Gediegene Songs einer verletzten Seele
Mit "Song of the blackbird" legt William Elliott Whitmore den dritten Teil seiner Trilogie, die sich im Kern um die Entwicklung seines Lebens nach dem Tod seiner Eltern dreht, vor.
Im ersten Teil "Hyms for the hopeless" verarbeitete er den Schmerz. "Ashes to dust", Teil zwei, behandelte die Auseinandersetzung mit dem Erlebten und "Song of the blackbird" zeigt den Umgang mit neuen Herausforderungen.
In 9 Songs, die 31 Minuten dauern, zelebriert der 27jährige Musiker meist karge, immer intime und intensive Eindrücke. Da pluggert ein einsames Banjo vor sich hin und Whitmore singt mit altersweiser, gegerbter Stimme im Stile von Bob Neuwirth oder Richard Buckner. Mal folkig ("Dry"), mal bluesig à la Sixteen Horsepower ("One man`s shame"), mal als uptempo-Variante ("Lee County Flood"), mal unterstützt von Basstrommel-Rhythmus ("Take it on the chin") und dann auch ungeheuer traurig ("Everyday"). Trotz der spartanischen Begleitung vermisst man keine Band im Hintergrund. Die Musik fesselt und beeindruckt durch tief empfundene, zu Herzen gehende Interpretation.
Für Abwechslung in der Darbietung sorgt "The Chariot", bei dem Whitmore an die akustische Gitarre wechselt. Mit Unterstützung von Dave Zollo am Piano und Hammond-Orgel sowie John "Crawdaddy" Crawford am Schlagzeug gelingt ihm hier eine faszinierende Verbindung von Melancholie und Weite. In der gleichen Besetzung ist auch "Red Bulls" eingespielt. Es hört sich wie ein Outtake der "Harvest"-Sessions von Neil Young an, so entspannt und souverän fließt es dahin. Bei "Rest his soul" spielt er sein Talent, zu Tränen rührende Balladen schreiben zu können, voll aus. Im athmosphärisch dichten Instrumentaltitel "And then the rain came" werden analoge Bandschleifen von akustischen Gitarrenakkorden untermalt.
Das Album konfrontiert den Hörer eindringlich mit den Alltagsproblemen der Farmer im mittleren Westen der U.S.A., die immer wieder mit Naturkatastrophen fertig werden müssen, wie aktuell mit großer Dürre.
Aber Musik kann in schweren Zeiten eine Stütze sein, so argumentiert auch William Elliott Whitmore. Zumindest ist seine CD musikalisch und inhaltlich ein starkes Statement für das Suchen und Finden des Lichts am Ende des Tunnels einer Lebenskrise und kann für alle Menschen in der gleichen Lage Seelenbalsam sein.