Ein monumentales Vermächtnis!
Kaum ein anderer Musiker konnte in seiner fast 35 jährigen Karriere so viele verschiedene Stilrichtungen so überzeugend adaptieren und sie für sich vereinnahmen, wie Robert Palmer. Und auch auf seinem (leider) letzten Studioalbum zeigte der 2003 verstorbene Engländer wieder eine neue Facette seines Könnens.
Eigentlich vollkommen zu Unrecht hieß sein eher schlechtes 1999er Album "Rhythm And Blues", denn dieser Titel wäre für "Drive" wesentlich passender und zutreffender gewesen.
Cover-Versionen alter Blues-Klassiker werden hier von ihm in klassischen Arrangements präsentiert und bekommen ganz nebenbei noch diesen unverwechselbaren 'Palmer-Anstrich' verpasst.
Schon der Opener 'Mama talk to your daughter' zeigt, dass Palmer immer noch eine Urgewalt an Stimme hatte, denn nie klang er aggressiver, erdiger und rauer als auf dieser Aufnahme.
"Am I wrong", "TV Dinners" (ein tolles ZZ Top Cover – mein Favorit!), "Why get up" und das zweifellos, vor allem textlich, sehr am Original angelehnte "Hound dog" gehören zu den Highlights dieses Meisterwerks.
Insgesamt wurde hier eine lange, verdienstvolle Karriere mit dem wohl qualitativ und musikalisch hochwertigsten Album gekrönt, dem aber leider die wohlverdiente Annerkennung ewig untersagt bleibt, obwohl kaum ein anderer, weißer Musiker so grooven konnte wie Robert Palmer.
Großen Verdienst an den eingängigen und teilweise auch vertrackten Rhythmen dieses Albums gebührt dem Deutschen Carl Carlton. Der versteht sein Handwerk und man vermutet eher einen schwarzen Bluesmusiker aus den USA an den Gitarren; aber Palmer verstand es eben immer, kongeniale Partner für seine unterschiedlichsten, musikalischen Projekte auszuwählen.
Schade, dass dieser brillante Musiker schon mit 54 Jahren abtreten mußte, denn man hätte sich bestimmt noch auf einige hervorragende Alben freuen können – aber: 'Legends live on forever'. "Drive": Ein monumentales Vermächtnis und ein Muß für jede gute Musik-Sammlung.