Franz Josef Degenhardt: Gehen unsere Träume durch mein Lied
Gehen unsere Träume durch mein Lied
4
CDs
CD (Compact Disc)
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- Label: Koch, 1963-2008
- Bestellnummer: 1548700
- Erscheinungstermin: 2.12.2011
*** Digipack
64 traumhafte Lieder des Mannes, der am 03.12.2011 80. Jahre alt geworden wäre.
Es mag einige Rechtsanwälte geben, die auch mal ein Lied singen. Aber es gibt nur einen, der solche Lieder gesungen hat wie Franz Josef Degenhardt. 64 sorgsam ausgewählte dieser ebenso poetischen wie politischen Chansons aus den Jahren 1963 bis 2008 sind nun in der 4-CD-Box „Gehen unsere Träume durch mein Lied" versammelt, die eine umfassende Werkschau des womöglich wichtigsten deutschen Liedermachers ermöglicht.
Es sind Lieder wie „Deutscher Sonntag", die den ganzen Muff, die spießige Borniertheit, die eher fröstelnd machende „Gemütlichkeit" der Nachkriegs-Bundesrepublik wortgewandt sezierten. Lieder, die - bei allem direkten Zeitbezug - oft über ihre Zeit hinauswirk(t)en. So haben Erdmöbel, aktuell sicher eine der interessantesten Bands hierzulande, Degenhardt's „Ein schönes Lied" gecovert, das mit der nicht nur metaphorischen Figur des „gebrannten Kindes" bis heute Flüchtlingsschicksale überall auf den Punkt bringt (auch wenn es unter dem Eindruck des Vietnam-Kriegs entstand). Und „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern", das Lied vom Jungen aus besseren Kreisen, der doch gefälligst auch dort zu bleiben hat, mauserte sich über die Jahre sogar zum geflügelten Wort. Und fand dabei Eingang in die Werke so unterschiedlicher Künstler wie Helge Schneider („Katzenoma") und der Hip-Hop-Formation Anarchist Academy.
Seine ersten Auftritte als Chansonnier absolvierte Franz Josef Degenhardt auf dem traditionsreichen Burg Waldeck-Festival, nachdem er seine Gitarre zuvor auch schon mal auf Polterabenden und Goldenen Hochzeiten gezupft hatte. Seine ersten eigenen Lieder gab er dann zunächst im Familienkreis zum Besten, bevor ein Tonbandmitschnitt der kleinen Hausmusik den Rundfunk hellhörig werden ließ. Degenhardt - Katholik und Cousin des 2002 verstorbenen Paderborner Kardinals Johannes Joachim Degenhardt - war bereits dreifacher Vater, als er 1965 mit seinem zweiten Album „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern" endgültig ins nationale Rampenlicht trat. Damals promovierte Degenhardt gerade als Jurist am Institut für Europäisches Recht der Universität des Saarlandes in Saarbrücken mit einer Arbeit über „Die Auslegung und Berichtigung von Urteilen des Gerichtshofs der Europäischen Gemeinschaften". Bald verteidigte er vor Gericht auch Mandanten, die an Aktionen der Außerparlamentarischen Opposition beteiligt waren.
Auch als Liedermacher wurde Franz Josef Degenhardt mit Stücken wie der Faschismus-Parabel „Wölfe Mitten Im Mai", „Väterchen Franz" (das dem dritten Album den Titel gab) und „So sind hier die Leute" eine feste Größe der 68er-Bewegung zwischen Ostermarsch, Vietnamkrieg und Notstandsgesetzgebung. Und doch gingen viele seiner Lieder auch über bloße Barrikaden-Begleitmusik weit hinaus. Insofern ist es eher als Kompliment zu verstehen, wenn „Der Spiegel" damals in seiner Rezension über das vierte Album „Ein Senator erzählt" notierte, es wirke doch „allzu poetisch und fast schon unzeitgemäß."
