Eine typische CD der Can-Americana Institution
BLUE RODEO sind eine Institution im Can-Americana-Universum. Aber sie auf eine reine Roots-Rock-Combo zu reduzieren ist zu kurz gegriffen und wird ihnen nicht gerecht. Sicher haben sie die Songs von THE BAND oder GRAM PARSONS verinnerlicht, aber auch die BEATLES von RUBBER SOUL und REVOLVER sowie THE BYRDS haben deutliche Spuren hinterlassen. In ihrem Output kann man eine ständige, behutsame Weiterentwicklung verfolgen. Oft gibt es kleine, interessante Neuerungen und überraschende Wendungen zu bewundern, die die aus Toronto stammenden Hauptsongwriter JIM CUDDY und GREG KEELOR in ihre meistens gemeinsam geschriebenen Lieder einbauen. Sie fühlen sich dabei nicht an die klassische Popsonglänge gebunden, ihre Lieder können schon mal über 5 Minuten dauern, ohne zu langweilen. Alles macht Sinn in ihrem Musik-Konzept. Harmonie und vorsichtige Erweiterung des musikalischen Spektrums sind bei ihnen keine Gegensätze. Klare Strukturen und üppige Soli stehen gleichberechtigt nebeneinander. Sie können atmosphärische Dichte erzeugen, bleiben dabei aber leichtfüßig und geschmeidig.
THE DAYS IN BETWEEN aus dem Jahr 2000 ist bereits das 8. Studio-Album der Band und zeigt sie in all ihren Facetten, ausgereift und konzentriert, mit bewegenden, verführerischen, emotionalen Songs, wunderbaren Harmoniegesängen und perfekter Instrumentenbeherrschung. 12 Songs zieren das stimmungsvolle Album. SAD NIGHTS dreht sich darum, wie man die Nächte übersteht, wenn der geliebte Partner nicht mehr da ist. Das Gefühl der Leere wird adäquat durch das Dobro-Solo und den hingebungsvollen Gesang ausgedrückt. THIS ROAD fängt die Stimmung von überlangen Autofahrten ein. Die Band steigert sich in einen Spielrausch, entreißt dem Song die Tristesse und führt ihn zu erhabener Größe. Der CINEMA SONG, der das Album eröffnet, transportiert große Gefühle einer Beziehungskrise. Die Musik findet immer wieder zu Stärke und Zuversicht zurück, auch wenn der Gesang eher Wehmut verbreitet. Das Lied lebt von diesen Gegensätzen und Reibungen. So sind viele Songs auf dem Album eher in Moll gehalten, haben aber immer auch erhellende Momente. THE SEEKER wird von flankierenden Pedal-Steel- und E-Gitarren-Einlagen gestützt. Dagegen dominiert bei SOMEBODY WAITS und dem Titel-Track eine frische Power-Pop-Note. BEGGING YOU TO LET ME IN überrascht mit einem R&B-Rhythmus, wie man ihn auch von GRAHAM PARKER & THE RUMOUR kennt und bei ANDREA und ALWAYS GETTING BETTER geben sie sich verhalten poppig. Mit THE DAYS IN BETWEEN bekommt man eine typische BLUE RODEO CD, auf der die Band ihr ganzes Potential ausbreitet.