Escape Argot: You. Me. Them.
You. Me. Them.
CD
CD (Compact Disc)
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- Label: Traumton, 2019
- Bestellnummer: 9413017
- Erscheinungstermin: 18.10.2019
*** Digipack
Im März 2018 veröffentlichte Escape Argot, das prominent besetzt Schweizer Trio um Schlagzeuger Christoph Steiner (bekannt aus der Band Hildegard lernt fliegen), sein erstes gemeinsames Album. Still Writing Letters erfreute sich international sehr positiver Resonanz. Der Bund aus Bern lobte den „improvisatorischen Spielwitz“ des „tollkühnen und enorm wendigen Trios“ und Bird Is The Worm zeigte sich verblüfft darüber, „how suddenly they’re able to shift into the most delicate phrasings, making the transition seem as natural as thunder to lightning, pressure into peace.“ Jazzzeitung. de resümierte: Durch ihr starkes, homogenes Zusammenspiel erzeugt Escape Argot einen ganz speziellen Sound, der musikalische Gegensätze vereint, traumwandlerisch groovt, bestimmt ist von lyrischen Themen bis hin zu beseelten, ungezügelten Improvisationen.“ Und die Badische Zeitung aus Freiburg konstatierte: „Komplexe Grammatik und entwaffnende Direktheit, raffiniert konstruierte Texturen und gewinnendes Melos […] Escape Argot gelingt das Kunststück, scheinbar Disparates in einen homogenen Gesamt-Sound zu überführen.“
You. Me. Them., das zweite Werk, knüpft an das bewährte Konzept an und verfeinert es. Das Energielevel ist ähnlich, dynamisch kann Escape Argot aber noch zulegen. Auf diesen Aspekt hatte Christoph Steiner schon beim Schreiben der neuen Stücke besonderen Wert gelegt. Konsequent reicht die Spanne nun von lyrischen, fast etwas melancholisch angehauchten Passagen wie im Aufmacher The Remains Of Lightness über die lauernde Zurückhaltung in Get That Poison Off That Tongue bis zu kraftvoll zupackenden Crescendi, die sich vor allem in Improvisationen aufschaukeln. Einige Titel beginnen zwar relativ ruhig, gewinnen aber mit der Zeit an Volumen und Tempo. Wie schon auf dem Debütalbum nimmt die Musik, deren unmittelbare Ausstrahlung auch Rockfans begeistern kann, immer wieder mit auf entdeckungsreiche Reisen. Absichtsvoll kehren die Stücke an ihrem Ende nicht unbedingt zum Ausgangspunkt zurück, unterwegs schlagen sie überraschende Haken oder lassen sich auf unebenem Terrain fröhlich durchschütteln.
Inspiriert durch die Interaktion in Konzerten, hat die Band ihren charakteristischen Sound noch weiter ausgefeilt. Auffallend ist etwa, wie Pianist Florian Favre von Komponist Steiner dazu beflügelt wird, zuweilen in die Extreme zu gehen. Beispielsweise wenn er in Never Enough Not Enough wuchtige Stakkati und Kaskaden mit scheinbar vollem Körpereinsatz in die Tasten hämmert. Am anderen Ende seines Klangspektrums finden sich Passagen, in denen Favre sein Wissen um europäische Klassik und Moderne anklingen lässt. Zeitweise spielt der hellsichtige, 1986 in Fribourg geborene Pianist mit einer Hand Basslinien auf dem Moog-Synthesizer. Diese sind wichtig für den markanten Bandsound, sie bleiben aber im Mix so angenehm zurückhaltend dass kein Verdacht aufkommt, Escape Argot wollte sich damit einem Zeitgeist nähern.