Seiner Zeit blieb Franz Josef Degenhardt mit seinen auch von Folk, Jazz und Talking-Blues inspirierten Liedern aber auch später auf der Spur, als sich die Zeiten spürbar wandelten und er längst seinen ersten, später auch verfilmten Roman („Zündschnüre") vorgelegt hatte - immer getreu seinem früh formulierten Credo: „Was ich singe, soll nicht erregend neu sein, es soll schön klingen." So karikierte er dann den „Wildledermantelmann", der auf dem langen Marsch durch die Institutionen so manches Ideal verriet. Er schrieb mit „Die Ballade vom verlorenen Sohn" seine Schmuddelkinder-Thematik fort. Er bediente sich in der Hymne auf die unvergessenen US-Arbeiterführer „Sacco und Vanzetti" auch mal bei Ennio Morricone und Joan Baez („Here's To You"). Er interpretierte 1986 auf „Junge Paare Auf Bänken" auch mal ausschließlich Vorlagen seines Vorbilds George Brassens, des berühmten französischen Chansonniers, der leider schon fünf Jahre zuvor verstorben war.
Auch jenseits der 70 konnte Franz Josef Degenhardt auf seinen letzten Alben wie „Quantensprung", „Dämmerung" und „Dreizehnbogen" seinen hohen Qualitätsstandard halten und wurde dabei auch von seinem Sohn Kai, auch als Co-Produzent, begleitet. Zum berühmten Schwelmer „Krächzen" (wie Degenhardt selbst sagt) verband er in Liedern wie „Kirschenzeit", „Sie ist den Wald gegangen" und „An der Quelle" die Melancholie und Milde der späten Jahre mit ungebrochenem Zorn und schöpfte dabei sein surreales Potenzial so weit aus wie kaum zuvor.
Für „Jeder Traum", das der vorliegenden Werkschau den Titel gab, vertonte Degenhardt ein Gedicht von Louis Fürnberg und singt: „Ja, ich hab mein Schicksal längst beschlossen, als ich mich zum Widerspruch entschied. Wenn ich singe, Freunde und Genossen, gehen unsere Träume durch mein Lied." Damit fand sich Franz Josef Degenhardt 2008 sogar auf der Bestenliste des Preises der deutschen Schallplattenkritik wieder, und das immerhin 38 Jahre nachdem er erstmals den Deutschen Schallplattenpreis entgegennehmen konnte. Schallplatten gibt es heute nur noch im Vinyl-Reservat. Franz Josef Degenhardt wäre 80 geworden. Die Zeiten ändern sich - zumindest einige diese 64 Lieder werden immer (wieder) da sein.
,,Für die Herausgeber der 4er-CD war es keine leichte Aufgabe, die besten Lieder aus fünf Jahrzehnten zu kompilieren. Man kann wunderbare Songs wie “Zwischen zwei Straßenbahnen” oder “Die alten Lieder” vermissen, man kann sich aber auch am langen Reigen von großartigen, bekannten wie unbekannten 64 Degenhardt-Stücken erfreuen." (Good Times, Februar / März 2012)
,,Das Vermächtnis des im November 2011 verstorbenen Liedermachers. Engagiert bis zum Ende: 64 ausgewählte Songs der Jahre 1963 bis 2008 auf einer 4-CD-Box." (musikexpress, Februar 2012)
,,Das 4-CD-Set ,,Gehen unsere Träume durch mein Lied" zeigt den linken Utopisten, den scharfzüngigen Chronisten und Sprachkünstler." (Audio, März 2012)
Es mag einige Rechtsanwälte geben, die auch mal ein Lied singen. Aber es gibt nur einen, der solche Lieder gesungen hat wie Franz Josef Degenhardt. 64 sorgsam ausgewählte dieser ebenso poetischen wie politischen Chansons aus den Jahren 1963 bis 2008 sind nun in der 4-CD-Box „Gehen unsere Träume durch mein Lied" versammelt, die eine umfassende Werkschau des womöglich wichtigsten deutschen Liedermachers ermöglicht.
Es sind Lieder wie „Deutscher Sonntag", die den ganzen Muff, die spießige Borniertheit, die eher fröstelnd machende „Gemütlichkeit" der Nachkriegs-Bundesrepublik wortgewandt sezierten. Lieder, die - bei allem direkten Zeitbezug - oft über ihre Zeit hinauswirk(t)en. So haben Erdmöbel, aktuell sicher eine der interessantesten Bands hierzulande, Degenhardt's „Ein schönes Lied" gecovert, das mit der nicht nur metaphorischen Figur des „gebrannten Kindes" bis heute Flüchtlingsschicksale überall auf den Punkt bringt (auch wenn es unter dem Eindruck des Vietnam-Kriegs entstand). Und „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern", das Lied vom Jungen aus besseren Kreisen, der doch gefälligst auch dort zu bleiben hat, mauserte sich über die Jahre sogar zum geflügelten Wort. Und fand dabei Eingang in die Werke so unterschiedlicher Künstler wie Helge Schneider („Katzenoma") und der Hip-Hop-Formation Anarchist Academy.
