"Reliever" halte ich für einen absoluten Lichtblick und bisherigen Höhepunkt dieses Jahres im Bereich Singer/Songwriter.
Es ist sehr erfreulich, wenn man in der Masse von Veröffentlichungen immer wieder etwas Besonderes entdeckt. Und wenn dieses zudem ausserhalb dessen abläuft, was sich heutzutage im Mainstream und in den Charts tummelt, dann ist das besonders angenehm. So geschehen mit der aktuellen Platte "Reliever" des aus Kanada stammenden Singer/Songwriters William Prince. Und dazu verfügt der Mann über eine sehr ausdrucksstarke Stimme, die ihn ebenfalls besonders macht, 'One In A Million', so könnte man es treffend formulieren.
Als Kind unter anderem beeinflusst von Gospelmusik, schlägt sich auch das hier nieder. Mit ganz samtenem Soul-Feeling schleicht sich seine warmherzig klingende Musik in die Seele und hinterlässt ein Wohlgefühl – bereits beim Opener "The Spark". »These songs were born in a time of great challenge«, so liest man im Innern der CD-Verpackung. Worum es im Einzelnen geht, kann man in den Texten im beigefügten Booklet nachlesen. "Heaven And Hell", "Lighthouse", das allein lässt Zusammenhänge vermuten, möglicherweise tragen die Texte auch autobiografische Züge.
Insofern kann man sich rasch einlassen auf eine familiär wirkende Atmosphäre und wenn man den einen oder anderen Text genauer ansieht, dann kann man sich durchaus darin wiederfinden. Und damit trifft es dann auch diesen von William Prince aufgeführten Satz: »May these songs do for others what they have done for me«. Ja, William, sie können…
Somit breitet sich eine ganze Palette von Emotionen vor dem Hörer aus, oft mit einer gewissen Traurigkeit und Melancholie behaftet, aber nicht herunter ziehend und depressiv wirkend. Denn wenn man dem Titelsong intensiv lauscht, dann kann das einen Kloss im Hals verursachen. Ein langsamer Song, dramatischer Gesang, und wenn dann das flirrende Streicherarrangement auftaucht und dazu ganz leise die Steel Guitar jauchzt, das geht sehr nahe.
Es sind tatsächlich vor allem die ruhigen (und überwiegenden) Nummern, die diese spezielle Atmosphäre verbreiten, eine Stimmung, die zum Innehalten verleitet, und dazu, sich wirklich einmal die Texte zur Hand zu nehmen, und den Song dann ganzheitlich wahrzunehmen. So begreift man sich im Laufe der Spielzeit als fokussiert und gefesselt, doch es ist sehr angenehm, sich hier fallen zu lassen, das warme Gefühl ist ganz einfach wie ein angenehmes warmes Bad im kalten Winter. Prince vermag es zu bewerkstelligen, dass die Musik wie ein Labsal inmitten einer unwirklichen Welt wirkt, wie ein Trost, auf den man schon lange wartet, ja, er versteht es zu berühren. Und genau das ist es, was vielen Musikern heutzutage leider nicht mehr gelingt, einen solchen Bogen zu schlagen zum Publikum.
Eingepackt ist die Musik in das, was man bereits in den Siebzigern im Bereich von Singer/Songwritern vorfand, assoziativ fallen mir hier John Prine, Mickey Newbury oder auch Townes Van Zandt ein, also auch mit einer Hinwendung zu Folk und Country. So hoffe ich, dass sich William Prince einreihen mag in die Schar wichtiger Komponisten und Interpreten dieser Zunft. Denn "Reliever" halte ich für einen absoluten Lichtblick und bisherigen Höhepunkt dieses Jahres im Bereich Singer/Songwriter.