Das Soul-Funk-Meisterwerk
Seit Jahren will ich eine Rezension dieses Albums schreiben, aber ich schaffte es bisher nicht einen angemessenen Text zu schreiben. Denn dies ist ein perfektes Album, eines der besten Alben aller Zeiten oder je nachdem welche Ära der Soul-Funk-Musik man bevorzugt, vielleicht das beste Album überhaupt. Ich weiß, es klingt seltsam, so etwas zu schreiben. Schon das Wort „perfekt“ hat etwas Negatives an sich. Perfekt ist doch auch kalt, oder ? Aber nein. Wir haben hier mit der Patti Austin an den lead vocals bei vier Songs und James Ingram bei drei Songs zwei herausragende Sänger, wir haben mit Louis Johnson ein Bassisten, der mit klasse Slaps bei den Funk-Songs aber auch zurückhaltende Begleitung bei den ruhigen Balladen excellent spielt und klingt, mit John Robinson einen super-tighten Drummer, Ernie Watts mit vier wunderbaren, melodiösen Saxophon-Soli, die Horn-Section besteht aus Jerry Hey, Bill Reichenbach & Co, als Background-Sänger u.a Jim Gilstrap und Tom Bahler, an den Keyboards u.a. Greg Phillinganes und Herbie Hancock, Steve Lukather and der Guitar und als Gastsolisten Stevie Wonder mit 2 Synthi-Soli wie nur er sie gespielt hat, nämlich nach dem Motto „weniger ist mehr“ und bei dem einzigen Instrumental-Stück den unlängst verstorbenen Toots Thielemans an der Mundharmonika und pfeifend.
Aber das wäre natürlich alles nichts wert, wenn die Songs nichts wären. Die sind aber allesamt genial. Sechs mittelschnelle bis schnelle Groove-Songs und drei Balladen, von denen sowohl „Just once“ als auch „One hundred ways“ mittlerweile Klassiker sind. Von den schnellen Songs kennt man am ehesten „Ai no Corrida“, aber auch die anderen Stücke sind spitze, ich möchte mal noch die beiden Songs „Somethin’ special“ und „Razzamatazz“ nennen, beide von Rod Temperton geschrieben, eben jener Temperton, der für Michael Jackson Songs wie „Thriller“, „Baby be mine“oder „Off the wall“ geschrieben hat und zu George Benson’s „Give me the night“ – Album fünf Songs beigesteuert hat, beide ja auch von Quincy Jones produziert. Und die Songs sind alle genial arrangiert, haben tolle Bass-Riffs und clevere Harmoniefolgen mit schönen Melodien.
Wer sich fragt, was Q denn selbst zu diesem Album beigetragen hat – naja, er hat das produziert, arrangiert und dirigiert und die passenden Musiker eingeladen. Einen ultracoolen Rap zum Titelsong mit verfremdeter Stimme ist alles, was man von ihm selbst auf dem Album hört, aber seine Trompete spielte der frührere Big-Band-Leader zum Zeitpunkt dieser Aufnahem schon lange nicht mehr, er wirkt eben wie ein Dirigent eines Symphonie-Orchesters.
Das einzige, was man an dieser CD-Veröffentlichung bemängeln kann, ist, dass sie schon reichlich alt ist und das Volumen mässig ist, man bräuchte mal eine neu digitalisierte Wieder-Auflage. Aber ich bleibe dabei – dieses Album ist ein Meisterwerk, kein einziger Song, der etwas abfällt, sondern alles ist aus einem Guss, ein Juwel der Musikgeschichte, der nur leider allzu leicht übersehen wird, weil der Interpret eben ein Produzent und kein Sänger einer bekannten Gruppe.
Klingt aber trotzdem wie eine eingespielte Gruppe, da Jones meist die gleichen Musiker für seine Produktionen einsetzte. Dieses 1981 erschienene Album ist für mich ein der Höhepunkt und Abschluss des 70-er-Jahre Sounds mit „traditionellen“ Instrumenten, zu denen man auch das Fender Rhodes zählen kann, kurz darauf kam mit der Linn-Drum-Machine und dem DX-70 und neueren Synthis ganz andere Sounds, die aus meiner Sicht die Soul-Funk-Musik für 15 Jahre zerstörten, bis dann die Retro-Welle kam.
Was ich mir also wünschen würde wäre eine Neuausgabe mit besserem Soundvolumen und einem Booklet mit Fotos der Musiker. Bei der Original-LP und auch der CD hier waren nur noch mal ein Portrait-Foto von Q, sowie die Texte und Line-Ups der Musiker zu jedem Song.
Aber wer weiß, wann das jemals passiert, daher sollte das niemanden davon abhalten, die CD jetzt zu bestellen.