Seine ersten Auftritte als Chansonnier absolvierte Franz Josef Degenhardt auf dem traditionsreichen Burg Waldeck-Festival, nachdem er seine Gitarre zuvor auch schon mal auf Polterabenden und Goldenen Hochzeiten gezupft hatte. Seine ersten eigenen Lieder gab er dann zunächst im Familienkreis zum Besten, bevor ein Tonbandmitschnitt der kleinen Hausmusik den Rundfunk hellhörig werden ließ. Degenhardt - Katholik und Cousin des 2002 verstorbenen Paderborner Kardinals Johannes Joachim Degenhardt - war bereits dreifacher Vater, als er 1965 mit seinem zweiten Album „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern" endgültig ins nationale Rampenlicht trat. Damals promovierte Degenhardt gerade als Jurist am Institut für Europäisches Recht der Universität des Saarlandes in Saarbrücken mit einer Arbeit über „Die Auslegung und Berichtigung von Urteilen des Gerichtshofs der Europäischen Gemeinschaften". Bald verteidigte er vor Gericht auch Mandanten, die an Aktionen der Außerparlamentarischen Opposition beteiligt waren.
Auch als Liedermacher wurde Franz Josef Degenhardt mit Stücken wie der Faschismus-Parabel „Wölfe Mitten Im Mai", „Väterchen Franz" (das dem dritten Album den Titel gab) und „So sind hier die Leute" eine feste Größe der 68er-Bewegung zwischen Ostermarsch, Vietnamkrieg und Notstandsgesetzgebung. Und doch gingen viele seiner Lieder auch über bloße Barrikaden-Begleitmusik weit hinaus. Insofern ist es eher als Kompliment zu verstehen, wenn „Der Spiegel" damals in seiner Rezension über das vierte Album „Ein Senator erzählt" notierte, es wirke doch „allzu poetisch und fast schon unzeitgemäß."
Seiner Zeit blieb Franz Josef Degenhardt mit seinen auch von Folk, Jazz und Talking-Blues inspirierten Liedern aber auch später auf der Spur, als sich die Zeiten spürbar wandelten und er längst seinen ersten, später auch verfilmten Roman („Zündschnüre") vorgelegt hatte - immer getreu seinem früh formulierten Credo: „Was ich singe, soll nicht erregend neu sein, es soll schön klingen." So karikierte er dann den „Wildledermantelmann", der auf dem langen Marsch durch die Institutionen so manches Ideal verriet. Er schrieb mit „Die Ballade vom verlorenen Sohn" seine Schmuddelkinder-Thematik fort. Er bediente sich in der Hymne auf die unvergessenen US-Arbeiterführer „Sacco und Vanzetti" auch mal bei Ennio Morricone und Joan Baez („Here's To You"). Er interpretierte 1986 auf „Junge Paare Auf Bänken" auch mal ausschließlich Vorlagen seines Vorbilds George Brassens, des berühmten französischen Chansonniers, der leider schon fünf Jahre zuvor verstorben war.
Auch jenseits der 70 konnte Franz Josef Degenhardt auf seinen letzten Alben wie „Quantensprung", „Dämmerung" und „Dreizehnbogen" seinen hohen Qualitätsstandard halten und wurde dabei auch von seinem Sohn Kai, auch als Co-Produzent, begleitet. Zum berühmten Schwelmer „Krächzen" (wie Degenhardt selbst sagt) verband er in Liedern wie „Kirschenzeit", „Sie ist den Wald gegangen" und „An der Quelle" die Melancholie und Milde der späten Jahre mit ungebrochenem Zorn und schöpfte dabei sein surreales Potenzial so weit aus wie kaum zuvor.
