Van Der Graaf Generator - Energie ohne Ende
"Na also, geht doch..." möchte man ausrufen, nachdem das 2006er Reunion-Album der alten Art-Rock-Helden eine eher laue Angelegenheit geworden war. "Trisector" erfüllt jedenfalls alle Erwartungen, die man an diese kreative Combo hatte. Zwar ist ihnen der stilbildende Saxophonist David Jackson aufgrund von internen Querelen abhanden gekommen, aber solche Formationsänderungen waren auch in der Vergangenheit nicht unüblich. Es ist beinahe so, als hätte dies neue Kräfte freigesetzt. Ganz nach dem Motto "Jetzt erst recht!". VDGG klingen frischer, jugendlicher, befreiter und inspirierter denn je. Gleich die instrumentale Eröffnungsnummer "The Hurlyburly" bringt neuen Schwung in den angestammten VDGG-Sound. Sie klingen beinahe funky (zumindest so, wie sie diesen Begriff in ihrem Sound-Kosmos umsetzen können) und erstaunen damit selbst eingefleischte Kenner der Band. Auf dem Album sind bis auf einen Titel alle unter sieben Minuten, was relativ kurz ist, wenn man die ausufernden, aber nicht langweiligen Kompositionen aus der Frühzeit der Gruppe im Ohr hat. Dieses straffe Konzept hat dazu geführt, dass die aggressive Seite der Band mehr zu Tage tritt. Peter Hammill spielt seine quengelige, im höchsten Maße eindringliche E-Gitarre so rockig, wie bislang nur auf "Nadir`s Big Chance" oder "Godbluff". Hugh Banton ist versiert genug, die Kompositionen nicht mit überflüssigem Gedaddel zu überladen. Er bringt seine Keyboards organisch, abwechslungsreich und songdienlich ein. Guy Evans hält mit seiner Rhythmik das komplexe Gebilde zusammen (er ist einer der versiertesten Schlagzeuger des Rock !). Zusammen bilden sie ein einzigartiges Art-Rock-Power-Trio. Die CD bietet unterschiedliche, aber stets intensive Ausprägungen der VDGG-Songschmiedekunst. Kommt "Interference Patterns" noch als hektisch-nervöses Stück daher, ist das nachfolgende "The Final Reel" nachdenklich, ohne aber in Schwermut zu verharren. "Lifetime" lebt von dem scheinbaren Gegensatz von jazzig-treibendem Rhythmus und getragenem Gesang und Orgelspiel. "Drop Dead" ist ein knochentrockener, knackiger Rocker mit heavy-Gitarre. Erzählerisch stark wird "Only in a whisper" präsentiert. Leider auf Kosten einer prägnanten Melodie. Es folgt das verschachtelte All that before", das an das "Pawn Hearts"-Album von 1971 erinnert. Es folgt das mit über 12 Minuten längste Stück des Albums. "Over the hill" ist eine ausladende epische, lyrische Nummer mit introvertierten Passagen, die in kontrollierte Ausbrüche münden. Direkt daran schließt sich die letzte Nummer "(We are) not here" an. Albtraumartiger Gesang, harte Keyboardpassagen und ein unbarmherziger Rhythmus verlangen vom Zuhörer noch mal volle Konzentration. Mit einer Sequenz aus monotonem Maschinengeräusch mit unterlegtem Vogelgezwitscher endet diese CD. VDGG bleiben widersprüchlich und provokativ wie eh und je.
Schön, dass sich die alten Herren noch mal aufgerafft haben. Hätten Sie anonym, unter anderem Namen veröffentlicht, würden sie wahrscheinlich als Sensation gehandelt werden. So frisch und unverbraucht kommen sie daher. Und unangepasst sind sie auch noch immer. Großer Respekt !!!