John Lee Hooker Goes Funky
Außer den Tracks, dem Namen des Produzenten und dem aufschlussreichen Satz "The Boogie-King, in a recital of traditional and original favorites, accompanied by a goodly number of veritable, variable, and venerable rock’n’roll heavies", liefert die CD keine weiteren Informationen.
Das Album, das von Ed Michel, der mit vielen Jazzmusikern zusammengearbeitet hat, produziert wurde, soll zwischen 1971 und 1974 in San Francisco entstanden sein. Es ist einzigartig im Schaffen von John Lee Hooker, aber nichts für Blues-Puristen. Drei Tracks sind eine Reverenz an den in den 70er Jahren äußerst beliebten Funk. "Make It Funky" ist vom Groove eines James Brown beeinflusst. Der auf zwei Titel aufgeteilte Song "713 Blues"/"714 Blues" hat eine an den Nummer-Eins-Hit "Outta-Space" von Billy Preston erinnernde E-Piano-Begleitung, wer die markante Violine auf dem Stück spielt, bleibt leider verborgen. Das an Otis Rush gleichnamigen Song angelehnte "Homework" ist gekennzeichnet von dem charakteristischen perkussiven Bass (Slap-Technik), den Larry Graham von Sly & The Family Stone in dieser Form erstmals eingesetzt hat.
Unverkennbar zu hören ist Joe Cocker als Gastsänger auf dem durch B.B. King bekannt gewordenem "Five Long Years", auf dem Mark Naftalin, der unter anderem mit Mike Bloomfield musizierte, nach zuverlässigen Quellen, das rockende Piano spielt. Joe Cocker singt auch das "funky" Teilstück "The Scratch" des doch sehr merkwürdigen Medleys "(You’ll Never Amount To Anything If You Don’t Go To) Collage (A Fortuitous Concatenation Of Events)", das Anleihen bei "Rock Me Baby" (B.B. King) nimmt und mit einer Strophe aus "Sally Mae", der Modern Single von JLH aus dem Jahr 1948, endet.
Das bereits 1966 von John Lee Hooker für das Label Chess aufgenommene "One Bourbon, One Scotch, One Beer" (THE REAL FOLK BLUES) kommt hier als rockige Variante mit "dudelnden" Gitarren und Synthesizer daher.
Ein Highlight auf dem Album ist das von John Lee Hooker leidenschaftlich vorgetragene und von seinem Sohn Robert auf dem E-Piano begleitete "Bluebird": "Bluebird, bluebird take this letter down south for me / I want you to start flyin', 'til you find little Liza Belle for me." Luther Tucker, der viele Größen des Chicago-Blues begleitet hat, spielt hier die Gitarre im Stil eines B.B. King. Die Bläsereinlagen bei "Bluebird", dem Opener "Make It Funky" und dem Boogie der " … Collage …", deren Musiker nicht bekannt sind, sollen 1973 in Los Angeles hinzugefügt worden sein.
"Sittin‘ On The Top Of The World", der Klassiker von Howlin’ Wolf, trägt John Lee Hooker zunächst "alone" vor, bis afrikanische Perkussionsinstrumente, Kalimba und die Geige von Don "Sugarcane" Harris einsetzen.
Abschließend sei auf ein für aufgeschlossene Blues-Liebhaber ähnlich interessantes Album, YOU’RE TUFF ENOUGH von Junior Wells, hingewiesen, der sich Ende der 60er dem bläserdominierten Funk à la James Brown gewidmet hatte.