Håkan Nesser: Die Frau mit dem Muttermal
Die Frau mit dem Muttermal
Buch
- Roman. Ausgezeichnet mit dem Schwedischen Krimipreis 1996
- Originaltitel: Kvinna med födelsemärke
- Übersetzung: Christel Hildebrandt
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- btb Taschenbuch, 03/2012
- Einband: Kartoniert / Broschiert
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783442742752
- Bestellnummer: 9447965
- Umfang: 284 Seiten
- Copyright-Jahr: 2012
- Gewicht: 279 g
- Maße: 188 x 120 mm
- Stärke: 26 mm
- Erscheinungstermin: 12.3.2012
- Serien: btb - Band 74275 , Die Van-Veeteren-Krimis - Band 04
Kurzbeschreibung
Zwei Männer sind tot. Auf ganz ähnliche, brutale Weise ums Leben gekommen. Doch welche Verbindung besteht zwischen beiden? Inspektor van Veeteren entdeckt eine heiße Spur, die in die Vergangenheit und zu einer schönen jungen Frau führt. Wird er die nächsten beiden Morde verhindern können?Klappentext
Zwei tote Männer - eine gemeinsame Vergangenheit? Van Veeteren ermitteltZwei Männer sind tot. Auf ganz ähnliche, brutale Weise ums Leben gekommen. Mit vier Schüssen niedergestreckt, zwei in die Brust und zwei in den Unterleib. Zweifellos handelt es sich um denselben Täter, aber erstmal tappen Inspektor Van Veeteren und seine Leute im Dunkeln. Dann stellt sich heraus, dass die beiden Toten vor dreißig Jahren gemeinsam ihre Offiziersprüfung beim Militär ablegten. Schon bald erkennt Van Veeteren, dass auch die ehemaligen Kameraden in Gefahr sind. Kann er die nächsten Morde verhindern?
Auszüge aus dem Buch
23. Dezember - l4. Januar Sie fror. Der Tag hatte zwar ganz vielversprechend mit sanftem Schneefall begonnen, aber seit der Mittagszeit hatte der starke Wind vom Meer den Niederschlag in einen peitschenden Regen verwandelt. Er ging durch Mark und Bein, ließdie Ladenbesitzer unten im Hafen eine Stunde früher als üblich schließen, und in Zimmermanns Kneipe wurden dreimal so viele Grogs serviert wie an einem normalen Dezembertag. Der Friedhof lag obendrein nach Südwesten hin. An einem leicht hügeligen, baumlosen Abhang, Wind und Wetter vollkommen ausgeliefert. Als die kleine Gruppe endlich das frisch ausgehobene, lehmige Grab erreichte, gingen der Frau sonderbare Gedanken durch den Kopf. Dort unten war es jedenfalls windgeschützt. Zumindest konnten einem im Grab der Wind und der verfluchte Regen nichts mehr anhaben. Alles hatte seine guten Seiten. Der Pfarrer näselte, und der Totengräber - oder wie sollte sie ihn sonst nennen - kämpfte mit dem Regenschirm. Er versuchte, damit den Schwarzrock und sich selbst zu schützen, aber die Böen waren launisch und wechselten die Richtung von einer Sekunde zur anderen. Die Träger drückten ihre Absätze in den weichen Lehm und setzten den Sarg ab. Ihr Blumenstrauß auf dem Deckel sah schon jetzt demoliert aus. Wie ein Bund Suppengrün, das zu lange gekocht worden war. Einer der Männer schwankte, fand die Balance aber wieder. Der Pfarrer putzte sich die Nase und sang ein Kirchenlied. Der Totengräber fummelte mit der Schaufel. Der Regen wurde stärker. Das war typisch. Sie konnte nicht anders, sie mußte immerzu daran denken, während sie die Hände in den Manteltaschen ballte und versuchte, etwas Wärme in die Füße zu trampeln. Es war ja so typisch. Diese Zeremonie war genauso mißglückt und unwürdig wie das ganze Leben ihrer Mutter. Nicht einmal eine anständige Beerdigung war ihr also vergönnt. Am Tag vor Heiligabend. Ein bißchen blauer Himmel oder leichter