Oregon: 1974 auf 2 CDs

Oregon, gegründet 1970, bestand aus Ralph Towner (klassische und 12-saitige Gitarre), Paul McCandless (Oboe und Englischhorn), Glen Moore (Kontrabass) und Collin Walcott (Sitar und Tabla). Die Musik der Band war schon immer fast ausschließlich akustisch. "Akustische Instrumente klingen für mich ausdrucksstärker", erklärte Towner dem Magazin Jazzwise (UK) im September 1997. Er erklärte weiter seinen Gitarrenstil: "Bei der klassischen Gitarre [benutzt man] alle Finger der rechten Hand zum Zupfen, was bedeutet, dass man zwei bis fünf Töne in exaktem Unisono erklingen lassen kann, im Gegensatz zu einem Strum." Neben seinen Kerninstrumenten hat Towner auch Trompete, Synthesizer und Klavier gespielt, McCandless Bassklarinette und Flöte, Moore Flöte und Geige und Walcott Klarinette und Hackbrett. Um nur einige zu nennen. "Zu einer Zeit hatten wir achtzig Instrumente auf dabei!" hat McCandless einmal gesagt. Die Kombination von Instrumenten aus unterschiedlichen Musiktraditionen und die Bandbreite der Einflüsse der Musiker bedeutete, dass Jazz immer eine unzureichende Bezeichnung für die Band war. "Live In Bremen 1974" dokumentiert Oregon in ihrer hypnotischen Bestform. Das Zusammenspiel der vier Musiker ist atemberaubend, und bei jedem Stück wechseln Stimmung und Textur ständig, folgen aber immer einer ästhetischen Logik, die unumstößlich scheint. "Live In Bremen 1974" erinnert aber auch an eine Band, die Musik machte, die noch nie zuvor gehört wurde, die man sich nie zuvor vorstellen konnte. Ein Stück trägt den Titel "Brujo", spanisch für "Zauberer". Wahrlich, Towner, McCandless, Moore und Walcott waren musikalische Zauberer, deren Spiel immer noch die Kraft hat, nicht nur die ursprünglichen Fans der Band zu verzaubern, sondern sicherlich auch jeden, der das Glück hat, die Band zum allerersten Mal zu hören.

Rezensionen

»Vielfältige Kompositionen und Improvisationen offerierten Oregon beim Radio-Bremen-Gastspiel am 14.​3.​1974, wobei die vier Musiker – auch Paul Candless (Oboe, English Horn) und Glen Moore (Kontrabass) – keineswegs Lagerfeuerstimmung verbreiteten, sondern Tempo und Rhythmus immer wieder anzogen und außerdem inspiriert solierten.​ Wechselnde Songstrukturen, famose Interaktion und höchste Instrumentalkunst fügten sich zu einem kompakten Ganzen, das nicht nur Genrefans heute noch begeistern dürften.​ Zumal Klangrestaurator Johannes Scheiben reif beim Mastern Erstaunliches aus den Originalbändern herausholte.​« (Good Times, Oktober/November 2021)