Brad Mehldau: 10 Years Solo Live
Seit vielen Jahren ist Brad Mehldau als gefragter Jazzpianist regelmäßig auf den Bühnen der Welt unterwegs. Mal mit seinem Trio, mal zusammen mit anderen Musikern, immer wieder aber auch alleine. Kein Frage, dass sich in dieser Zeit einiges an besonderem Livematerial ansammelt.
Mit seiner Collection »10 Years Solo Live« blickt Mehldau nun auf zehn Jahre seiner Karriere zurück. Dafür nahm er sich insgesamt 40 seiner Solokonzerte vor. Aus 19 davon wählte er Songs für seine Sammlung, die er anschließend in vier große Abschnitte gliederte. Jeder davon findet Platz auf einer CD bzw. zwei LPs.
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
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- Label: Nonesuch
- Erscheinungstermin: 13.11.2015
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Selten paaren sich virtuoses Spiel, innovative Eigenständigkeit und substantielle Idee, die weit über den Horizont der Musik hinausreicht, in einer so harmonischen und doch erregenden Einheit wie bei Brad Mehldau. Als er Mitte der Neunziger als Solokünstler in Erscheinung trat, erweckte er den Jazz, und insbesondere dessen Königsdisziplin, das Jazz-Trio, aus einer lähmenden Lethargie. Brad Mehldau erschien als Enfant terrible auf der Bühne des Jazz. Aber die Zeit, sein außergewöhnliches Können und sein ruheloser Intellekt gaben ihm Recht: Brad Mehldau gehört zu jenen, die dem Jazz seinen Atem zurückgegeben haben. Und es überrascht überhaupt nicht, dass der Rilke-Liebhaber ein umfassendes Projekt wie 10 Years Solo Live wie eine Erzählung angeht.
Nonesuch Records (Warner Music) veröffentlicht eine 4-CD-Box sowie 8-LP-Vinyl-Box, dessen Repertoire aus 19 Live-Aufnahmen herrührt, die im Laufe eines Jahrzehnts auf unterschiedlichen Konzerten in Europa mitgeschnitten wurden. Das Gesamtkonvolut der Aufnahmen ist in vier Teile aufgeteilt, die je vier LP-Seiten umfassen, und unterliegt einer ausgearbeiteten Systematik: Dark/Light, The Concert, Intermezzo/Rückblick und E Minor/E Major.
Wie Mehldau in seinen detaillierten und umfangreichen Liner Notes ausführt, ist »die Reihenfolge der Songs nicht willkürlich, obwohl sie sich über eine Dauer von 300 Minuten erstreckt. Ich habe versucht, mit dem Sequencing von Anfang bis Ende eine Geschichte zu erzählen. Es gibt ein Thema und einen Charakter für jedes der vierseitigen Sets.«
Zum Thema Dark/Light führt er aus: »In Konzerten stelle ich fest, dass ich dunkle und lichte emotionale Energien kontrastiere und dabei heraushebe, auf welche Weise sie voneinander abhängen. Die LP-Seiten 1-4 fokussieren diese paarweisen Dichotomien – beginnend mit der dunklen Energie von Jeff Buckleys Dream Brother, dem die Grazie des Lennon/McCartney-Songs Blackbird folgt.« Später im Text fährt er fort: »Obwohl die Songs auf den Seiten 5-8 (The Concert ) aus unterschiedlichen Konzerten stammen, arrangierte ich sie in einer Reihenfolge, die derjenigen ähnelt, wie ich sie in den Jahren 2010-2011 gespielt habe«.
