Comeback einer Legende - 2. Teil
Josef Leon Williams, alias Jody Williams, am 3. Februar 1935 in Mobile, Alabama geboren, lebt seit seinem 5. Lebensjahr in Chicago, wo er in den 50ern ein gefragter Session-Gitarrist war. So begleitete er 1954/55 in den Chess-Studios seinen 7 Jahre älteren Mentor Bo Diddley, der ihm die Grundzüge des Gitarre-Spielens beigebracht hatte und mit dem er in der Hochzeit des Rock’n’Roll häufig auf Tour war, auf dessen Hits "Daddy Wahl Daddy" und "Who Do You Love". Zeitweise war Jody auch Mitglied in der Band von Howlin‘ Wolf, auf dessen Chess-Singles "Evil Is Goin‘ On", "Forty-Four", "Who’ll Be The Next" und "Come To Me Baby" er ebenfalls Gitarre spielte.
Zwischen 1956 und 1966 brachte Jody auch einige wenige Singles unter eigenem Namen sowie den Synonymen "Little Papa Joe" und "Little Joe Lee" heraus. Um Tantieme betrogen zog er sich desillusioniert aus dem Musikgeschäft zurück und ging bis zu seiner vorzeitigen Berentung im Jahr 1994 einer bürgerlichen Beschäftigung nach. 2002 trat er nach über 30 Jahren völliger Gitarren-Abstinenz mit dem Album THE RETURN OF A LEGEND, das den Blues Music Award (bis 2005 W.C. Handy Award) "Comeback Album Of The Year" gewann, wie der Phönix aus der Asche aus der Versenkung hervor.
Das Musikmagazin "Living Blues" wählte Jody Williams zudem 2005 zum "Best Guitarist" und das Nachfolge-Album YOU LEFT ME IN THE DARK zur "Best Contemporary Blues Recording". Im Opener und Namensgeber des Albums, einem Midtempo-Blues, lamentiert Jody, "My name is Jody and it’s always been / But I could’ve sworn I heard her call me Fred". In dem folgenden "I Can’t Get You Out Of My Mind", einem flotten Song im Stil von T-Bone Walker, und dem Shuffle "I’ll Be There" übernimmt Jodys alter Freund Robert Lockwood Jr. (* 27.3.1915, + 21.11.2006), dessen Auftritt im Jahre 2000 Jody zu seinem Comeback bewegt haben soll, mit den Gesangspart und spielt Gitarre.
"Don’t Go Sleeping In My Bed", "Good Things" und "Someone Else" sind die drei Slow Blues-Nummern des Albums. Im Letztgenannten und dem rockigen "She’s Got A Spell On Me" unterstützt Lonnie Brooks, ebenfalls ein alter Bekannter, dessen Sohn Ronnie Baker Brooks auf THE RETURN OF A LEGEND die Rhythmus-Gitarre spielte, Jody als Sänger und Gitarrist.
Re-Recordings sind Jodys erste Soloaufnahme "Looking For My Baby" von 1955, das in der Konserve gebliebene "What Kind Of Gal Is That" von 1957 und das von Freddie Kings "Shan-Ho-Zay" und Earl Kings "Come On" beeinflusste und erstmals 1963 erschienene Instrumental "Hideout". Das rockende "Young Men Don’t Know" hat den alterweisen Text "Young men may not know / Older man like me understands", in "I Make Money" textet Jody "I make money, honey, money don’t make me". Auf "Nothing Can Change This Love" von Sam Cooke, der einzigen Fremdkomposition des Albums, lässt Jody seine "Red Lightnin’" getaufte Gibson ES 345, die Jahrzehnte unbenutzt im Koffer unter dem Bett schlummerte, wie B.B. Kings "Lucille" klingen. Das Album beschließt das in einen "Jazz’n‘Blues-Mantel" gekleidete "I’ve Been Watching You".
Bleibt nur noch zu hoffen, dass der Gesundheitszustand des 2011 76jährige vielleicht ein neues Album erlaubt.
P.S.: Eine ausführliche Rezension zu Jodys Erstling THE RETURN OF A LEGEND von Klaus Kilian ist in der Ausgabe Nr. 29 des Musikmagazins "Bluesnews" von 2002 abgedruckt. Der auf diesem Album enthaltenen Song "Lucky Lou" ist im Original auf der mittlerweile leider vergriffenen CD-Box CHESS RHYTHM AND ROLL zu finden.