Ja, diese Musik ist sehr bewegend und mitreissend.
Luboš Soukup ist ein tschechischer Musiker, der in Kopenhagen lebt. Der Jazzer spielt Tenor- und Sopran-Saxofon sowie Klarinette. Er spielt mit verschiedenen Formationen, unter anderem als Machina Mundi. Der Name soll entstanden sein im Rahmen einer philosophischen Betrachtungsweise, dass das Universum wie eine Maschine arbeiten würde. Mit diesem selbstbetitelten Werk wird das Debüt-Album vorgelegt.
Musikalisch bewegt man sich im Bereich der Fusion zwischen Jazz und Rock. Dabei ist auffällig, dass man sich stark an den Anfangstagen dieser Bewegung orientiert, am stärksten spürt man eine Hinwendung zu der frühen Formation von Weather Report. Also finden wir eine Ausrichtung vor, die sich in erster Linie am Zusammenspiel zwischen Saxofon und Keyboards orientiert. Dabei stehen noch nicht die Synthies im Vordergrund, wie sie später von Musikern wie Chick Corea oder anderen Protagonisten jener Szene stark vordergründig eingesetzt wurden. Vielmehr regiert hier der Klang des Rhodes, und auch der von Graig Earle gespielte Bass ist ein akustischer, der wiederum, und das passt dann ja auch, an Miroslav Vitous erinnert. Und der wiederum spielte auf dem 1971er Album von Josef Zawinul, auch hier höre ich eine musikalische Verbindung. So sucht man auch hier bei der Soundgestaltung eine elektrische Gitarre vergeblich.
Sicher hat man auch die bisherige Entwicklung der Fusion-Bewegung nicht außer Acht gelassen, und so wird der Sound, entsprechend modernisiert, auch durch die Verwendung von Electronics angereichert, ohne dass es vordergründig oder störend wäre. Mit komplexen Arrangements und einem Sound, der sich zwischen einem sanftem Groove federnder Rhythmen als auch schwebend wolkigen Passagen bewegt, findet man rasch einen Zugang zu dieser im Grunde positiv strahlenden Musik, mit vielen lyrischen Momenten.
Einzige Ausnahme in der Gestaltung bietet Track Sechs, "The Eight Star" wird unterstützt durch den Gesang von Karmen Roivassepp, der allerdings, wortlos gestaltet, eher ein weiteres Instrument darstellt, wie man es hinsichtlich dieses Ausdrucks auch von Flora Purim kennt, die allerdings mit ihren wortlosen Gesangsbeiträgen wesentlich prägnanter im Vordergrund stand.
Im Übrigen sollen sich die sieben Songs hinsichtlich ihrer Titel an Tarot-Karten orientiert haben, so dass man den Songtiteln jeweilige Bedeutung zumessen kann, zum Beispiel bei "The Wheel Of Fortune" mit der Aussage, dass sich das Leben plötzlich und spontan verändern kann. Widmen wir uns also der Welt, "The World", der längste und letzte Song des Albums, wird nun etwas freier und unruhiger. "Die Welt" ist eine der Trumpfkarten des Tarot. Laut Wikipedia steht sie für Erfolg und das Erreichen des (eines) Ziels. Die Karte gibt uns den Rat, dass absolute Zufriedenheit darin besteht, an unsere Umwelt all das zurückzugeben, was wir auf unserem Weg erworben bzw. gelernt haben.
So kann Jede/r für sich entscheiden, ob diese Aussagen, sowie weitere Bedeutungen, auch in den 12:20 Minuten umgesetzt werden können, jedenfalls ist der Aufbau des Stückes aufgrund seiner Länge natürlich offener und beinhaltet verschiedene emotional ausgeprägte Stimmungen. Auf jeden Fall ist es hervorragend, wie die vier Musiker agieren, Soukup zum Beispiel findet sich wieder in einem freieren Spiel, neben meditativ wirkenden Momenten zwei Gegenpole, die die Protagonisten fest im Griff haben. Ja, diese Musik ist sehr bewegend und mitreissend.