Ihre fünfte Scheibe von anno 1973 strotzt nur so
von Melodie- und Tempiwechseln dass es einem fast schwindelig wird.
Keine andere Truppe vorher und nachher hat je so eine Prog-Scheibe an den Start bringen können.
Mit scheinbarer Leichtigkeit und absoluter Virtuosität gehen die Jungs zu Werke als wäre es das Normalste auf der Welt.
Selbstverständlich erschliesst sich diese klasse Scheibe nicht nach
einmaligem Hören sondern sie beansprucht Zeit und die sollte man ihr durchaus zugestehen denn es werden alle Hörgewohnheiten ad Absurdum geführt.
"The Runaway"7:16 beginnt mit Glasgeklirre das irgendwie eine Melodie
kreiert bevor ein leicht Klassik-Jethro Tull-folkig angehauchter
Prog-Rock einsetzt mit völlig unvorhersehbaren und abwechslungsreichen
Arrangements.
Es gibt ein Vibraphon-Solo und einen Psychedelic Kanon-Chor, einfach
ein Super-Stück.
Bei "An inmates lullaby"4:40 untermalen Vibra-und Xylophon einen
abgehobenen Kanon-Gesang der nur noch durch Hinzunahme von
Timpani (Kesselpauken)unterstützt wird.
Ein Arrangement wie es wohl kein Zweites gibt.
"Way of life"7:50 wird von einem jazzigen, hyperventilierenden
Disco-Rhythmus geprägt der wie selbstverständlich zig Mal
durch total Unvorhersehbares gebreakt wird bevor ein Klassik-Violinen-
Cello-Arrangement übernimmt und anschliessend von Hammond und Synthie
in die höchsten Prog-Gefilde gehoben wird und...und...und
Wie sagte Rudi immer? - "Lass` Dich überraschen"
Die auf der regulären LP letzten drei Stücke "Experience", "A reunion" und
"In a glasshouse" gehen nahtlos ineinander über und bringen in 18:11 Minuten
schräge, jazzige Melodieläufe, treibend vom Bass untermalt.
Diese wechseln sich munter mit einem mittelalterlichen Chorgesang ab
bevor ein Geigen-Akustikgitarren-Bass-Arrangement einen melancholischen
Touch einbringt um im nächsten Moment psychedelic nach vorne zu rocken,
natürlich nicht ohne von nie zu erahnenden musikalischen Episoden
unterbrochen zu werden.
Das nenne ich Prog-Rock.
Die Ideen in diesem Song hätten bei anderen Bands für drei Lps gereicht.
Auch der Einsatz von derlei verschiedenen Instrumenten sucht bis dato
seinesgleichen.
Als Bonus gibt es die Live-Aufnahme "The runaway/Experience"10:15
absolut perfekt und druckvoll vorgetragen aus Düsseldort anno 1976.
Weiter geht es live mit "In a glasshouse"9:49 aus Münster anno 1974 in
einer sehr miesen Aufnahmequalität.
Diese Bonustracks hätte man auch weglassen können denn sie trüben den
Gesamteindruck einer Spitzenscheibe.
Gary Green - 6 & 12 string guitars, mandolin, percussion, alto recorder
Kerry Minnear - keyboards, tuned percussion, recorder, vocals
Derek Shulman - vocals, alto sax, soprano sax, recorder
Ray Shulman - bass guitar, violin, acoustic guitar, percussion, backing vocals
John Weathers - drums, percussion