Entfesselte Finanzmärkte
Entfesselte Finanzmärkte
Buch
- Soziologische Analysen des modernen Kapitalismus
- Herausgeber: Klaus Kraemer, Sebastian Nessel
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- Campus Verlag, 06/2012
- Einband: Flexibler Einband
- ISBN-13: 9783593396064
- Umfang: 405 Seiten
- Copyright-Jahr: 2012
- Gewicht: 512 g
- Maße: 215 x 142 mm
- Stärke: 30 mm
- Erscheinungstermin: 21.6.2012
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Kurzbeschreibung
Die Soziologie der FinanzmärkteDie internationalen Finanzmärkte sind zu einem einzigartigen Treibmittel des gesellschaftlichen Wandels geworden - und sind selbst schwer berechenbar. Sie haben Wachstum beschleunigt und Wohlstand begünstigt, und dann Wirtschaft und Gesellschaft in die Krise gestürzt. Um ihre janusköpfige Gestalt zu verstehen, müssen aber nicht nur ökonomische, sondern auch soziale, institutionelle und kulturelle Faktoren einbezogen werden.
Im Zentrum des Bandes steht daher die Frage, welchen originären Beitrag die Soziologie zur Analyse moderner Finanzmärkte, ihrer Dynamik und Krisen leisten kann. Beleuchtet wird dabei das Verhältnis von Finanzmarktkapitalismus und Realwirtschaft, das Entscheidungsverhalten von Anlegern, politische Handlungsmöglichkeiten und die Rolle des Staates bei der Regulierung der Finanzmärkte.
Mit Beiträgen von Natalia Besedovsky, Klaus Dörre, Sabine Frerichs, Heiner Ganßmann, Hartmut Hirsch-Kreinsen, Lukas Hofstätter, Philipp Korom, Klaus Kraemer, Andreas Langenohl, Stefan Laube, Rolf von Lüde, Sighard Neckel, Sebastian Nessel, Axel T. Paul,
Jenny Preunkert, Birger P. Priddat, Manfred Prisching, Christian von Scheve, Uwe Schimank, Silke Stopper, Georg Vobruba, Dietmar J. Wetzel und Brigitte Young.
Inhaltsangabe
InhaltEinleitung
Klaus Kraemer / Sebastian Nessel9
I. Finanzmärkte: Soziologische Zugänge
Ideen, Interessen und Institutionen: Welchen Beitrag kann die Soziologie zur Analyse moderner Finanzmärkte leisten?
Klaus Kraemer25
Die Entgrenzung von Nicht-Sinn: Zur Konzipierung entfesselter Finanzmärkte
Andreas Langenohl / Dietmar J. Wetzel63
Geldillusion und Krise
Heiner Ganßmann83
Von Menschen, Märkten und Moneten: Eine Kritik verhaltensökonomischer Deutungen der Finanzkrise
Sabine Frerichs103
II. Finanzmärkte und Realwirtschaft
Krise des Shareholder Value?
