Würdiger "True"-Nachfolger mit kleinen Schönheitsfehler
Ein knappes halbes Jahr nach “True” erscheint mit “Avicii by Avicii” eine ganz persönliche Remix-Version des erfolgreichen Albums. Laut eigener Aussage liefert Avicii mit dieser Platte unter Anderem die Antwort auf die oft gestellte Frage von Fans, warum die Album Versionen so stark von seinen Live-Versionen abweichen. Das Konzept von “True” war mehr auf Gesang und Songwriting fokussiert, und stand daher im krassen Gegensatz zu Avicii’s sonstigen Veröffentlichungen. Mit “Avicii by Avicii” hat Tim Bergling nun versucht, die Lücke zwischen “True” und den Live-Auftritten zu schließen, sowie einigen Titeln seine ganz persönliche Note zu verleihen. Ob ihm das gelungen ist, lesen Sie in der nachfolgenden Rezension:
01. Wake Me Up (Avicii by Avicii) – 4/5: Den Auftakt macht ein altbekanntes Mashup, das schon etliche Monate zuvor als “Avicii ‘Speed’ Remix” veröffentlicht wurde. “Speed” ist wiederum ein Instrumentalstück, welches Avicii ursprünglich als Free Track im Zuge einer Kampagne von burn Energy Drink und dem Lotus F1 Team veröffentlicht hat.
Aloe Blacc’s Stimme passt sehr gut zur freundlichen, “chilligen” Atmosphäre des Tracks.
02. You Make Me (Avicii by Avicii) – 5/5: Laut seiner eigenen Aussage wollte Avicii mit diesem Remix das auf alt getrimmte “You Make Me” in einen modernen, “housigen” Track verwandeln. Meiner Meinung nach ist ihm das sehr gut gelungen, mir gefällt diese progressive Melodie wesentlich besser als das Original.
03. Hey Brother (Avicii by Avicii) – 4/5: Diesen Remix hat Avicii schon sehr lange vor der Veröffentlichung von True bei Liveauftritten gespielt. Es handelt sich um ein Mashup mit “F*ck The Music”, einem seiner ältesten Tracks, welchen er nie offiziell veröffentlicht hat. Die Vocals sind nicht jene aus der bekannten Radio Version, sondern unterscheiden sich sowohl im Text als auch in der Stimmlage erheblich vom Original.
04. Addicted To You (Avicii by Avicii) – 5/5: Bevor aus diesem Lied ein “Addicted To You” Remix wurde, spielte Avicii bei seinem Auftritt am “Lights All Night Festival 2012" eine stark veränderte Version des Tracks mit Vocals von Stephen Wrabel. Da die Strophen seines Erachtens aber nicht so gut mit dem Drop zusammenpassten, entschied er letzten Endes, sich die Instrumental für den Remix aufzuheben. Auch dies war ein sehr gelungener Schachzug, denn die fetzige Melodie in Kombination mit Audra Mae’s Acapella gefällt mir ebenfalls viel besser als das Original!
05. Dear Boy (Avicii by Avicii) – 3,5/5: Wie bei “Hey Brother”, kommen auch bei diesem Remix die “alten” Vocals zum Einsatz. Auf True wurden diese von Karen Marie Orsted komplett neu eingesungen, was für Kontroversen gesorgt hat, da die Neufassung für viele unvollkommen klingt. Der Versuch, das schnelle, sehr rhythimsche und tanzbare “Dear Boy” in eine verträumte Downtempo Nummer zu verwandeln, ist nur teilweise gelungen. An manchen Stellen wirkt das Lied einschläfernd. Insgesamt ist es aber durchaus hörenswert.
06. Liar Liar (Avicii by Avicii) – 5/5: Die wohl am meisten gefeierte Nummer des ganzen Remix-Albums. Bis zur Veröffentlichung von True hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass jener Remix die endgültige Album-Fassung sei. Die sehr schwache Original Version sorgte für große Enttäuschung und Verwunderung. Umso größer war die Freude, als bekannt wurde, dass der beliebte Remix nun doch noch veröffentlicht wird. Der Song selbst war in einer Version mit Gesang von Joakim Berg bereits seit Ende 2012 fixer Bestandteil von Avicii’s Live-Auftritten und erfreute sich von Anfang an bei den Fans großer Beliebtheit.
07. Shame On Me (Avicii by Avicii) – 2/5: Bei diesem Remix wandte Avicii eine ähnliche Strategie wie bei “Dear Boy” an: Eine rasante Tanznummer in einen langsamen, getragenen Track zu verwandeln. Hier siegt im direkten Vergleich allerdings ganz klar das Original. Der Remix ist einfach zu unoriginell und wirkt an manchen Stellen fast lieblos.
08. Lay Me Down (Avicii by Avicii) – 1/5: Mashup, die Dritte. Die Instrumental dieses “Remixes” ist ein schon seit mehreren Jahren bestehender, niemals offizell veröffentlichter, namenloser Avicii Track. Die bekannteste Version existiert als inoffizielles Bootleg unter dem Namen “Toni Braxton – Make My Heart (Avicii’s Replacer Mix)” bereits seit 2010. Im vergangenen Jahr machte der Track als “Wake Me Up” Remix bei Live Konzerten wieder von sich reden. Nun schaffte es die Nummer als “Lay Me Down” Remix auf ein offizielles Release. Aus meiner Sicht eine ziemliche Fehlentscheidung, denn die Acapella wurde dermaßen lustlos über den Track geklatscht, dass so gut wie keine Stimmung aufkommt. Das sensationell instrumentalisierte Original (Nile Rodgers an der Gitarre!) ist an sich schon so perfekt, dass es keines Remixes bedurft hätte, schon gar nicht eines so lieblosen Mashups!
09. Hope There’s Someone (Avicii by Avicii) – 5/5: Kein Remix im eigentlichen Sinne, sondern eine etwas längere “Club Version”. Der einzige Unterschied zum Original besteht darin, dass der Drop nicht erst nach der zweiten, sondern auch schon nach der ersten Strophe einsetzt. Da dies einer meiner Hauptkritikpunkte des Originals war, gefällt mir diese Version eindeutig besser.
Fazit – 4,5/5: Das mit kleinen Schönheitsfehlern behaftete Remix-Album “True: Avicii by Avicii” bietet für Fans eine ideale Ergänzung zu Avicii’s Erstling. Außerdem sind einige, seit Jahren sehnlich erwartete Avicii-IDs nun endlich ganz offiziell auf einem Tonträger verewigt.