Einer Königin würdig: Gefällt Madonna selbst bestimmt auch!
Hinter dem Label Italians Do It Better steckt Produzent Johnny Jewel, der mehrere Indie-Künstler zusammengetrommelt hat, um eine Hommage an die Queen of Pop zu kreieren. Irgendwann einmal etwas mit Madonnas Output anzustellen, ist wegen der Firma ja nur konsequent, trug M den Fingerzeig "Italians Do It Better" auf einem schwarzen T-Shirt im Musikvideo zu PAPA DON'T PREACH bereits Mitte der 80er. Taugt denn der Tribute-Sampler etwas? Hebt er sich von den standardisierten CDs mit Coverversionen ab, die es einst für wenige Taler auf dem Grabbeltisch gab?
Fernab irgendwelcher Richtlinien und Deadlines ließ Johnny Jewel 20 Stücke interpretieren, die nicht alle die großen ikonischen Gassenhauer waren (VOGUE sucht man beispielsweise vergebens) und die mal nahe am Original dran (HOLIDAY, LUCKY STAR, JUSTIFY MY LOVE), aber auch mal ganz weit davon entfernt sind und geradezu experimentell und speziell wirken (LA ISLA BONITA, FROZEN, GANG BANG). A TRIBUTE TO MADONNA: ITALIANS DO IT BETTER ist dunkel getrübter Synthwave, der anmutet, als sei er nur auf Analogequipment aufgenommen und für die neuste, coolste Netflixserie konzipiert worden. Madonnas Discografie vermittelt seit geraumer Zeit sowieso ein Gefühl des Abstandes und der Nostalgie, als man mit der Gesamtsituation zufriedener war. Zu den hochelektronischen Nu-Disco-Arrangements kann man sich das stetige Trackingsignal eines Videorecorders und laufende Bilder von sonnenbebrillten Leuten in ihren 20ern geradezu bildlich vorstellen. Die Zusammenstellung baut einen ganz eigenen Spannungsbogen auf, dem man sich nicht entziehen kann... hab ich das gerade richtig gehört? A TRIBUTE TO MADONNA lädt einfach zum mehrmaligen Auflegen/Verweilen ein, weil es immer wieder zum Aufhorchen animiert. Anspieltipp: HUNG UP ohne das bekannte ABBA-Sample neu arrangiert von Number One Popstar.
Nicht nur das, was in den vorliegend rosafarbenen oder wahlweise auch in cyanblauen Rillen gepresst ist, macht den Konzeptsampler lohnenswert. Er verwurschtelt insgesamt drei Schwarzweißfotos einer blutjungen Madonna zirka 1979, als sie noch nicht berühmt war. Die Fotos stammen vermutlich aus dem Fundus des Fotografen Martin HM Schreiber, an dem Madonna damals die Bildrechte der Fotostrecke, die auch wunderschöne Aktfotos beinhaltet, für unglaubliche 100 Dollar abgetreten hat. Die Plattenhülle lässt sich zwar nicht aufklappen, bietet den beiden plan gepressten LPs aber genügend Stauraum. Am besten kleidet man die beiden Papierinnenhüllen noch mit KATTA-Japansleeves aus, damit das Vinyl ideal für die Zukunft geschützt ist. An einer Stelle knackt es bei meinem Exemplar geringfügig, aber ansonsten ist alles paletti. Der Eindruck, dass die einzelnen Aufnahmen auf Analogequipment angefertigt wurden, verstärkt sich aufgrund des hervorragenden Masterings. Obwohl so viele Köche am Brei beteiligt waren, klingt alles außerordentlich homogen und trotz elektronischer Ausrichtung ganz und gar nicht klinisch-steril, sondern lebendig und reich an klanglichen Ebenen und einer ordentlichen Trassenführung, die nie zur Übersteuerung führt.
Wer Johnny Jewels A TRIBUTE TO MADONNA: ITALIANS DO IT BETTER für sich (als Megafan) ausschließt, nur weil die Popqueen nichts an den Fotos verdient und den Sampler vorschnell als Bootleg abstempelt, der ist selber schuld: Man verpasst nämlich ein ganz spezielles Best Of, das nicht nur optisch ansprechend ist, sondern auch ordentlich in die Beine geht, mit interessanten Neuarrangements überrascht und deshalb der Königin des Pops als Verfechterin von Neuinterpretationen ihrer Werke für eine Tournee würdig ist - 5 Sterne.