Kapitalmarktorientierte Steuerung als Wettkampfsystem
Klaus Dörre121
Finanzmarktkapitalismus und technologische Innovationen
Hartmut Hirsch-Kreinsen145
Vom Austrokorporatismus zum Austrokapitalismus: Das Beispiel der Entbettung österreichischer Banken
Lukas Hofstätter / Philipp Korom161
III. Finanzmarktkrisen, Ohnmacht und Regulierung
Crisis? What Crisis? Zur Logik der Spekulation oder Warum die Hypotheken-Krise lehrt, dass die nächste Krise kommt
Axel T. Paul181
Die Eurokrise - Konsequenzen der defizitären Institutionalisierung der gemeinsamen Währung
Jenny Preunkert / Georg Vobruba201
Politischer Ritterschlag für Ratingagenturen: Regulatorisches Outsourcing und der Beitrag von Gesetzgebern zur Macht der Ratingagenturen
Natalia Besedovsky225
Kleinanleger auf dem Finanzmarkt: Praktiken der Hilflosigkeitsabsorption
Uwe Schimank / Silke Stopper243
Vertrauen, Wissen, Nichtwissen - Bank-Kunden-Beziehungen in der Finanzkrise
Birger P. Priddat263
IV. Finanzmärkte und Entscheidungsrationalitäten
Ethisches Investment, Islamic Finance und politische Fonds: Eine Analyse multipler Entscheidungsrationalitäten auf Finanzmärkten
Sebastian Nessel281
Rationalitätsfiktionen des Anlageverhaltens auf Finanzmärkten
Rolf von Lüde / Christian von Scheve309
Der Gefühlskapitalismus der Banken: Vom Ende der Gier als "ruhiger Leidenschaft"
Sighard Neckel327
Finanzkrisen und Stimmungslagen - eine gegenwartsanalytische Betrachtung
Manfred Prisching347
Der Markt als Lebewesen: Zugeschriebene Handlungsträgerschaft als Bearbeitung von Ungewissheit und Informationsarmut in Finanzmärkten
Stefan Laube367
V. Ausblick
Globale Finanzmärkte: Fairness und Gerechtigkeit
Brigitte Young387
Autorinnen und Autoren403
Klappentext
Die internationalen Finanzmärkte sind zu einem einzigartigen Treibmittel des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels geworden. Einerseits haben sie ökonomische Wachstumsprozesse beschleunigt und Wohlstandsgewinne begünstigt, andererseits aber auch krisenhafte Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft hervorgebracht bzw. verstärkt. Inzwischen zeichnet sich immer deutlicher ab, dass eine ganze Reihe sozialer, institutioneller und kultureller Faktoren einbezogen werden müssen, um die janusköpfige Gestalt der Finanzmärkte ebenso wie ihre politischen Rahmenbedingungen und gesellschaftlichen Auswirkungen adäquat zu analysieren. Um die Leistungsfähigkeit der Soziologie bei der Analyse der Finanzmärkte eingehender zu diskutieren, sind in diesem Buch Beiträge aus diversen Feldern der soziologischen Forschung versammelt. Bei aller Unterschiedlichkeit des theoretischen und empirischen Zugangs besteht das Gemeinsame der vorliegenden Aufsätze in der Frage, welchen originären Beitrag die Soziologie zu einem besseren Verständnis zentraler Entwicklungstrends und Problemlagen der Finanzmärkte, ihrer Dynamiken und Krisen in modernen kapitalistischen Gesellschaften leisten kann.Mit dem Aufschwung der neueren Wirtschaftssoziologie seit den 1980er Jahren ist die Aufmerksamkeit des Faches wieder stärker auf Märkte und Unternehmen als soziologische Untersuchungsgegenstände gerichtet worden. Im Gegensatz zur klassischen, maßgeblich von Max Weber geprägten Frühphase der Wirtschaftssoziologie werden jedoch nicht nur die außerökonomischen Voraussetzungen des Ökonomischen untersucht. Zugleich sind in zahlreichen neueren Arbeiten die sozialen Strukturen von Märkten (zum Beispiel Netzwerke, Institutionen, Statushierarchien, sozio-kognitive Skripts) ins Blickfeld geraten. Von diesem wieder erwachten Interesse für wirtschaftssoziologische Fragen hat die Soziologie der Finanzmärkte zunächst nicht profitiert. Mehr noch: Die Finanzmärkte sind als Untersuchungsfeld vom Mainstream der Soziologie ignoriert worden. In jüngster Zeit haben jedoch drei Ereignisse das soziologische Interesse für Finanzmärkte geweckt: erstens der dramatische Kursverfall von Unternehmen der New Economy an den internationalen Finanzmärkten zur Jahrtausendwende ("Internetblase"), zweitens die globale Finanzmarktkrise ab 2007 / 08 mit ihren zum Teil dramatischen Auswirkungen auf Weltwirtschaft und Nationalstaaten sowie drittens die schwelende Eurokrise seit 2009, die scheinbare Selbstverständlichkeiten des europäischen Integrationsprozesses zur Disposition gestellt hat und mit massiven wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen einherging.
