Marius Neset: Lion (180g) on 2 LPs

Kaum ein junger europäischer Jazzmusiker sorgte in den letzten zwei Jahren international für mehr Aufsehen und schier ungläubiges Staunen bei Presse und Publikum, als der 1985 geborene norwegische Saxofonist Marius Neset: „Was Neset am Saxofon macht, ist nichts anderes als der Schritt in eine neue Dimension dieses Instruments“ (Süddeutsche). Davon sind auch britische Medien überzeugt. Der Telegraph spricht von einem „Wunder“. Der Guardian zählt Neset zu den aktuell größten Entdeckungen des Jazz, mit „der Kraft eines Michael Breckers und der Raffinesse eines Jan Garbarek“.

Mit „Lion“ liegt nun Nesets ACT-Debüt vor, und, wie kaum anders zu erwarten, hat er sich nicht für ein abtastendes oder einführendes Album entschieden, sondern für einen echten Paukenschlag - Vorsicht ist kein ausgeprägter Charakterzug des ehrgeizigen und hyperenergetischen Musikers. Nicht nur ein neuer Saxofon-Löwe setzt da zum Sprung an, sondern auch einer, der ein Orchester zum Klingen bringen kann wie wenige.

Kaum ein anderes Orchester als das Trondheim Jazz Orchestra hätte die Herausforderungen meistern können, die Neset bei „Lion“ stellt: Die aus dem Reservoire eines der besten Konservatorien der Welt schöpfende Bigband ist ein Solistenensemble, das stellvertretend für die Stärken des norwegischen Jazz steht: Stiloffen, technisch brillant und präzise wie ein Uhrwerk, gleichzeitig feinfühlig und genau zuhörend. „Du kannst dir beim Trondheim Orchestra die Musiker mit den Qualitäten aussuchen, die du für dein Projekt benötigst. Du schreibst eher für Individualisten als für eine Bigband.“ Auch dank dieser Synergie kommen Nesets unglaubliche Soli hier in ihrer ganzen Pracht zur Entfaltung. Der Löwe ist erwacht.

Rezensionen

„Neset verdichtet seine kompositorischen Ideen, bietet gezackte, hüpfende und tanzende Linien auf, sorgt mit komplexen Rhythmen für Furore.“ (Stereo, Juni 2014)

„Ob Neset verrückte Rhythmen übereinander schichtet, den Musikern enorme Tonsprünge abverlangt oder sie in choralartige Passagen schickt: Das Orchester bewältigt es mit unangestrengter Bravour. Dies alles wurde im Studio so transparent und klangrein eingefangen, dass auch feine Tonbewegungen und Bezüge innerhalb der Arrangements hörbar werden.“ (stereoplay, Juni 2014)

„(...) das, was dieses Album hervorhebt, zeigt sich erst beim zweiten Hören: Neset tritt als Solist ins Glied zurück und schmiegt seinen wuchtigen Tonfall und seine energetische Phrasierung tief in den Ensembleklang.“ (Jazzthing, Juni - August 2014)