Wiederentdecktes Juwel
Wenig war mir bekannt über Glenn Hughes erste Solo-LP, nur dass die Scheibe als sie herauskam kein Erfolg war. Der Grund ist ganz einfach: mit Rock-Musik a la Purple hat das gar nichts zu tun – es ist eine reine Funk-Platte. Stilistisch zu vergleichen mit Rick James, den frühen Commodores, Sly Stone oder Stevie Wonder der frühen 70er. Glenn hat laut seiner Autobiographie die Songs im Sommer 1976 innerhalb von 10 Tagen auf Speed aufgenommen, ohne einmal zu schlafen. Er spielte die Basic-Tracks mit einem drum-computer ein, spielte Bass, Gitarre, Klavier und sang. Darüber wurde später richtiges Schlagzeug aufgenommen, sowie Gitarren, Keyboards, sowie ein wenig Bläser, Streicher und Background Vocals. Erst ein Jahr später ist die LP mit 9 Songs erschienen.
Was interessant ist, sind die Harmonien und Riffs. Sehr clever gemacht. Raffinierte Intros und heisse Arrangements, aber vor allem ausgefallene Akkordfolgen. Wer ein Instrument spielt, sollte mal zu der LP mitspielen und wird dann merken, was ich meine. Jedenfalls klingen die Songs dadurch farbig und abwechslungsreich.
Und was für ein Funkmaster Glenn damals schon war, sowohl an der Rhythmusgitarre, aber vor allem am Bass. Wow! Bereits 1976 spielt er Granatensachen und reisst die Saiten im popping-style,
was damals gerade von schwarzen Funk-Soul-Bassisten eingeführt wurde.
Für die erste CD-Wiederveröffentlichung wurde das 1976 unfertige „Smile“ hinzugefügt, zwei Songs aus 1978 aus seinem eigenen Archiv, von denen „Getting near to you“ auf jede Hughes-Best-CD gehört. Hammmmer!
Die weiteren 2 neuen Songs aus 1994 kann man allerdings total vergessen, sie klingen durch die vielen Synthesizer und den drumcomputer eher nach 80er Jahre Pop-Funk.
DIe 2010er Ausgabe enthält ein nettes Booklet mit der Story über die Entstehung des Albums mit einigen Fotos von Glenn aus dieser Zeit, auf denen er allerdings ziemlich heruntergekommen aussieht. Ok, er war damals auch schon zwei Jahre auf Coke. Laut seinem Buch ist Glenn heute noch stolz auf diese Scheibe und das mit Recht.
Sehr empfehlenswert, wenn man diese Musik mag, daher : Purplemaniacs stay away, this is for the Funkateers to play.