Schleppender Beginn aber ergreifender Schluß
Buchinhalt:
Noas Herz gehört Marlon, einem geheimnisvollen Jungen, den sie nach der U-Bahn-Katastrophe kennen lernt: Noa war Opfer eines Unfalls, bei dem die Bahn entgleiste und sie überlebte nur knapp.
Während das Mädchen zuerst Olivier als ihren Schutzengel sieht, wird schnell klar, dass dieser etwas Merkwürdiges verbirgt. Doch auch Marlon ist nicht der, der er zu sein scheint – denn am Ende des Sommers wird Noa ihn verlieren – er wird sich nicht mehr an sie erinnern und dem Menschsein für immer den Rücken kehren.
Trotz allen verliebt sich Noa in ihn und gemeinsam suchen die beiden nach einem Ausweg – denn Marlon ist nicht der einzige – sein Geheimnis teilen auch seine Schwester und sein Bruder. Und geschieht es nicht an einem besonderen Tag im August, kann es für Marlon den Tod bedeuten…
Persönlicher Eindruck:
Anders als andere Lesermeinungen wußte ich von Klappen- und Innentext her überhaupt nicht, was mich in dem Roman erwarten würde – das Cover ließ mich zunächst auf einen weiteren Engel-Roman schließen und ich wurde im Laufe des Buches sehr überrascht, als ein Wesen ins Spiel kam, von dem man in der (Jugend-)Fantasy noch recht wenig gehört hat. Um nicht zuviel zu verraten, möchte ich es hier nicht nennen, aber man kann 2/3 des Romans über rätseln und gespannt sein – Marlons Geheimnis bleibt lange Zeit im Dunkeln, auch wenn sich nach einer Weile Spuren abzeichnen.
Zu Beginn verfiel Benkau leider in dieselbe Erzählweise, wie schon bei „Dark Canopy“ – sie lässt ihre Figuren sehr abgehackt und unflüssig erzählen. Diese Art des Erzählens ist so gar nicht mein Fall und ich war froh, als sich der Lesefluß im Laufe des Romans sichtlich besserte.
Parallelen zu einigen bestehenden Romanen anderer Autoren konnte ich zweifelsohne feststellen, doch es war noch in einem Rahmen, der nicht unangenehm auffällig oder abgeschrieben wirkte.
Inhaltlich braucht die Geschichte ziemlich lange, bis sich ein wirklicher Spannungsbogen aufbaut, doch dieser enttäuschte mich zum Schluß hin keineswegs: die Spannung steigert sich zu einem emotionalen und ergreifenden Höhepunkt, der mir am Ende Tränen in die Augen trieb.
Noa und Marlon als Hauptfiguren waren bildhaft und plastisch angelegt, man litt und liebte recht schnell mit den beiden. Lediglich die Nebenfiguren, allen voran Noas Vater, waren für mich teilweise nicht wirklich realitätsnah, es sei denn, es interessiert einen Vater heutzutage nicht, dass seine minderjährige Tochter ohne groß Bescheid zu sagen einfach mehrere Nächte bei einem Wildfremden zubringt.
Die Handlung um die doch recht seltenen Geschöpfe und die berührende Wende im Epilog rundeten einen nichts desto trotz spannenden und mit durchaus einigen neuen Ideen erzählten Jugendroman gekonnt ab, den ich ohne weiteres weiterempfehlen kann und selbst in wenigen Tagen verschlungen habe.