Joachim Kühn: Jazz At Berlin Philharmonic XIV: Komeda
Jazz At Berlin Philharmonic XIV: Komeda
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
- Label: ACT, 2023
- Bestellnummer: 11479317
- Erscheinungstermin: 30.6.2023
- Serie: Jazz At Berlin Philharmonic
+ Chris Jennings, Eric Schaefer, Dawid Lubowicz, Mateusz Smoczyński, Michał Zaborski, Krzysztof Lenczowski
*** Digipack
*** Digipack
- Gesamtverkaufsrang: 4400
- Verkaufsrang in CDs: 2128
Krzysztof Komeda - eine Legende des polnischen und Wegweiser des europäischen Jazz. Als Filmkomponist für zahlreiche Roman Polanski Filme wie »Tanz der Vampire« und »Rosemaries Baby« wurde er weltberühmt. Früh verstarb diese große Künstlerpersönlichkeit 1969 mit nur 37 Jahren, hinterließ aber in der kurzen Spanne seines Lebens ein einflussreiches Werk. Joachim Kühn, heute selbst eine Ikone des Jazzpianos, ist ein großer Bewunderer von Komeda, den er 1965 in Warschau persönlich kennengelernt hat. Bei Jazz at Berlin Philharmonic, kuratiert von Siggi Loch, widmete er ihm am 14. Oktober 2022 eine Hommage – solo, mit seinem New Trio sowie mit dem polnischen Atom String Quartet.
Mag Krzysztof Komeda hierzulande vielen kein Begriff sein, in seiner Heimat hat er einen Rang wie sonst nur Frederik Chopin. Mit ihm verbindet sich der Aufstieg des polnischen Jazz von einer Untergrund-Bewegung zu einem Kultur-Leuchtturm, ja fast zu einer neuen Art Nationalmusik. Mit Strahlkraft über seine Heimat hinaus, denn er avancierte zu einer Schlüsselfigur der Emanzipation des europäischen vom amerikanischen Jazz: Zeitgleich mit Lars Gullin und Jan Johansson in Schweden und auch im Ansatz vergleichbar, verschmolz Komeda die eigene Volksmusik und ihre typischen Melismen mit den Charakteristika des Jazz. Er wurde so einem der großen Lyriker des Klangs. Sein früher Unfalltod machte ihn in seiner Heimat früh zur Kultfigur. In seinen letzten Jahren hatte sich Komeda vor allem auf Filmmusik konzentriert, Roman Polanski holte ihn 1967 nach Hollywood. Ein Höhepunkt seines Jazz-Schaffens war zweifellos das Album »Astigmatic«, dass 1965 unter anderem mit dem Trompeter Tomasz Stanko in einer einzigen nächtlichen Session entstand. Bis heute wird es in Polen jährlich zur wichtigsten Jazzaufnahme gewählt, das britische Magazin Jazzwise führt es als eines der »Jazzalben, die die Welt erschütterten.«
Schon deswegen könnte es für eine musikalische Verbeugung vor Komeda keinen besseren Gastgeber und Interpreten geben als Joachim Kühn. War er doch 1965 bei der Aufnahme von »Astigmatic« als Zuhörer im Studio, nachdem beide Bands vorher auf der »Jazz Jamboree« in der Nationalphilharmonie Warschau gespielt hatten. »Für mich war Komeda schon damals einer der großen Visionäre des europäischen Jazz«, erinnert sich Kühn. Komedas Kompositionen gehören deshalb seitdem zum Repertoire des nicht minder visionären Joachim Kühn, der die kleine Schar der deutschen Jazzer mit internationaler Geltung anführt – und das seit bald 60 Jahren.
Mit den drei Stücken des legendären Albums »Astigmatic«, »Kattorna« und »Svantetic« beginnt das Jazz at Berlin Philharmonic Konzert auch. Kühn demonstriert sich als als primus inter Pares unter den phänomenalen Begleitern des Abends: Seinem »New Trio« mit Eric Schaefer am Schlagzeug und Chris Jennings am Bass, sowie dem Atom String Quartet, »ein Weltklasse-Quartett mit einer kraftvollen Mischung aus Klassik und Jazz-Improvisation« (Jazzwise), mit Dawid Lubowicz und Mateusz Smoczyński an den Violinen, Michał Zaborski an der Viola und Krzysztof Lenczowski am Cello. Es ist eine rauschhafte halbe Stunde, die diese sieben Ausnahmemusiker gemeinsam aus diesem Opus magnum erstehen lassen: Spannende freie Improvisationen und Soli wechseln ab mit den wuchtigen Themen des immer bildhaft denkenden Komeda; größtmögliche Individualität mit einem unfassbar antizipierenden Interplay. Mitreißend, modern und von zeitloser Schönheit.