Die soziologische Erforschung der Finanzmärkte ist damit aus zweierlei Gründen lohnenswert: Zum einen sind Finanzmärkte nicht nur ökonomisch relevante Institutionen, sondern in den letzten Jahrzehnten auch von großer Bedeutung für die Entwicklungsdynamik und den Wandel kapitalistischer Gesellschaften rund um den Globus geworden. Um diesen Wandel in seinen sozioökonomischen, aber auch sozialen, institutionellen und politisch-kulturellen Facetten erklären zu können, erscheint es gerade auch für die Soziologie unabdingbar, sich mit den Finanzmärkten auseinanderzusetzen. Zum anderen sind die vorherrschenden Erklärungsmodelle der orthodoxen ökonomischen Theorie soziologisch alles andere als überzeugend, um das hektische Auf und Ab der Kursbewegungen sowie die wiederkehrenden Blasen und Zusammenbrüche auf den Finanzmärkten wenigstens annäherungsweise zu erklären. Vor diesem Hintergrund stellt sich für die Soziologie die Frage, welchen Beitrag sie zur Analyse moderner Finanzmärkte leisten kann. Was sind die zentralen gesellschaftlichen Konstitutionsbedingungen des modernen Finanzsystems? Welche sozialen, institutionellen und kulturellen Einflussfaktoren können identifiziert werden? Wurde der wohlfahrtsstaatlich gezähmte Kapitalismus von einem finanzmarktgetriebenen Kapitalismus abgelöst? Haben die politischen Eliten den "verwilderten Finanzkapitalismus" von der "Leine der Realökonomie" (Jürgen Habermas) entbunden? Wie wirken sich liberalisierte Finanzmärkte auf betriebliche Arbeits- und Beschäftigungssysteme und auf die Sozialstruktur aus? Und welche Folgen haben die globalen Turbulenzen der Finanzmärkte auf staatliche Ordnungen des gesellschaftlichen Zusammenlebens? Die politischen und sozialen Verwerfungen der von der gegenwärtigen Eurokrise besonders hart getroffenen Länder, wie beispielsweise Griechenland, Spanien und Portugal, lassen jedenfalls erahnen, wie folgenreich Finanzkrisen für staatliche Souveränitätsansprüche und den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft sein können. Der vorliegende Band will einen Beitrag zur soziologischen Beobachtung der Finanzmärkte leisten, Einblicke in den Stand unterschiedlicher Forschungsstränge zur Finanzmarktsoziologie geben und damit weitere Forschungen stimulieren. Die Aufsätze sind thematisch fünf Bereichen zugeordnet: Der erste Teil erschließt unterschiedliche Zugänge der Soziologie zum Untersuchungsobjekt der Finanzmärkte. Im zweiten Teil wird das Verhältnis von Finanzmärkten und Produktionsökonomie analysiert. Teil drei widmet sich Finanzmarktkrisen aus mikro-, meso- und makrosoziologischer Warte. Im vierten Teil werden die Entscheidungsrationalitäten unterschiedlicher Finanzmarktakteure untersucht. Der Band schließt mit einem Ausblick zur Zukunft der Regulierung der Finanzmärkte.
