonisten ich kaum kenne und über die ich nur aus beruflichen Gründen Bescheid wissen muss, komme ich um die Frage nicht herum, wer die Geschichte erzählen soll. Ein Ich, der Weltgeist, die Gerechtigkeit, das multiple Wir aus phantasierendem Autor und seinen Figuren, das der Realität des Erzählens am nächsten kommt? Nichts davon gefällt mir. Es wäre unnatürlich wie die erzwungene Erwiderung auf eine Frage, die sich schlichtweg nicht beantworten lässt. Wer ist schon Ich ? Wer Wir ? Das Problem beschäftigt die Menschheit seit Tausenden von Jahren. Ein Computer, der es lösen wollte, sähe sich gezwungen, eine Gleichung zu bilden, die gegen unendlich geht. Wer bist du?, bedeutet für ihn: Wie viele Anwendungen laufen in dieser Sekunde in deinem Innern? Wenn er darauf antwortete mit der Zahl X, so fügte der Vorgang des Antwortens der Summe einen weiteren Prozess hinzu, so dass sie lauten müsste: X plus eins, und seine Antwort wäre falsch. Würde er dies erkennen und versuchen, sich zu korrigieren, und sagte: X plus eins, so wäre die Summe bereits X plus zwei, und so ginge es weiter, und der Computer stürzte ab, zerschellend an der liegenden Acht, unfähig zu sagen, wer er sei. Der Mensch unterscheidet sich vom Rechner durch die Fähigkeit zur Schlamperei, durch seine Begabung, ein Problem zu übergehen, wenn er instinktiv erkennt, dass er es mit der Unendlichkeit aufzunehmen hätte. Während der Computer abstürzt, schüttelt der Mensch den Kopf, lacht oder weint und geht weiter seines Weges. Mal wieder ein Problem, das man am saubersten löst, indem man es vergisst. Ich lasse offen, wer ich bin. Ich bitte um Verständnis und entschuldige mich für entstandene Unannehmlichkeiten. / Wenigstens das Wetter erfüllt die Erwartungen. Es ist für die Jahreszeit weder zu warm noch zu kalt, was im Monat August in dieser Stadt nur eins bedeuten kann: Es ist heiß und feucht. Väterchen Rhein schwitzt seine flusshaften Sekrete aus, die Köln-Bonner-Bucht sammelt sie und kocht sie ein zu schwerem Mus, das auf Häusern, Autodächern, Rücken und Gedanken lastet. Was gäben wir für einen kleinen Wind, einen frischen Hauch, der den Rhein hinaufgeklettert kommt, von Norden her, Erleichterung bringend, eine Ahnung von Meer! Nicht
Biografie
Juli Zeh, 1974 in Bonn geboren, Jurastudium in Passau und Leipzig, Studium des Europa- und Völkerrechts. Längere Aufenthalte in New York und Krakau. Ihr Roman "Adler und Engel" (2001) wurde zu einem Welterfolg und ist mittlerweile in 24 Sprachen übersetzt. Juli Zeh wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem "Deutschen Bücherpreis" (2002), dem "Rauriser Literaturpreis" (2002), dem "Hölderlin-Förderpreis" (2003), dem "Ernst-Toller-Preis" (2003), dem "Carl-Amery-Literaturpreis" (2009) und dem Gerty-Spies-Literaturpreis der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz (2009). 2013 wurde sie mit dem"Thomas Mann Preis" für ihr "vielfälgiges Prosawerk" geehrt, 2014 mit dem "Hoffmann-von-Fallersleben-Preis" für zeitkritische Literatur. Juli Zeh lebt in Leipzig.Anmerkungen:
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Juli Zeh
Spieltrieb
EUR 13,00*