Dreamgirls, die Originale ...
Dass der Spielfilm "Dreamgirls" (die Verfilmung eines Broadway Musicals) sich zwar vieler Versatzstücke der Karriere von Diana Ross & The Supremes bedient (bis hin zu den haargenau kopierten LP-Hüllen der Supremes), bedeutet jedoch nicht, dass er deren Geschichte/Karriere und die der Detroiter Plattenfirma MOTOWN auch nur annähernd wahrheitsgemäß wiedergibt. Ganz im Gegenteil: Die Schilderungen sind grob fahrlässig und teilweise bösartig unrichtig. Man könnte den Film auch als eine "Verleumdung der Supremes, Berry Gordys und Motowns" ansehen ...
In diversen Interviews hat damals u.a. der ehemalige Motown-Vizepräsident Smokey Robinson den Machern des Films gehörig den Kopf gewaschen:
"(...) Mit den Darstellern Murphy, Fox, Glover, Beyonce bin ich eng befreundet auf die bin ich nicht sauer, aber auf die Macher des Films! Diese Typen waren noch nicht einmal geboren, als wir mit Motown begannen (...), die Story der "Dreamgirls" hat mit der Geschichte der Supremes praktisch nichts zu tun, sie ist reine Fiktion. Weder war Florence Ballard jemals Leadsängerin der Gruppe, noch war Diana Ross mit Berry Gordy verheiratet. Es gab und gibt keinerlei Verbindungen von Motown zur Mafia; dieses von neidischen Konkurrenzfirmen gestreute Gerücht führte einst zu einer Vernehmung von Berry Gordy durch das FBI. Alle Vorwürfe wurden widerlegt, Gordy vollständig rehabilitiert und anschließend baten die FBI-Beamten Berry Gordy höflich um ein Autogramm. Berry Gordy hat niemals seine Künstler abgezogen und ausgebeutet. Ganz im Gegenteil, Motown hat (im Gegensatz zu den meisten seiner Konkurrenzfirmen) viel in die Künstler investiert, dafür gesorgt dass die semi-professionellen Sänger/innen und Gruppen Sicherheit auf Bühnen und in Fernsehstudios gewannen, sich in Interviews behaupten konnten und auch an ihnen festgehalten, wenn sie einmal längere Zeit erfolglos waren. Die Supremes waren beispielsweise von 1960-1964 völlig erfolglos und blieben trotzdem bei Motown unter Vertrag (...)" Quelle: Interviews mit Smokey Robinson beim US TV-Sender ABC und bei der US-Zeitschrift Vanity Fair
Das zeigte Wirkung.
In ganzseitigen Zeitungsanzeigen haben sich die Produzenten von "Dreamgirls" damals entschuldigt, bei Berry Gordy, den Supremes und MOTOWN.
Die hier besprochene DVD zeigt, in ausgezeichnet **restaurierter Bild- und Klangqualität, wenn man berücksichtigt, dass es sich um Original Bild- und Ton-Dokumente aus den 1960er Jahren handelt (es gibt immer mehrere Tonspuren zur Auswahl: Original Mono TV-Ton, remastered Stereo Studio-Ton und A Cappella-Version), in voller Länge div. Auftritte der Gruppe in amerikanischen TV-Shows (von der Ed Sullivan-Show, über die Steve Allen-, Andy Williams- und Sammy Davis Jr.-Show), sowie einige Bühnenmitschnitte von Europa-Tourneen (z.B. Stockholm).
Es ist ein Zeitdokument von unschätzbarem Wert und für jeden echten Supremes-Fan unverzichtbar. Die Supremes sind die erfolgreichste weibliche Gesangsgruppe aller Zeiten, die Original-Alben und Compilations der Gruppe verkaufen sich seit den 1960er Jahren kontinuierlich und weiterhin millionenfach (zunächst auf LPs, dann auf CDs und neuerdings auch wieder zusätzlich auf LPs, da die Vinyl-Scheibe bei audiophilen Hörern ein Comeback erlebt). Dass diese Wahrnehmung in Deutschland nicht erfolgt, liegt u.a. daran, dass Deutschland schon immer "die Diaspora schwarzer Musik" war, ganz im Gegensatz etwa zu Großbritannien, wo es eine große und lebendige Northern-Soul Fangemeinde gibt und auch im Gegensatz zu den Niederlanden, wo Motown und Soul eine große Anhängerschaft haben.
**Diese Qualitätsbeschreibung trifft übrigens auch auf die anderen DVDs dieser Serie: "Definitive Performances" von The Temptations +++ Smokey Robinson & The Miracles +++ The Four Tops +++ Marvin Gaye zu.
Als Ergänzung empfehle ich außerdem die DVDs "The Best Of The Supremes On The Ed Sullivan Show" +++ "Motown Gold On The Ed Sullivan Show" +++ "Motown Definitive Performances The DVD"