Auszüge aus dem Buch
Die internationalen Finanzmärkte sind zu einem einzigartigen Treibmittel des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels geworden. Einerseits haben sie ökonomische Wachstumsprozesse beschleunigt und Wohlstandsgewinne begünstigt, andererseits aber auch krisenhafte Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft hervorgebracht bzw. verstärkt. Inzwischen zeichnet sich immer deutlicher ab, dass eine ganze Reihe sozialer, institutioneller und kultureller Faktoren einbezogen werden müssen, um die janusköpfige Gestalt der Finanzmärkte ebenso wie ihre politischen Rahmenbedingungen und gesellschaftlichen Auswirkungen adäquat zu analysieren. Um die Leistungsfähigkeit der Soziologie bei der Analyse der Finanzmärkte eingehender zu diskutieren, sind in diesem Buch Beiträge aus diversen Feldern der soziologischen Forschung versammelt. Bei aller Unterschiedlichkeit des theoretischen und empirischen Zugangs besteht das Gemeinsame der vorliegenden Aufsätze in der Frage, welchen originären Beitrag die Soziologie zu einem besseren Verständnis zentraler Entwicklungstrends und Problemlagen der Finanzmärkte, ihrer Dynamiken und Krisen in modernen kapitalistischen Gesellschaften leisten kann.Mit dem Aufschwung der neueren Wirtschaftssoziologie seit den 1980er Jahren ist die Aufmerksamkeit des Faches wieder stärker auf Märkte und Unternehmen als soziologische Untersuchungsgegenstände gerichtet worden. Im Gegensatz zur klassischen, maßgeblich von Max Weber geprägten Frühphase der Wirtschaftssoziologie werden jedoch nicht nur die außerökonomischen Voraussetzungen des Ökonomischen untersucht. Zugleich sind in zahlreichen neueren Arbeiten die sozialen Strukturen von Märkten (zum Beispiel Netzwerke, Institutionen, Statushierarchien, sozio-kognitive Skript s) ins Blickfeld geraten. Von diesem wieder erwachten Interesse für wirtschaftssoziologische Fragen hat die Soziologie der Finanzmärkte zunächst nicht profitiert. Mehr noch: Die Finanzmärkte sind als Untersuchungsfeld vom Mainstream der Soziologie ignoriert worden. In jüngster Zeit haben jedoch drei Ereignisse das soziologische Interesse für Finanzmärkte geweckt: erstens der dramatische Kursverfall von Unternehmen der New Economy an den internationalen Finanzmärkten zur Jahrtausendwende ("Internetblase"), zweitens die globale Finanzmarktkrise ab 2007 / 08 mit ihren zum Teil dramatischen Auswirkungen auf Weltwirtschaft und Nationalstaaten sowie drittens die schwelende Eurokrise seit 2009, die scheinbare Selbstverständlichkeiten des europäischen Integrationsprozesses zur Disposition gestellt hat und mit massiven wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen einherging.
Die soziologische Erforschung der Finanzmärkte ist damit aus zweierlei Gründen lohnenswert: Zum einen sind Finanzmärkte nicht nur ökonomisch relevante Institutionen, sondern in den letzten Jahrzehnten auch von großer Bedeutung für die Entwicklungsdynamik und den Wandel kapitalistischer Gesellschaften rund um den Globus geworden. Um diesen Wandel in seinen sozioökonomischen, aber auch sozialen, institutionellen und politisch-kulturellen Facetten erklären zu können, erscheint es gerade auch für die Soziologie unabdingbar, sich mit den Finanzmärkten auseinanderzusetzen. Zum anderen sind die vorherrschenden Erklärungsmodelle der orthodoxen ökonomischen Theorie soziologisch alles andere als überzeugend, um das hektische Auf und Ab der Kursbewegungen sowie die wiederkehrenden Blasen und Zusammenbrüche auf den Finanzmärkten wenigstens annäherungsweise zu erklären. Vor diesem Hintergrund stellt sich für die Soziologie die Frage, welchen Beitrag sie zur Analyse moderner Finanzmärkte leisten kann. Was sind die zentralen gesellschaftlichen Konstitutionsbedingungen des modernen Finanzsystems? Welche sozialen, institutionellen und kulturellen Einflussfaktoren können identifiziert werden? Wurde der wohlfahrtsstaatlich gezähmte Kapitalismus von einem finanzmarktgetriebenen Kapitalismus abgelöst? Habe
Biografie (Klaus Kraemer)
Klaus Kraemer ist Universitätsprofessor für Angewandte Soziologie (Wirtschaft, Organisation und soziale Probleme) am Institut für Soziologie der Universität Graz.Biografie (Sebastian Nessel)
Sebastian Nessel, M.A., ist Soziologe und Universitätsassistent am Institut für Soziologie der Universität Graz.Anmerkungen:
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