Ein Muss für alle Blues-Fans!
Das Album der ‘63er Tour wurde am 13. Oktober live in Bremen aufgenommen. Mit Memphis Slim, dem Sänger des Openers "Wish Me Well" und Willie Dixon, dem Studio-Bassisten und Produzenten von Chess Records, sind zwei Musiker auf dem Album vertreten, die bereits am Festival des Vorjahres teilgenommen hatten. Während Willie Dixon auf dem ‘62er Album hauptsächlich nur den Bass bedient hatte, übernimmt er auf AMERICAN FOLK BLUES FESTIVAL ’63 bei "Sittin‘ And Cryin‘ The Blues" und "Crazy For My Baby" den alleinigen Gesang.
Memphis Slim teilte sich auf der ‘63er Tournee die Rolle des Pianisten mit dem am 31.3.1930 in Jackson, MS geborenen Otis Spann, der als Studiomusiker bei Chess Records u.a. Howlin‘ Wolf, Bo Diddley und Chuck Berry begleitet hat. Otis Spann kannte Europa bereits durch seine Zeit als Soldat in der Army, als er nach dem Krieg u.a. in Deutschland stationiert war und durch eine Tournee mit Muddy Waters im Jahr 1958, in dessen Band er trotz eigener Solo-Alben jahrelang Mitglied war. Otis Spann, der laut der "Enzyklopädie des Blues" von Gérard Herzhaft "als der letzte große Chicagoer Bluespianist gilt" und auf dem Album mit "Had My Fun" singt, starb am 24.4.1970 in Chicago an einem Krebsleiden.
Der bereits genannte Muddy Waters (geb. am 4.4. 1915 in Rolling Folk, MS, gestorben am 30.4.1983 in Chicago, IL), bürgerlicher Name McKinley Morganfield, eine der zentralen Figuren des Chicago-Blues der Nachkriegszeit und der Geschichte des Blues überhaupt, ist auf der Platte bescheiden mit nur einem Song, "Five Long Years" vertreten.
Ein weiterer, ganz großer Vertreter des ‘63er Festivals war Sonny Boy Williams II. Der als Alec Ford am 5.12.1899 in Glandora, MS geborene "Rice" Miller, wie er auch genannt wurde, singt auf dem Album von der Tourband begleitet "I Don’t Know" und zeigt auf "Sonny Boy’s Harmonica Blues" ohne jegliche Begleitung seine Virtuosität als Bluesharp-Player. Sonny Boy starb am 25.5.1965 in Helena, AR.
Ein Comeback im Zuge des Blues-Revivals der 60er Jahre feierte auch die "Madonna Of The Blues" Victoria Regina Spivey (geboren am 15.10.1906 in Houston, TX, gestorben am 3.10.1969 in New York), die bereits in den 20ern Plattenaufnahmen gemacht, sich aber 1951 aus dem Show-Geschäft zurückgezogen hatte. Sie singt auf AMERICAN FOLK BLUES FESTIVAL ’63 "Grant Spivey" und begleitet sich dabei selbst auf der Ukulele unterstützt von Willie Dixon am Bass und dem Tour-Drummer Bill Stepney.
Zwei weitere Veteranen des Blues auf der Platte sind Big Joe Williams aka Joseph Lee Williams (geboren am 18.10.1903 in Crawford, MS, gestorben am 17.12.1982 in Macon, MS) sowie Alonso "Lonnie" Johnson (geboren am 8.2.1899 in New Orleans, gestorben am 16.6.1970 in Toronto), die ihre Songs "I Have No Friends" bzw. "It’s Too Late To Cry" mit eigener Gitarrenbegleitung alleine vortragen. Big Joe Williams, der seine erste Country Blues-Platte im Jahre 1935 herausgebracht hatte, wurde 1992 in die "Blues Hall Of Fame" aufgenommen. "Lonnie" Johnson gilt laut "Wikipedia" als "innovativer Gitarrist, der auf ideale Weise Blues mit Jazz und Balladenkunst verbindet".
Matt "Guitar" Murphy (geboren am 27.12.1929 in Sunflower, MS) zeigt beim Instrumental "Matt’s Guitar Boogie" seine Fähigkeiten als Gitarrist. Er war Mitglied der Band von Memphis Slim und hat weiter zahlreiche Bluesgrößen wie Howlin‘ Wolf, Ike Turner, Otis Rush und Louis Walker begleitet. Einer größeren Öffentlichkeit wurde er durch die Rolle als Ehemann von Aretha Franklin in dem Film "Blues Brothers" bekannt.
Das Album schließt mit dem "Bye Bye Blues", an dem alle Musiker der Tournee beteiligt sind.
Ein Muss für alle Blues-Fans!