Für „Jeder Traum", das der vorliegenden Werkschau den Titel gab, vertonte Degenhardt ein Gedicht von Louis Fürnberg und singt: „Ja, ich hab mein Schicksal längst beschlossen, als ich mich zum Widerspruch entschied. Wenn ich singe, Freunde und Genossen, gehen unsere Träume durch mein Lied." Damit fand sich Franz Josef Degenhardt 2008 sogar auf der Bestenliste des Preises der deutschen Schallplattenkritik wieder, und das immerhin 38 Jahre nachdem er erstmals den Deutschen Schallplattenpreis entgegennehmen konnte. Schallplatten gibt es heute nur noch im Vinyl-Reservat. Franz Josef Degenhardt wäre 80 geworden. Die Zeiten ändern sich - zumindest einige diese 64 Lieder werden immer (wieder) da sein.
Rezensionen
,,Für die Herausgeber der 4er-CD war es keine leichte Aufgabe, die besten Lieder aus fünf Jahrzehnten zu kompilieren. Man kann wunderbare Songs wie “Zwischen zwei Straßenbahnen” oder “Die alten Lieder” vermissen, man kann sich aber auch am langen Reigen von großartigen, bekannten wie unbekannten 64 Degenhardt-Stücken erfreuen." (Good Times, Februar / März 2012)
,,Das Vermächtnis des im November 2011 verstorbenen Liedermachers. Engagiert bis zum Ende: 64 ausgewählte Songs der Jahre 1963 bis 2008 auf einer 4-CD-Box." (musikexpress, Februar 2012)
,,Das 4-CD-Set ,,Gehen unsere Träume durch mein Lied" zeigt den linken Utopisten, den scharfzüngigen Chronisten und Sprachkünstler." (Audio, März 2012)
- Tracklisting
Disk 1 von 4 (CD)
- 1 Rumpelstilzchen
- 2 Weintrinker
- 3 Spiel nicht mit den Schmuddelkindern
- 4 Ein schönes Lied
- 5 Deutscher Sonntag
- 6 Wölfe mitten im Mai
- 7 Horsti Schmandhoff
- 8 Tonio Schiavo
- 9 In den guten alten Zeiten
- 10 Tante Th'rese
- 11 Väterchen Franz
- 12 Feierabend
- 13 Wenn der Senator erzählt
- 14 So sind hier die Leute
- 15 Notar Bolamus
- 16 Vatis Argumente
Disk 2 von 4 (CD)
- 1 P.T. aus Arizona
- 2 Entschuldigung eines alten Sozialdemokraten
- 3 Fast autobiographischer Lebenslauf eines Westdeutschen
- 4 Die Wallfahrt zum Big Zeppelin
- 5 Rudi Schulte
- 6 Nostalgia
- 7 Befragung eines Kriegsdienstverweigerers
- 8 Sacco und Vanzetti
- 9 Ballade von der schönen alten Stadt
- 10 Kommt an den Tisch unter Pflaumenbaumen
- 11 Ballade von Joß Fritz
- 12 Zündschnüre-Song
- 13 Ballade vom verlorenen Sohn
- 14 Arbeitslosigkeit
Disk 3 von 4 (CD)
- 1 Wildledermantelmann
- 2 Rondo Pastorale
- 3 Drumherumgerede
- 4 Unser Land
- 5 Du bist anders als die Andern
- 6 Ballade vom Edelweißpiraten Nevada Kid
- 7 Tango Du Midi
- 8 Nach 30 Jahren zurückgekehrt
- 9 Die Lehrerin
- 10 Trink aus Katrin
- 11 Junge Paare auf Bänken
- 12 Das Testament
- 13 Reiter wieder an der schwarzen Mauer
- 14 Lied für die ich es sing
Disk 4 von 4 (CD)
- 1 Rosen im Schnee
- 2 Wer jetzt nicht tanzt
- 3 Botschaft an eine Enkelin
- 4 Und am Ende wieder leben
- 5 Später
- 6 Nocturn
- 7 Wer zu spät kommt
- 8 Ja, es gibt diese Abende noch
- 9 Am Fluss
- 10 Laute von damals
- 11 Weiter im Text
- 12 Ich ging im letzten Mai
- 13 Tanz im Freien
- 14 Quantensprung
- 15 Kirschenzeit
- 16 Dämmerung
- 17 Sie ist in den Wald gegangen
- 18 Die Ernte droht
- 19 An der Quelle
- 20 Jeder Traum
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