Emma Frank macht Musik, die schön und anspruchsvoll zugleich ist.
Emma Frank wurde in der Nähe von Boston geboren, wo sie auch aufwuchs. Im Jahr 2006 zog sie nach Montreal in Kanada, um Literatur zu studieren. Nebenbei entwickelte sie sich zu einem wichtigen Teil der dortigen Jazz-Szene. In dieser Zeit entstanden auch zwei eigene Alben. 2015 kehrte die Sängerin in die USA zurück und machte New York zu ihrer neuen Heimat. Dort stellte die feingeistige, feinsinnige und vielseitige Künstlerin im Jahr 2019 mit „Come Back“ ihr viertes Solo-Werk fertig. In ihrer künstlerischen Ausrichtung brachte Emma Pop-Entspannung, Folk-Leichtigkeit und R&B-Grundierung in ihre Musik ein und hat nun eine luftige Folk-Jazz-Art-Pop-Dimension erreicht, die eine Einteilung in Genres überflüssig macht. Schon auf „Ocean Av“ aus 2018 arbeitete die nachdenkliche Musikerin mit dem kreativen Jazz-Pianisten Aaron Parks zusammen. Diese Symbiose wurde aktuell noch intensiviert und führte nicht zuletzt durch eine einfühlsame Band- Begleitung zu einer Sammlung von hinreißenden Ton-Gebilden.
„I Thought“ ist lieblich und verführerisch schön. Diese Gefühle füllen Zeit und Raum voll aus und lassen keine Lücken für negative Schwingungen zu. Das ist Harmonie in Reinkultur, die die Sinne streichelt. Der Geist darf dabei aufmerksam und wach bleiben und wird sanft gestreichelt. Laura Marling und Bedouine fallen als Bezugsgrößen ein, ohne dass die Eigenständigkeit und Größe dieser ergreifenden Aufnahme in Frage gestellt wird. „Either Way“ von Wilco wird angemessen sowie gefühlvoll mit Wiedererkennungswert interpretiert und findet so seinen eigenen jazzig-romantischen Weg. Das Piano setzt klare Linien: Die Tasten werden verspielt, dabei jedoch deutlich angeschlagen, beinahe wie beim „Köln Concert“ von Keith Jarrett. Dadurch entsteht eine gewisse distanzierte Strenge. „Two Hours“ hat eine sakrale Seele, lässt einen großen, weiten Raum entstehen, der nur wesentliche, wichtige Inhalte enthält. Ein Effekt, der in ähnlicher Weise auch bei „House With No Door“ von Van der Graaf Generator Gestalt annimmt. Emmas Stimme verschmilzt mit den Piano-Klängen, so dass „Sometimes“ wie ein Duett zwischen zwei innig verbundenen Individuen klingt. Ein Zustand, der bei dem komplexeren „Promises“ auch auf die anderen Klangkörper übergreift. „Dream Team“ ist ein kurzes, kunstvolles Intermezzo mit lautmalerischer Stimme, dass den rhythmischen Jazz-Pop „See You“ einleitet, der in dieser melodisch anspruchsvollen Form auch von Norah Jones stammen könnte. „Lilac“ besitzt die Raffinesse vieler Aimee Mann-Kompositionen und die zerbrechliche Merkwürdigkeit der Lieder von Joni Mitchell, die entstanden, als sie noch im Laurel Canyon wohnte. Auch das zarte „Before You Go Away“ verfügt über eine seltsame, seltene Sensibilität, die den Song schutzbedürftig erscheinen lässt, damit er nicht in der rauen Welt beschädigt wird oder verloren geht.
„Come Back“ lässt einige Referenzen, Einflüsse und Vorlieben erkennen, punktet mit kultivierter Kreativität und weist keinerlei Schwachstellen auf. Souveräne Lieder treffen auf einfühlsame Interpretationen und geschmackvolle Ausgestaltungen. So entsteht ein süßer Genuss ohne Reue. Die Songs transportieren in ihrer Grundform Geduld, Ruhe und Harmonie. Wie Landschaftsgemälde seien sie, so beschreibt Emma selbst ihre Schöpfungen. Die Kompositionen bekamen im Studio stützende Elemente von Streichern, Bläsern oder Keyboards zugewiesen, die ihnen die nötige Gestalt und Dynamik verleihen, um spezifische Aussagen und Gefühle treffend auszudrücken. Emma ist bei ihren Gesangsdarbietungen voll fokussiert. Dazu trägt bei, dass sich ihre Lebensumstände inzwischen gefestigt haben: Die 31jährige Musikerin ist verheiratet und hat ihre depressive, unsichere Phase überwunden. Diese Umstände wirken positiv auf die Lieder und lassen neben Empathie und Souveränität auch ein neues Selbstvertrauen erkennen. Für Emma Frank war es wichtig, ihre Mitte zu finden und irgendwo wirklich anzukommen. „Come Back“ legt Zeugnis darüber ab, dass es ihr gelungen ist.