Schneefall? War das zuviel verlangt? Natürlich war es das. Das Leben ihrer Mutter war gesäumt von Niederlagen und hinterhältigen Unglücken; genaugenommen war das hier passend und gleichzeitig zu erwarten gewesen, und sie merkte plötzlich, wie sie sich auf die Lippen beißen mußte, um nicht loszuheulen. Sie durfte nicht weinen. Jedenfalls noch nicht. Aus irgendeinem merkwürdigen, unerklärbaren Grund hatte ihre Mutter gerade das von ihr gefordert. Weine nicht! Mach, was du willst, aber steh bei meiner Beerdigung nicht heulend am Grab. Tränen haben noch nie geholfen, glaube mir, ich habe Sintfluten im Laufe meines Lebens vergossen. Nein, handle, meine Tochter! Tu etwas richtig Großartiges, so daß ich von da oben im Himmel applaudieren kann. Während sie das sagte, hatte ihre Mutter ihre Hand zwischen ihren beiden rissigen und kraftlosen Händen gehalten. Sie hatte ihre gebrochenen Augen in die der Tochter gebohrt, und dadurch hatte diese begriffen, daß es der Mutter dieses Mal wirklich ernst war. Dieses eine Mal hatte die Mutter wirklich etwas von ihr gefordert. Sie war natürlich sehr spät damit herausgerückt, und es war unklar formuliert, aber worum es ging, daran bestand kein Zweifel. Oder doch? Eine halbe Stunde später war sie tot. Tu etwas, meine Tochter! Handle! Der Pfarrer verstummte. Er schaute sie unter dem tropfenden Regenschirm an, und sie begriff, daß sie irgend etwas tun sollte. Aber was? Sie hatte keine Ahnung. Schließlich war es erst das zweite Mal in ihrem Leben, daß sie auf einer Beerdigung war; und beim letzten Mal war sie acht oder neun Jahre alt gewesen, und ihre Mutter hatte sie dorthin mitgenommen. Vorsichtig trat sie ein paar Schritte vor. Blieb in sicherem Abstand stehen, um der Gefahr aus dem Weg zu gehen, auch noch ins Grab zu rutschen. Sie senkte den Kopf und schloß die Augen. Faltete die Hände vor sich. Zum Teufel, jetzt denken die sicher, daß ich bete, dachte sie. Oder daß ich jedenfalls so tue als ob. Hallo, Mama! Du kannst dich auf mich verlassen...Biografie (Håkan Nesser)
Håkan Nesser, geboren 1950, ist einer der interessantesten und aufregendsten Krimiautoren Schwedens. Für seine Kriminalromane um Kommissar Van Veeteren erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, sie sind in mehrere Sprachen übersetzt und wurden erfolgreich verfilmt. Daneben schreibt er Psychothriller. "Kim Novak badete nie im See von Genezareth" oder "Und Piccadilly Circus liegt nicht in Kumla" gelten inzwischen als Klassiker in Schweden, werden als Schullektüre eingesetzt, und haben seinen Ruf als großartiger Stilist nachhaltig begründet. Håkan Nesser lebt mit seiner Frau in London und auf Gotland. 2011 wurde er mit dem "Ripper Award", dem Europäischen Preis für Kriminalliteratur ausgezeichnet.Biografie (Christel Hildebrandt)
Christel Hildebrandt, geboren 1952 in Lauenburg, studierte Germanistik, Soziologie und Literaturwissenschaft und wandte sich nach der Promotion der skandinavischen Literatur zu. Seit 1988 arbeitet sie als freie literarische Übersetzerin aus den Sprachen Norwegisch, Dänisch und Schwedisch. Sie erhielt den Paul-Celan-Preis nominiert wurde. Daneben reicht die Palette ihrer Übersetzungen von Henrik Ibsen bis zu Håkan Nesser, Jógvan Isaksen und Hanne Marie Svendsen. Mit ihrem Mann, drei Töchtern und einer Katze lebt Christel Hildebrandt in Hamburg.Anmerkungen:
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Håkan Nesser
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