Christoph Steiner komponiert im Allgemeinen am Klavier, seine differenzierten Stücke sind trotz individueller Groove-Ästhetik (und einem Schlagzeug-Solo in Plutimikation) nie Drum-zentriert. Stattdessen kreieren sie spannungsreiche und detailgenaue Begegnungen auf Augenhöhe. Dass er sich beim Schreiben diesmal „mehr Zeit gelassen und tiefer gegraben“ hat, beschreibt der mit Rock und Hiphop, Miles Davis und John Coltrane sozialisierte Schweizer Jahrgang 1980 als natürliche Entwicklung. Diese „Vertiefungsarbeit“ ist essentiell für You. Me. Them., zumal sie auch Florian Favre und Christoph Grab in unterschiedlicher Weise einbezogen hat. Beide brachten während des Entstehungsprozesses eigene Ideen ein, manche der auf dem Album enthaltenen Stücke bekamen über sechs Monate hinweg durch Liveperformances ihr endgültiges Gesicht. Andere wurden dagegen sogar noch während der zweieinhalb Studiotage spontan umgestellt. Die Verständigung innerhalb des Trios funktioniert längst intuitiv. Immerhin kannten sich Steiner und Favre bereits von der Hochschule in Bern. Zu Beginn von Escape Argot 2015 holte Steiner den mit inzwischen 52 Jahren um einiges älteren Saxophonisten und Live-Elektroniker Christoph Grab dazu, um sich „in eine neue Situation zu begeben.“ Der Zürcher spielte in der Vergangenheit mit Ray Anderson, Irène Schweizer, Mark Egan, Danny Gottlieb u. a., zeigte mit seinem Projekt Science Fiction Theater Entschlossenheit und Witz und wird für seine Band Raw Vision (u. a. mit Ronny Graupe) weithin gelobt. Auf You. Me. Them. konzentriert sich Grab auf Tenor- und Alt-Saxophon und besticht durch eine variable Klangsprache, die von fast verwehenden und melodischen Tönen über rhythmisch-kantige Phrasierungen bis zu sprunghaften, rauen Expressionen reicht.
Manche Stücke des neuen Albums wurden von Christoph Steiner recht präzise und umfassend notiert, etwa das sprunghafte, kontrastreiche Allowing (The Pride Questionmark), das spielerische Plutimikation und Absent Ascent mit seinem kreiselndem Charakter und versetzter Rhythmik. Für The Remains Of Lightness brachte Steiner dagegen kaum mehr als die Melodie mit und zu Get That Poison... lediglich drei kleine aufgeschriebene Fragmente, „um Ideen anzustoßen.“
Dass Christoph Steiner zu den reflektierten, politisch denkenden Musikern gehört, hat er schon auf dem vorherigen Album gezeigt. Auch die neuen Kompositionen spiegeln assoziativ seine Gedanken zu gesellschaftlichen Themen wider. Bei What Fuel abstrahiert er nicht nur die Diskussionen um Treibstoffe, sondern auch die Überlegung, „was treibt mich an, was ist mein Beitrag zur Lösung?“ In Never Enough, Not Enough thematisiert Steiner die Diskrepanz zwischen nie genug bekommen und nie genug haben. „Als Musiker in der Schweiz sind wir natürlich privilegiert. Aber ich war schon einige Male mit meinem Schwager, einem Ethnologen, in Äthiopien, auch im dortigen ländlichen Raum. Diese Eindrücke zwischen hoffnungsvollen Ansätzen und Enttäuschung prägen das Stück; unterschwellig schwingt auch Mitleid gegenüber denen mit, die den Hals nicht voll bekommen.“ Bei Plutimikation denkt Steiner natürlich an Pipi Langstrumpf. „Man erzählt den Kindern die Geschichte der wilden und frechen Göre, aber in der Schule sollen sie funktionieren. Daraus resultiert eine Diskrepanz und die Frage: Welchen Rahmen soll ich meinen eigenen Kindern setzen?“ Noch privatere Hintergründe haben The Remains Of Light und Whatever The Outcome, in denen Steiner die fatale Krankheitsdiagnose eines Familienmitglieds verarbeitet und bei aller Emotionalität versucht, eine gewisse Zuversicht zu bewahren. Allowing (The Pride Questionmark) sinniert über das Zulassen von Gefühlen und, noch etwas tiefer gehend, wie man sich selbst definiert. „Stolz lässt viele Menschen auf ihren Positionen verharren und verhindert ein eigenes Hinterfragen“, hat Steiner für sich erkannt.
Natürlich spielt auch der Albumtitel You. Me. Them. auf die politische Ebene an. Das Abschottungs-Konzept, ein „wir“ gegen „die anderen“ zu setzen, empfindet Christoph Steiner als extrem unangenehm. „Man muss Kante zeigen, dazu braucht es Haltung, die wiederum voraussetzt, dass man sich mit Themen und Ansichten beschäftigt.“ Daher gelte es, konträre Positionen wenigstens anzuhören, auch wenn das mit Anstrengung verbunden sei. In You. Me. stecke zudem, so Steiner, auch die private Dimensionen einer Nähe, die man in schwierigen Zeiten sucht. Und Them. symbolisiere Einflüsse von außen, die zu allen Zeiten dazu gehörten.
