HEUREUX!
5 Sterne Jahr für Jahr, Jahrzehnt für Jahrzehnt bleibt Ange Ange. Die Zeiten ändern sich, aber die Protagonisten der französischen Prog-Szene sind immer noch unterwegs - und immer noch einzigartig. Ihr neues Studioalbum scheint unter dem Motto "no more time to waste" entstanden zu sein. Tatsächlich haben sie in ihrer 50-jährigen Geschichte viel Zeit verschwendet. Ihre Meilensteine sind die frühe glorreiche "theatralische" Ära von Karikaturen zu Guet-Apens, dann Seve Qui Peut, dann Le Bois Travaille, Meme Le Dimanche. Dies ist der Klassiker des französischen Prog, ein Haufen Meisterwerke. Aber was war dazwischen? Die fruchtlose Rocky / Poppy-Achtziger-Periode von Vu D'Un Chien bis Tout Feu Tout Flamme, dann die 1990er-2000er Alben, alles Interesse aber ... mäßigen Interesses, sagen wir mal. Und schließlich begann die aktuelle Ära mit dem brillanten Le Bois Travaille, Meme Le Dimanche, mit weniger beeindruckendem, aber immer noch exzellentem Moyen-Age - und nun mit Heureux! - ihrem brandneuen Studio-Release. Es wurde offensichtlich 1970s-wie absichtlich gemacht, es ist deutlich zu sehen ... sorry, klar in der Musik zu hören. Aber das Album ist nicht ähnlich zu den 1970er Jahren der Band. Es ist so hervorragend (wenn nicht besser) wie zum Beispiel Au-Dela Du Delire oder Par Les Fils De Mandrin, aber musikalisch weit entfernt von beidem. Es entwickelt die mit Le Bois Travaille begonnenen Tendenzen, Meme Le Dimanche, bringt aber auch neue Ideen, also insgesamt Heureux! ist eher Offenbarung als Erinnerung. Fast jeder Track ist ein Highlight. (Ich würde vor allem Nancy-Jupiter sagen, aber vielleicht liegt es nur an meiner persönlichen Sucht nach epischen Suiten?) Echo aus den 1970ern - und gleichzeitig neue musikalische Horizonte für die Band. Alles klingt klassisch - und alles ist neu, frisch, innovativ, erfinderisch, explorativ ... und substanziell. Selbst ein riskantes musikalisches Experiment von Ange wird schnell zum Vorbild, Christian Decamps und seine Kollegen wissen genau, wie das geht. Sieht so aus, als sei der 2010 begonnene Zeitraum im Leben der Band noch interessanter als erwartet.
Proghaven