Nicht minder bezwingend und dramaturgisch perfekt schließen dann Einzelbearbeitungen aus Komedas Werk an: Kühns fast romantisches, wundervoll weiches Solo über »After the Catastrophe«; sein bewegendes Duo mit Mateusz Smoczyński bei der 1961 entstandenen »Moja Ballada«; die Atom String Quartet-Fassung von »Crazy Girl« aus Komedas Soundtrack zu Polanskis »Messer im Wasser«; schließlich die schillernde Trio-Bearbeitung des berühmten Wiegenliedes »Sleep Safe and Warm« aus »Rosemaries Baby«, bevor sich alle noch einmal gemeinsam zum furiosen Finale mit »Roman II« zusammenfinden. Viele Bögen, musikalische wie historische, runden sich hier. Was Komeda mit Kühn außerdem verbindet und hier nahezu greifbar ist: Für beide war Jazz das Fenster in die Freiheit. So versteckte Krzysztof Trzciński, wie er bürgerlich hieß, seine Musikerexistenz lange hinter seinem Beruf als Hals-Nasen-Ohren-Arzt und dem Pseudonym Komeda, bis seine Popularität vom Staat nicht mehr zu unterdrücken war. Und Joachim Kühn entzog sich der Bevormundung durch das DDR-Regime als 22-Jähriger durch die Flucht in den Westen. Mithilfe seines Bruders Rolf, der ihm auch Starthilfe gab für seine Weltkarriere, die ihn als Kosmopoliten in die USA, nach Frankreich und Spanien, vor allem aber in die künstlerische Freiheit führte.
Auch dieser Kreis schließt sich am Ende bei Jazz at »Berlin Philharmonic: Komeda«. Als Zugabe spielt Joachim Kühn zur Erinnerung an den kurz zuvor verstorbenen Bruder das bewegende »My Brother Rolf«. Alleine das rechtfertigt den kürzlich im April an beide verliehenen Ehrenpreis des Deutschen Jazzpreises.
Mag Krzysztof Komeda hierzulande vielen kein Begriff sein, in seiner Heimat hat er einen Rang wie sonst nur Frederik Chopin. Mit ihm verbindet sich der Aufstieg des polnischen Jazz von einer Untergrund-Bewegung zu einem Kultur-Leuchtturm, ja fast zu einer neuen Art Nationalmusik. Mit Strahlkraft über seine Heimat hinaus, denn er avancierte zu einer Schlüsselfigur der Emanzipation des europäischen vom amerikanischen Jazz: Zeitgleich mit Lars Gullin und Jan Johansson in Schweden und auch im Ansatz vergleichbar, verschmolz Komeda die eigene Volksmusik und ihre typischen Melismen mit den Charakteristika des Jazz. Er wurde so einem der großen Lyriker des Klangs. Sein früher Unfalltod machte ihn in seiner Heimat früh zur Kultfigur. In seinen letzten Jahren hatte sich Komeda vor allem auf Filmmusik konzentriert, Roman Polanski holte ihn 1967 nach Hollywood. Ein Höhepunkt seines Jazz-Schaffens war zweifellos das Album »Astigmatic«, dass 1965 unter anderem mit dem Trompeter Tomasz Stanko in einer einzigen nächtlichen Session entstand. Bis heute wird es in Polen jährlich zur wichtigsten Jazzaufnahme gewählt, das britische Magazin Jazzwise führt es als eines der »Jazzalben, die die Welt erschütterten.«
Schon deswegen könnte es für eine musikalische Verbeugung vor Komeda keinen besseren Gastgeber und Interpreten geben als Joachim Kühn. War er doch 1965 bei der Aufnahme von »Astigmatic« als Zuhörer im Studio, nachdem beide Bands vorher auf der »Jazz Jamboree« in der Nationalphilharmonie Warschau gespielt hatten. »Für mich war Komeda schon damals einer der großen Visionäre des europäischen Jazz«, erinnert sich Kühn. Komedas Kompositionen gehören deshalb seitdem zum Repertoire des nicht minder visionären Joachim Kühn, der die kleine Schar der deutschen Jazzer mit internationaler Geltung anführt – und das seit bald 60 Jahren.