Eine Offenheit für andere Ideen ist in der Musik womöglich leichter zu praktizieren als im täglichen Leben. Escape Argot, das eingeschworene Trio unterschiedlicher Persönlichkeiten, verblüfft auf You. Me. Them. erneut mit undogmatischem und ideenreichem Jazz, der ohne kurzlebige Trend-Zitate ausgesprochen aktuell klingt. Die eigenständige Ästhetik, in der sich Ernsthaftigkeit und Spielwitz, Transparenz und erdige Wucht die Waage halten, kann nicht nur Jazzfans beglücken.
You. Me. Them., das zweite Werk, knüpft an das bewährte Konzept an und verfeinert es. Das Energielevel ist ähnlich, dynamisch kann Escape Argot aber noch zulegen. Auf diesen Aspekt hatte Christoph Steiner schon beim Schreiben der neuen Stücke besonderen Wert gelegt. Konsequent reicht die Spanne nun von lyrischen, fast etwas melancholisch angehauchten Passagen wie im Aufmacher The Remains Of Lightness über die lauernde Zurückhaltung in Get That Poison Off That Tongue bis zu kraftvoll zupackenden Crescendi, die sich vor allem in Improvisationen aufschaukeln. Einige Titel beginnen zwar relativ ruhig, gewinnen aber mit der Zeit an Volumen und Tempo. Wie schon auf dem Debütalbum nimmt die Musik, deren unmittelbare Ausstrahlung auch Rockfans begeistern kann, immer wieder mit auf entdeckungsreiche Reisen. Absichtsvoll kehren die Stücke an ihrem Ende nicht unbedingt zum Ausgangspunkt zurück, unterwegs schlagen sie überraschende Haken oder lassen sich auf unebenem Terrain fröhlich durchschütteln.
Inspiriert durch die Interaktion in Konzerten, hat die Band ihren charakteristischen Sound noch weiter ausgefeilt. Auffallend ist etwa, wie Pianist Florian Favre von Komponist Steiner dazu beflügelt wird, zuweilen in die Extreme zu gehen. Beispielsweise wenn er in Never Enough Not Enough wuchtige Stakkati und Kaskaden mit scheinbar vollem Körpereinsatz in die Tasten hämmert. Am anderen Ende seines Klangspektrums finden sich Passagen, in denen Favre sein Wissen um europäische Klassik und Moderne anklingen lässt. Zeitweise spielt der hellsichtige, 1986 in Fribourg geborene Pianist mit einer Hand Basslinien auf dem Moog-Synthesizer. Diese sind wichtig für den markanten Bandsound, sie bleiben aber im Mix so angenehm zurückhaltend dass kein Verdacht aufkommt, Escape Argot wollte sich damit einem Zeitgeist nähern.
Christoph Steiner komponiert im Allgemeinen am Klavier, seine differenzierten Stücke sind trotz individueller Groove-Ästhetik (und einem Schlagzeug-Solo in Plutimikation) nie Drum-zentriert. Stattdessen kreieren sie spannungsreiche und detailgenaue Begegnungen auf Augenhöhe. Dass er sich beim Schreiben diesmal „mehr Zeit gelassen und tiefer gegraben“ hat, beschreibt der mit Rock und Hiphop, Miles Davis und John Coltrane sozialisierte Schweizer Jahrgang 1980 als natürliche Entwicklung. Diese „Vertiefungsarbeit“ ist essentiell für You. Me. Them., zumal sie auch Florian Favre und Christoph Grab in unterschiedlicher Weise einbezogen hat. Beide brachten während des Entstehungsprozesses eigene Ideen ein, manche der auf dem Album enthaltenen Stücke bekamen über sechs Monate hinweg durch Liveperformances ihr endgültiges Gesicht. Andere wurden dagegen sogar noch während der zweieinhalb Studiotage spontan umgestellt. Die Verständigung innerhalb des Trios funktioniert längst intuitiv. Immerhin kannten sich Steiner und Favre bereits von der Hochschule in Bern. Zu Beginn von Escape Argot 2015 holte Steiner den mit inzwischen 52 Jahren um einiges älteren Saxophonisten und Live-Elektroniker Christoph Grab dazu, um sich „in eine neue Situation zu begeben.“ Der Zürcher spielte in der Vergangenheit mit Ray Anderson, Irène Schweizer, Mark Egan, Danny Gottlieb u. a., zeigte mit seinem Projekt Science Fiction Theater Entschlossenheit und Witz und wird für seine Band Raw Vision (u. a. mit Ronny Graupe) weithin gelobt. Auf You. Me. Them. konzentriert sich Grab auf Tenor- und Alt-Saxophon und besticht durch eine variable Klangsprache, die von fast verwehenden und melodischen Tönen über rhythmisch-kantige Phrasierungen bis zu sprunghaften, rauen Expressionen reicht.
