Nach Kauf bitte sofort prüfen: Pressung ist fehleranfällig
Der kränklich grünliche Schleier von Ushers bepudelmütztem Profil auf der viel zu dünnen und daher knickanfälligen Kastentasche ist nicht das Einzige, das bei seinem Album CONFESSIONS anlässlich des 20. Jubiläums anders ist. Wenn man wie ich mit der Erstauflage der CD von 2004 aufgewachsen ist (und den Sprung auf Vinyl-LP zu spät gewagt und die Vinylerstpressung in der Vergangenheit für horrende Preise auf den virtuellen Ladentheken dieser Welt davonschweben gesehen hat), wird man sich an weitere Veränderungen auf Vinyl gewöhnen müssen. Erstens ist am Ende von THROWBACK ein Rap eingeschoben worden. Zweitens blenden CONFESSIONS PART II und BURN früher aus, wohl deshalb, damit die ersten 6 Titel allesamt auf die A-Seite passen. Das kurze CONFESSIONS (INTERLUDE) wurde nämlich durch das 3mal so lange CONFESSIONS PART I ausgetauscht.
Was man daraus lernt, ist, dass das Master auf jenes der Special-Edition-CD beruht. Auf deren Cover sieht man normalerweise Usher mit gequältem Blick in die Kamera linsen. Das romantische Duett MY BOO mit Alicia Keys ist als einstiger Bonustrack auch mit am Start.
Weil sich so viel Menge an Musik pro Seite auf den Plattenseiten befindet, macht sich bei den hinteren Stücken mitunter leichtere Inner-Groove-Distortion bemerkbar. BURN und MY BOO werden mit hoher Kopfstimme vorgetragen und klirren bei höherer Lautstärke. Angesichts der vollgequetschten Seiten klingt das vergleichsweise sogar noch annehmbar. Denn die mit Hochglanz überzogenen Beats bleiben bei ihrer hollywoodträchtigen Wucht nämlich immer schön sauber. Das Label LaFace Records, bei dem Usher zu diesem Zeitpunkt unter Vertrag ist und das sich unter der Schirmherrschaft von L. A. Reid befindet, hat in den 90ern Künstler wie Toni Braxton, TLC und auch eine P!nk in ihren Anfangstagen zu Großkalibern der Popgeschichte emporsteigen lassen mit smoothen R&B-Kompositionen und den richtigen Machern an Reids Seite wie den Singer-Songwriter Babyface und Diane Warren. Angesichts dessen war der Charts-Appeal von Ushers CONFESSIONS keine Frage des Zufalls, sondern eine des Kalküls. Alles sitzt bestens, angefangen beim starken Songmaterial, über Ushers Charisma und dem wohl am meisten in Szene gesetzten Sixpacks der Musikgeschichte (neben jenem von D'Angelo) bis hin zu Ushers entschuldigender Demut in Liedern wie BURN und CONFESSIONS PART II (Anspieltipp), weil sein Alter Ego eine Affäre hatte, aus der ein Kind hervorgegangen ist, er aber seine Freundin trotzdem so doll liebt und um Verzeihung bittet. Eine coole Socke bleibt er trotz seines Seitensprungs bei Uptemponummern wie YEAH! und CAUGHT UP, die auch den ach so starken Machos auf 2000er-Partys imponieren und ihnen noch lockere Tanzschritte entlocken können. Das alles bekommt man jedenfalls auf CONFESSIONS zu hören, falls man die beiden LPs denn überhaupt auf den Plattenteller bekommt. Ich musste ein Exemplar zur Retoure anmelden, weil die erste LP einen dermaßen fetten Höhenschlag hatte, dass mein Ortofon MKII Nightlife auf eine irre Berg- und Talfahrt gehen musste. Obwohl die LP sauber durchspielte, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Spuren der Lagerung bemerkbar machen würden und das Ding anfangen würde zu springen. Das 2. Exemplar ist diesbezüglich besser, aber auch dessen beide Mittellöcher sind nicht sauber ausgestanzt worden, sodass man sie mit einem Buntstift weiten sollte, bevor man die LPs auf den Plattenteller loslässt - 4 Sterne, weil der Rap in THROWBACK und CONFESSIONS PART Bereicherungen darstellen sowie die Edits von CONFESSIONS PART II bzw. BURN nicht groß ins Gewicht fallen.