Musik, die man gern zum Freund hätte, weil sie von Herzen kommt.
Erst im letzten Jahr hatte mich der Folksänger Michael Johnathon überrascht mit seiner Platte "Legacy". Auf der CD klebte ein Sticker mit der Aufschrift: 'Legacy' is the American Pie of the 21st Century!.
Der in Hudson Valley, New York, aufgewachsene Musiker brauchte auf "Legacy" den Vergleich mit Don McLean nicht zu scheuen, denn die stimmliche Vortragsweise als auch die Art der Kompositionen wiesen allesamt Parallelen zu McLean auf. Hatte der Titelsong durchaus Ähnlichkeit mit "American Pie", so ist es auf der neuen Platte, "The Painter", eine Komposition von Don McLean, mit der man nun wunderbar vergleichen kann - "Vincent(Starry, Starry Night)". Diese Version ist zwar sehr ähnlich, vor allem in der teils romantischen, teils melancholischen Stimmung, doch angesichts des Arrangements mit Streichern und Flöte sehr eigenständig, letztlich aber ebenfalls - wunderschön!
Weitere Fremdkompositionen neben den sieben eigenen Songs stammen von Harry Chapin (#4), Lorenz Hart/Richard Rodgers (#10) und Bob Dylan (#9). The Painter ist ein Tribut-Album an Vincent Van Gogh, der Maler, der des Protagonisten Interesse an der Malerei geweckt hat. So hatte er, bevor er die Arbeiten zu diesem Album begann, 43 eigene Ölbilder gemalt in seinem Studio, und so die Auszeit wegen der Pandemie kreativ genutzt. Jonathon führte dazu aus: To me, The Painter is a song cycle about the idea of the blank canvas of life being filled with all the colors of life.
Jeder Song atmet einen eigenen Charakter, und stets sind es Kleinigkeiten und Nuancen, die die Atmosphäre perfekt abrunden, sei es das zarte Flötenspiel von Sharon Ohler, die Streicherarrangements, ein tupfendes Piano oder ein Akkordeon. Nicht jeder Song erinnert direkt an McLean, denn Johnathan verfolgt durchaus einen eigenen Ansatz, gelegentlich erinnert mich die Ausprägung einiger Titel stilistisch an solch eher unbekannte Kollegen wie Bat McGrath oder John Coster.
Die Fremdtitel hat der Protagonist ebenfalls mit eigenen Vorstellungen ausgefüllt, sehr gut gelungen ist es aus meiner Sicht auch mit Dylan's Song "Make You Feel My Love", ein Juwel. Ein ganzes Album mit Dylan-Stücken stelle ich mir sehr interessant vor! Den Klassiker des Great American Songbook, "Blue Moon", hört man in einer dezent swingenden und folkigen Fassung, er strahlt so eine recht positive Stimmung aus. Letztlich muss ich mich wiederholen, wenn ich erneut feststelle: Diese Musik ist sehr warmherzig, sehr intim in ihrem Charakter, sehr nahestehend, Musik, die man gern zum Freund hätte, weil sie von Herzen kommt.