Manche Stücke des neuen Albums wurden von Christoph Steiner recht präzise und umfassend notiert, etwa das sprunghafte, kontrastreiche Allowing (The Pride Questionmark), das spielerische Plutimikation und Absent Ascent mit seinem kreiselndem Charakter und versetzter Rhythmik. Für The Remains Of Lightness brachte Steiner dagegen kaum mehr als die Melodie mit und zu Get That Poison... lediglich drei kleine aufgeschriebene Fragmente, „um Ideen anzustoßen.“
Dass Christoph Steiner zu den reflektierten, politisch denkenden Musikern gehört, hat er schon auf dem vorherigen Album gezeigt. Auch die neuen Kompositionen spiegeln assoziativ seine Gedanken zu gesellschaftlichen Themen wider. Bei What Fuel abstrahiert er nicht nur die Diskussionen um Treibstoffe, sondern auch die Überlegung, „was treibt mich an, was ist mein Beitrag zur Lösung?“ In Never Enough, Not Enough thematisiert Steiner die Diskrepanz zwischen nie genug bekommen und nie genug haben. „Als Musiker in der Schweiz sind wir natürlich privilegiert. Aber ich war schon einige Male mit meinem Schwager, einem Ethnologen, in Äthiopien, auch im dortigen ländlichen Raum. Diese Eindrücke zwischen hoffnungsvollen Ansätzen und Enttäuschung prägen das Stück; unterschwellig schwingt auch Mitleid gegenüber denen mit, die den Hals nicht voll bekommen.“ Bei Plutimikation denkt Steiner natürlich an Pipi Langstrumpf. „Man erzählt den Kindern die Geschichte der wilden und frechen Göre, aber in der Schule sollen sie funktionieren. Daraus resultiert eine Diskrepanz und die Frage: Welchen Rahmen soll ich meinen eigenen Kindern setzen?“ Noch privatere Hintergründe haben The Remains Of Light und Whatever The Outcome, in denen Steiner die fatale Krankheitsdiagnose eines Familienmitglieds verarbeitet und bei aller Emotionalität versucht, eine gewisse Zuversicht zu bewahren. Allowing (The Pride Questionmark) sinniert über das Zulassen von Gefühlen und, noch etwas tiefer gehend, wie man sich selbst definiert. „Stolz lässt viele Menschen auf ihren Positionen verharren und verhindert ein eigenes Hinterfragen“, hat Steiner für sich erkannt.
Natürlich spielt auch der Albumtitel You. Me. Them. auf die politische Ebene an. Das Abschottungs-Konzept, ein „wir“ gegen „die anderen“ zu setzen, empfindet Christoph Steiner als extrem unangenehm. „Man muss Kante zeigen, dazu braucht es Haltung, die wiederum voraussetzt, dass man sich mit Themen und Ansichten beschäftigt.“ Daher gelte es, konträre Positionen wenigstens anzuhören, auch wenn das mit Anstrengung verbunden sei. In You. Me. stecke zudem, so Steiner, auch die private Dimensionen einer Nähe, die man in schwierigen Zeiten sucht. Und Them. symbolisiere Einflüsse von außen, die zu allen Zeiten dazu gehörten.
Eine Offenheit für andere Ideen ist in der Musik womöglich leichter zu praktizieren als im täglichen Leben. Escape Argot, das eingeschworene Trio unterschiedlicher Persönlichkeiten, verblüfft auf You. Me. Them. erneut mit undogmatischem und ideenreichem Jazz, der ohne kurzlebige Trend-Zitate ausgesprochen aktuell klingt. Die eigenständige Ästhetik, in der sich Ernsthaftigkeit und Spielwitz, Transparenz und erdige Wucht die Waage halten, kann nicht nur Jazzfans beglücken.
- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 The Remains Of Lightness
- 2 Allowing (The Pride Question Mark)
- 3 Plutimikation
- 4 Get That Poison Off That Tongue
- 5 Absent Ascent
- 6 What Fuel
- 7 Shimmering
- 8 Part Of The Solution
- 9 Never Enough Not Enough
- 10 Whatever The Outcome
Escape Argot
You. Me. Them.
EUR 15,99*