Kurzweiliger Bootleg aus Zappas 80er Phase mit Gastauftritt von Al Di Meola
Hier also mal wieder ein komplettes Konzert aus der Phase, in der Zappa seinen Sound bevorzugt mit dem etwas nervigen Keyboard-Dressing von Tommy Mars übergoss. In diesem WLIR FM-Radio Show-Mitschnitt (der Radio-Jingle des Senders ist noch in den letzten Sekunden der zweiten CD zu hören) verirren sich einige wenige Songs aus der 70er Phase in das Repertoire der 80er; alles wohlfeil dargeboten und mit viel Spielfreude in Szene gesetzt - und halblegal am offiziellen "Zappa Family Trust" vorbei von ambitionierten Bootleggern auf den Markt geworfen...
Neben dem in dieser Zeit unvermeidlichen (aber mit seinem Gitarren-Solo ebenso hörenswerten) "Whipping Post"-Cover lohnt sich dieser Mitschnitt vor allem wegen der "Clowns On Velvet"-Version. Nicht nur, dass Al Di Meola an der Gitarre gastspielt, hinzu kommt, dass dieser drei Jahre später auf "Thing Fish" veröffentlichte Song bislang offiziell nur in einer völlig dichtgequatschten Studio-Version vorlag (korrigiert mich, falls ich mich irren sollte, ich bin nur halbwegs Zappa-sattelfest).
Wir erinnern uns: "Thing Fish" war eine Art ironisch in Szene gesetztes Pseudo-Minstrel-Show-Musical, welches für viele Zappa-Fans (auch für mich) vollkommen ungenießbar war, da sich immer wieder ein Erzähler in den Songs zu Wort meldete, dessen verstellte Stimme einfach nur nervte. Auf "Puttin' On..." liegt der Song erstmals komplett vor, auch wenn es unmittelbar danach mit einem schlechten Witz weitergeht: Chad Wackermans (lt. Zappas Ansage) Schlagzeug-Roadie Brian Peters gibt hier eine Version von Christopher Cross' "Ride Like The Wind" zum Besten, bei der Al Di Meola unnötigerweise etwas verheizt wird (für mich die "Verstehen Sie Spass... ?"-Einlage des Abends), bevor dann alles in einen dahindümpelnden Reggae mündet. Was hätte man aus der Begegnung der Jazzrock-Gitarren-Ikonen Zappa und Meola (nicht zu vergessen der damalige Newcomer Steve Vai, der schließlich auch noch auf der Bühne rumlungert und einen tollen Job erledigte) nicht alles herausholen können?
Ansonsten gibt's zumeist Songs, die zur Genüge in ähnlichen/besseren Versionen offiziell veröffentlicht wurden. Der Auftritt geht für Zappas 80-er-Phase völlig in Ordnung, das Konzert macht trotz manch' angejahrter Gags Spaß, die Abfolge der Titel - der Wechsel zwischen langen Instrumentals und kompakteren Gesangs-Nummern - lässt die Schwachstellen schnell vergessen.
Klanglich ist der Mitschnitt eine kleine Katastrophe: Genau so klang es, wenn ich vor 20 Jahren mit meinem Tapedeck Aufnahmen machte, bei denen ich vergaß, Dolby einzuschalten. Wenn man solche Aufnahmen hinterher MIT Dolby abspielte, dann klang der Brei genau so wie diese Doppel-CD. Kein Rauschen, aber auch keine Höhen. Trotzdem tönt es natürlich deutlich besser, als wenn die Aufnahme aus dem Publikum gemacht worden wäre (was ja in den 80-ern Dank des Kassetten-Walkmans auch oft geschah). Immerhin gibt es kein nerviges Dazwischen-Gequatsche oder ähnliches), doch mit dem geschickten Einsatz eines Computer-Klangbearbeitungs-Programmes hätte man etwas mehr herausholen können. Für mich ist der Klang der Grund, nur drei Sterne zu vergeben, weil das Hörvergnügen doch deutlich geschmältert wird (und ich besitze nur eine uralte Hifi-Oberklasse-Anlage und bin absolut kein High End-Fetischist).
Deshalb: Höhenregler voll aufdrehen (auch wenn's wenig hilft). Als CD-Käufer kann ich damit leben, hierfür Geld ausgegeben zu haben. Doch wenn ich sehe, dass das Teil momentan bei Amazon für über 70 Euro als Vinyl angeboten wird, dann kann ich nur hoffen, dass die Pressung besser klingt als die CD (wovon ich nicht ausgehe).
Fazit: Kurzweiliger Bootleg aus Zappas etwas Keyboard-verkleisterter 80-er Phase. Spielfreudig in Szene gesetzt, dumpf klingend und mit Al Di Meola als illustrem Gast.