Zum dritten Teil erklärt Mehldau: »Ich dachte dabei an den vorletzten Satz von Brahms dritter Piano-Sonate. Rückblick bedeutet einerseits den Blick zurückzuwenden, aber auch eine Neubewertung anzustreben. Brahms' Intermezzo war auch ein Rückblick auf das, was in der Sonate geschehen war, bevor sie sich auf den letzten Satz zubewegte. Hier wird der Hörer eingeladen, auf die Musik zurückzublicken, die in den 10 Jahren zuvor entstanden war, etwa 2004 und 2005.« Bezüglich des vierten Teils, E Minor/E Major, kommentiert Brad Mehldau, dass der Fokus »auf der Reibung zwischen den Tonarten E-Moll und E-Dur« liegt. »Ich komme hier auf das Thema von Dunkelheit und Licht aus dem ersten Set zurück und gebe dem Hörer die Möglichkeit zu sehen, wie sich ›dunkel‹ und ›hell‹ in der Tonalität manifestieren.«
Seit 25 Jahren geht Brad Mehldau regelmäßig auf weltweite Konzertreisen, solo, mit dem Trio oder auch in Kombination mit anderen Musikern. Er hat sich in dieser Zeit eine große und loyale Zuhörerschaft erspielt. »Es ist eigentlich eigenartig, dieses ganze Geschehen um die Live-Auftritte. Es ist eine direkte und sehr intensive Form der Empathie mit einer Gruppe von völlig fremden Menschen, die ungefähr 90 Minuten dauert. Und dann ist es vorbei und alle gehen nach Hause. Ich begebe mich wieder in mein Hotelzimmer und gehe ins Bett«, so Mehldau im Booklet zu 10 Years Solo Live . »Irgendetwas passiert, aber das Wichtige daran kann man nicht wirklich in Worten ausdrücken. Es ist süß, gewissermaßen bittersüß. Es reicht auf keinen Fall zu sagen, dass die unterschiedlichen Zusammensetzungen des Publikums für die Erschaffung dieser Musik wichtig gewesen seien – sie waren absolut unabdingbar und sie waren entscheidend. Ohne dieses Publikum würde diese Musik nicht so existieren, wie sie es tut.«
Rezensionen
»Vielleicht ist Mehldau ja tatsächlich der Keith Jarrett seiner Generation« (Rolling Stone, 11 / 15)
»Mehldau, bei dem sich ein intellektuell-philosophischer Kopf mit emotional-intensivem Spiel paart, hat eine Begabung, die Menschen mitzureißen, wenn er so tief in die Musik eintaucht, als wenn es kein Gestern, aber auch kein Morgen gibt… Großartig!« (Jazzpodium, 11 / 15)
»Bereits jetzt darf man ›10 Years Solo Live‹ auf eine Stufe mit den Soloproduktionen ›Köln Concert‹ von Keith Jarrett und ›Piano Improvisations‹ von Chick Corea stellen – ein Kandidat für die CD des Jahres.« (Tastenwelt, 11 / 15)
»Mittendrin spielt der in der Tradition von Keith Jarrett und Bill Evans stehende Pianist in dieser Sammlung von Konzertaufnahmen aus den Jahren 2004 bis 2014 auch mal ein romantisches Stück von Brahms und Eigenkompositionen, oder er improvisiert doch mal über ein Jazzstandard.«
(Good Times, Dezember 2015 / Januar 2016)
»Großartig und durchweg überzeugend.« (Jazzthing, November 2015 - Januar 2016)
»›10 Years Solo Live‹ ist mehr als ein neues Jazzalbum.« (Der Spiegel, 11 / 15)
- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 4 (CD)
- 1 Dream brother (Budapest)
- 2 Blackbird (Girona)
- 3 Jigsaw falling into place (Leipzig)
- 4 Meditation I - Lord watch over me (Brussels)
- 5 And I love her (Vevey)
- 6 My favorite things (Luxembourg)
- 7 This here (Luxembourg)
Disk 2 von 4 (CD)
- 1 Smells like Teen Spirit (Luxembourg)
- 2 Waltz for J.B. (Bassano Del Grappa)
- 3 Get happy (Salzburg)
- 4 I'm old fashioned (Eindhoven)
- 5 Teardrop (Vienna)
- 6 Holland (Vevey)
- 7 Meditation II - Love Meditation (Leipzig)
- 8 Knives out (Rome)
Disk 3 von 4 (CD)
- 1 Lost chords (Copenhagen)
- 2 Countdown (Copenhagen)
- 3 On the street where you live (Copenhagen)
- 4 Think of one (Menton)
- 5 Zingaro/Paris (Copenhagen)
- 6 John Boy (Rome)
- 7 Brahms: Intermezzo in B-flat major, Op.76 No. 4 (Wels)
- 8 Junk (London)
- 9 Los Angeles [Part II] (London)
- 10 Monk's mood (London)
- 11 Knives out (London)
Disk 4 von 4 (CD)
- 1 La mémoire et la mer (Paris)
- 2 Bittersweet symphony / Waterloo sunset (Rome)
- 3 Brahms: Intermezzo in E minor, Op. 119 No. 2 (Bilbao)
- 4 Interstate love song (Brussels)
- 5 Hey you (Girona)
- 6 God only knows (Vienna)