Mit den drei Stücken des legendären Albums »Astigmatic«, »Kattorna« und »Svantetic« beginnt das Jazz at Berlin Philharmonic Konzert auch. Kühn demonstriert sich als als primus inter Pares unter den phänomenalen Begleitern des Abends: Seinem »New Trio« mit Eric Schaefer am Schlagzeug und Chris Jennings am Bass, sowie dem Atom String Quartet, »ein Weltklasse-Quartett mit einer kraftvollen Mischung aus Klassik und Jazz-Improvisation« (Jazzwise), mit Dawid Lubowicz und Mateusz Smoczyński an den Violinen, Michał Zaborski an der Viola und Krzysztof Lenczowski am Cello. Es ist eine rauschhafte halbe Stunde, die diese sieben Ausnahmemusiker gemeinsam aus diesem Opus magnum erstehen lassen: Spannende freie Improvisationen und Soli wechseln ab mit den wuchtigen Themen des immer bildhaft denkenden Komeda; größtmögliche Individualität mit einem unfassbar antizipierenden Interplay. Mitreißend, modern und von zeitloser Schönheit.
Nicht minder bezwingend und dramaturgisch perfekt schließen dann Einzelbearbeitungen aus Komedas Werk an: Kühns fast romantisches, wundervoll weiches Solo über »After the Catastrophe«; sein bewegendes Duo mit Mateusz Smoczyński bei der 1961 entstandenen »Moja Ballada«; die Atom String Quartet-Fassung von »Crazy Girl« aus Komedas Soundtrack zu Polanskis »Messer im Wasser«; schließlich die schillernde Trio-Bearbeitung des berühmten Wiegenliedes »Sleep Safe and Warm« aus »Rosemaries Baby«, bevor sich alle noch einmal gemeinsam zum furiosen Finale mit »Roman II« zusammenfinden. Viele Bögen, musikalische wie historische, runden sich hier. Was Komeda mit Kühn außerdem verbindet und hier nahezu greifbar ist: Für beide war Jazz das Fenster in die Freiheit. So versteckte Krzysztof Trzciński, wie er bürgerlich hieß, seine Musikerexistenz lange hinter seinem Beruf als Hals-Nasen-Ohren-Arzt und dem Pseudonym Komeda, bis seine Popularität vom Staat nicht mehr zu unterdrücken war. Und Joachim Kühn entzog sich der Bevormundung durch das DDR-Regime als 22-Jähriger durch die Flucht in den Westen. Mithilfe seines Bruders Rolf, der ihm auch Starthilfe gab für seine Weltkarriere, die ihn als Kosmopoliten in die USA, nach Frankreich und Spanien, vor allem aber in die künstlerische Freiheit führte.
Auch dieser Kreis schließt sich am Ende bei Jazz at »Berlin Philharmonic: Komeda«. Als Zugabe spielt Joachim Kühn zur Erinnerung an den kurz zuvor verstorbenen Bruder das bewegende »My Brother Rolf«. Alleine das rechtfertigt den kürzlich im April an beide verliehenen Ehrenpreis des Deutschen Jazzpreises.
Rezensionen
»Eine Hommage des großen Jazzmusikers an den polnischen Pianisten und (Film-)Komponisten Krzysztof Komeda. Solo, mit seinem New Trio und dem Atom String Quartet spielt Joachim Kühn ikonische Komeda-Stücke, ergänzt um ein Farewell an seinen verstorbenen Bruder Rolf.« (›Empfehlung des Monats‹ in FONO FORUM, August 2023)- Tracklisting
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Astigmatic
- 2 Kattorna
- 3 Svantetic
- 4 After the Catastrophe
- 5 Moja Ballada
- 6 Crazy Girl
- 7 Sleep Safe and Warm
- 8 Roman II
- 9 Encore: My Brother Rolf