Starkes Endzeitdrama in ruhigen, realistischen Bildern
Mexiko in naher Zukunft:
Seit dem Absturz einer NASA-Sonde im Grenzgebiet zwischen Mexiko und der USAhaben sich gigantische außerirdische Lebensformen ausgebreitet. Das Gebiet wurde zur "infizierten Zone" erklärt und wird regelmäßig durch Luftangriffe des US-Militär "gesäubert".
Der Fotograf Andrew erhält von seinem Chef den Autrag dessen Tochter Sam von Mexiko in die USA zu begleiten und für ihre Sicherheit zu sorgen. Als in der Nacht vor der Überfahrt die Situation eskaliert und den beiden obendrein noch die Pässe gestohlen werden, bleibt ihnen nichts weiter übrig, als die USA auf dem beschwerlichen und gefährlichen Landweg durch die "infizierte Zone" zu erreichen.
Soviel zur Story, die ansich nach nichts besonderem klingt und genauso gut ein durchschnittliches Endzeit-B-Movie versprechen könnte... und sehr viel mehr habe ich aufgrund der durchwachsenen Bewertungen auch nicht erwartet... Fehlanzeige.
"Monsters" ist eine der realistischsten Endzeitvisionen die ich bis jetzt gesehen habe. Nicht, dass ich die Möglichkeit der Ausbreitung außerirdischer Riesenkraken ansich für realistisch halte, vielmehr ist es das gesamte Szenario, die Welt drum herum, die Handlungsweise der Menschen, die unglaublich nüchternen, ruhigen Bilder mit denen dieser Film daher kommt. Alles wirkt, wie Spiegelbilder aus den realen Krisengebieten unserer Welt. Der Taxifahrer, der auf die Frage "Fühlen Sie sich eigentlich sicher hier"
antwortet "Wo sollen wir denn hin? Ich habe meine Familie und meinen Job hier. Wir versuchen klar zu kommen". Die mexikanische Stadt, die unmittelbar an die "infizierte Zone" grenzt. Die bedrückende Atmophäre auf dem Gedenkplatz mit tausend Kerzen und Bildern von Toten. Dabei sind diese Toten allerdings keine Opfer der Monster, wie man erwarten könnte, sondern Opfer der amerikanischen Luftangriffe. Darüber Schriftbänder, wie "Wer sind die Monster? Keine Bomben mehr" oder "Stoppt die Angriffe - 5000 Tote". Das sind Szenarien, wie man sie in jedem Krisengebiet der Welt sehen kann. Menschliche Dramen, rücksichtslos toleriert, denn es sind immer die Armen, die auf der Strecke
bleiben und leiden müssen. Daneben geht das Leben weiter. Andrew und Sam ziehen durch die belebten nächtlichen Straßen, essen an Ständen und sitzen in einer Bar, trinken Tequila während im
Hintergrund im Fernsehen von Kämpfen berichtet wird. Das Leben dreht sich weiter am Rande des Abgrunds, die Menschen halten an ihrer Normalität, ihren Gewohnheiten fest.
Sie verlieren nicht die Hoffnung.
Es ist dieser Realismus, diese vertrauten, traurigen Bilder, die "Monsters" zu etwas besonderem machen.
Man sollte kein Actionfeuerwerk erwarten, denn dann wird man sicherlich enttäuscht. Was den geneigten Zuschauer erwartet ist ein Film zum Mitdenken, ein Film, der zum Mitdenken anregt. Nichts desto trotz sind die Special Effects und Actionszenen perfekt umgesetzt, wurden allerdings sehr sparsam, jedoch auch überaus atmosphärisch und wirkungsvoll eingesetzt. Die Reise durch die "infizierte Zone" bietet atemberaubende Landschaftsaufnahmen. Da gibt es die Hinterlassenschaften der Zivilisation... Schiffwracks, überwucherte verlassene Bauwerke und Fassaden, an denen das Boot während der Flussfahrt durch den Dschungel vorüberzieht und die einem Schauer über den Rücken jagen. Der Film ist gekonnt durch einen stimmungsvollen, ruhigen Soundtrack untermalt, der nicht
zuletzt zu der bedrückenden Atmosphäre beiträgt.
"Monsters" ist ein Film über die Menschen. Im Mittelpunkt stehen Andrew und Sam, ihre Gedanken und Gefühle, die Erlebnisse und Eindrücke während ihrer Reise. Die beiden Hauptdarsteller Scoot McNairy und Whitney Able liefern dabei eine sehr gute, überzeugende Darstellung ab. Die aufkeimende Beziehung der beiden, ihre sich entwickelnden Gefühle zueinander durchziehen den Film und gipfeln im wortwörtlich gigantischen Finale. Vielmehr will und darf ich dazu nicht verraten, denn jeder Zuschauer soll den Film für
sich erleben, ihn auf sich wirken lassen.
Fazit:
"Monsters" ist ein sehr ungewöhnlicher Film, fern der gängigen Science Fiction und Endzeit-Pfade, in jeder Beziehung perfekt in Szene gesetzt. Ein ruhiger, nachdenklicher Film.
Dieser Mix ist es, der es "Monsters" nicht leicht macht sein Publikum zu finden, denn Fans von Special Effects und Action werden hier eher nicht befriedigt, zu unauffällig und zurückhaltend ist der Film in seinem Ganzen damit. Ich lege diesen Film allerdings jedem ans Herz, der offen ist für Neues, der Endzeit und
Science Fiction ebenso mag, wie die ruhigen, nachdenklichen Bilder... der könnte "Monsters" als ebenso großartig empfinden, wie ich!