Neues vom Emil Brandqvist Trio ist auch immer Bewährtes vom Emil Brandqvist Trio.
"Layers Of Life", das sechste Album des skandinavischen Emil Brandqvist Trios, setzt das sensibel abgestimmte und mild improvisierende Konzept der Musiker Emil Brandqvist (Schlagzeug, Percussion, Keyboards), Tuomas A. Turunen (Piano, Keyboards) und Max Thornberg (Bass) fort, wobei diese Trio-Besetzung verschiedentlich durch Gastbeiträge erweitert wird, was zur Erzeugung von attraktiven Klangfarben jenseits der Norm führt.
Das romantisch fantasierende "Still Awake" wird von diskreten Streichern und Bläsern begleitet, die dem Stück nicht nur einen barocken Anstrich, sondern auch ein heiteres Antlitz zugestehen. "Everflowing" ist pures Trio-Handwerk, das sich aufgrund des verständlichen, schillernd-spritzigen Improvisations-Potentials des Pianos und des intellektuell geprägten Jazz-Rhythmus-Gespanns sowohl Klassik-, wie auch Jazz-Strukturen harmonisch einverleibt.
Das ruhige, mit herausgestellter melodischer Betonung versehene "Lullaby In Green" stützt sich auf die entspannende Wirkung tonaler, einfallsreicher Klaviermusik, bei der Bass und Schlagzeug den Hintergrund dezent ausschmücken, ohne eine Führungsrolle zu beanspruchen.
Bei "In Between" spielen rhythmische und hymnisch schwirrende Synthesizer-Klänge dem Modern-Classic-Konzept in die Karten: Es wird ein Ton-Geflecht erzeugt, bei dem sowohl das Kopfkino Purzelbäume schlägt wie auch die Elegie zu Besinnung führt. Mit Minimal-Art-Mustern, meditativem Einschlag und auch wirbelnden Akkorden schafft das Piano für "A Year" einen abwechslungsreichen Klang-Reigen in diesem etablierten Piano-Trio-Kontext.
"Solitude" fängt balladesk geographische Weite ein. Verbunden mit einem unbefangen ausschmückenden Piano-Part wird so ein Gefühl von Freiheit ausgedrückt, was dem Stück Aufwind verschafft. Der Synthesizer imitiert danach ein exotisches Blasinstrument und setzt sich damit prominent und auffallend selbstbewusst in Szene.
Der Bass sendet für "Above The Stars" stoische, alarmierende Signale aus, das Schlagzeug wird mehr gestreichelt als geschlagen und das Piano lässt die Sterne glitzern.
Der Schlagzeug-Besen sorgt dann bei "In This Moment" für ein knisterndes Rauschen. Die Becken und Trommeln sind kaum wahrzunehmen, der Bass gibt Sicherheit und das Piano spielt eine ergriffene Melodie, die durch Improvisations-Schübe schon mal aufgemischt und aus der Fassung gebracht wird.
Der Track "Layers Of Life" simuliert einen Herzschlag-Takt, symbolisiert das Leben als spritzige und vergnügte Angelegenheit, lässt aber auch die Melancholie nicht außen vor. Es werden also wieder einmal verschiedene Schichten des Daseins akustisch nachempfunden.
Der Flug der Hummel mag schwerfällig und manchmal ungelenk aussehen, dennoch gehört das Tier zu den fleißigen Bestäubern und hat als Vorteil gegenüber den Bienen einen längeren Rüssel, so dass es auch an Pollen herankommt, die von Bienen nicht erreicht werden können. Es gibt also keinen Grund, die Hummel aufgrund ihres plumpen Bewegungsablaufes gering zu schätzen. "Follow The Bumblebee" zeichnet dann auch einen durchaus agilen Weg des Insekts nach, der weniger behäbig als eher wohl überlegt erscheint. Das Sjöströmska String Quartet fungiert zum Ende hin sogar noch als Motivations-Katalysator, was dem Stück zusätzlicher Lebendigkeit zukommen lässt.
Tagträume können die Seele reinigen, auch wenn sie von nachdenklicher Natur sind. "Daydreaming In Blue" greift diese Idee auf und präsentiert sich als traurig gestimmtes Stück, das auf der Suche nach dem Licht zu sein scheint. Die Zeitreise "Passage Through Time" erfolgt ausgeglichen-liebevoll, von Dankbarkeit und Demut erfüllt. Piano, Bass und Schlagzeug liebkosen und umgarnen sich vorsichtig. Behutsam gesetzte Bläser-Töne verwöhnen mit warm-dunklen Akzenten und der Moog-Synthesizer jubiliert wie eine Lerche im Frühling.
Die Dämmerung, auch "Blue Hour" genannt, ist die Zeitspanne zwischen Dunkelheit und Licht oder umgekehrt. Wenn die Sonne ihre Macht verliert oder im Begriff ist, ihre Kraft zu entfalten. Das sind jeweils Zustände, in denen die Natur ihre Erhabenheit auf stille Weise demonstriert. Entsprechend ehrfürchtig und in sich gekehrt kommt der Track daher. Auch wenn das Piano als Melodie-bestimmender Bestandteil ein führendes Instrument ist, lässt es genügend Raum für das zischende und klirrende Schlagzeug und den schüchternen, als erdige Grundierung wichtigen Bass.
Wer den schöngeistigen Jazz aus dem Hause ECM mag oder wem die Vorgängeralben von "Layers Of Love", wie zum Beispiel "Falling Crystals" von 2016, schon gefallen haben, der wird auch mit der sechsten Veröffentlichung des Emil Brandqvist Trios hochzufrieden sein. Die Skandinavier liefern verlässlich eine gelungene musikalische Virtuosität im Rahmen des poetischen "Nordic-Jazz" ab und bleiben hinsichtlich der vorsichtigen Erweiterung ihres Klangspektrums bedachtsam innovativ. Kontinuität und Qualität stehen hoch im Kurs bei "Layers Of Live", ganz zum Nutzen und zur Freude der Gefolgschaft der geschmackvoll agierenden Künstler.