Blues der Gegenwart
Charlie Parr aus Minnesota widmet sich den "Roots“, den Wurzeln des Folks und des Blues. Aufgewachsen ist er mit der Musik von Charley Patton, Lead Belly, Reverend Gary Davis und Woody Guthrie. 2002 war es, dass er sein Debütalbum veröffentlichte, “Criminals & Sinners“. Nachdem er beim Folk-Label Red House unterzeichnete, ist Dog sein zweites Album dort. Zu dieser Platte äußerte sich Parr wie folgt: “Dog about folks trying to get along when the atmosphere around them makes it difficult.” Selbst soll er während der Aufnahmen für das Album mit schweren Zeiten zu kämpfen gehabt haben.
Der Mann ist seit gut vierzig Jahren im Geschäft, tourt noch heute etwa dreihundert Tage im Jahr und hat somit viel erlebt, von dem er mehr als ein Lied erzählen kann. Und so sind die Texte der aktuellen Platte auch mit vielen Dingen gespickt, die uns alle im Alltag ereilen. “I Ain’t Dead Yet” zum Beispiel handelt von einem Mann, der es vorzieht, noch zu Lebzeiten beachtet zu werden, und nicht erst nach seinem Begräbnis, “HoBo“ soll angeblich aus eigener Erfahrung entstanden sein. Und so bringt er seine Songs ganz locker und natürlich zu Gehör, verbunden mit exzellentem Gitarren-Picking.
Ursprünglich als Solo-Album geplant, entschloss sich Parr letztlich doch zu einer kleinen Begleitband, und das ist auch ein guter Entschluss gewesen, denn in diesem kleinen intimen Rahmen ist eine sehr familiäre Atmosphäre entstanden, die auf die Musik wohltuend abfärbt. Sehr gelungen ist auch die nuancierte Mischung der Stile Blues und Folk. Der Eröffnungssong ist sehr stark am Country Blues orientiert, ich assoziiere hier spontan zur Musik von Mississippi John Hurt, und es vertieft sich beim Titelsong noch ein wenig, auch durch den Einsatz der Slidegitarre. Sehr fröhlich geht es auf “LowDown“ zu, das klingt wie ein Vorläufer zum späteren Skiffle, doch überwiegend ist es diese gute alte Atmosphäre, wie man sie von den alten Bluesern aus dem Mississippi Delta kennt und liebt.
Ferner gibt es Ähnlichkeiten zu einigen Songs, die Taj Mahal in dieser Richtung eingespielt hat, oder auch die Nähe von Ry Cooder ist mitunter zu spüren. Doch meistens muss ich an Leute wie Big Bill Broonzy, Bukka White, Mississippi Fred McDowell oder Son House denken. Parr hat es blendend verstanden, diese Stimmung in das Jetzt zu projizieren. Das Einzige, was weniger authentisch klingt, ist der Gesang, hier ist es dann doch eher der folkige Ausdruck, von dem er geprägt ist.