Asher Gamedze: Constitution auf 2 LPs

»Mitglieder der Enteigneten, leiht mir eure Ohren!«

Dies ist der wiederholte Aufruf und der versammelnde Refrain des fast 40-minütigen Herzstücks des neuen Albums Constitution des Komponisten und Perkussionisten Asher Gamedze. Das ausgedehnte Doppelalbum, ein minoritäres Stipendium in Atem, ist Gamedzes Nachfolger von Turbulence and Pulse (IARC0057/M3H013) aus dem Jahr 2023 und sein erstes mit The Black Lungs, einem zehnköpfigen Ensemble. Das Album - an einem Tag in den Sound and Motion Studios in Kapstadt aufgenommen - ist eine Ausarbeitung der Möglichkeiten einer autonomen Konstitution in und durch polyrhythmische, modale, groß besetzte Musik.

Gamedze sitzt am Schlagzeug und bildet zusammen mit Ru Slayen (Perkussion), Sean Sanby (Bass) und Nobuhle Ashanti (Klavier) eine Rhythmusgruppe, wie man sie auch nennen würde. Das Ensemble wird durch weitere Atemzüge - Hörner und Stimmen - erweitert. Tumi Pheko (Kornett), Garth Erasmus (Altsaxophon), Jed Petersen (Tenorsaxophon), Tina Mene (Gesang), Athi Ngcaba (Posaune) und Fred Moten (Worte) erforschen und dekonstruieren gemeinsam die konzeptionellen, klanglichen und atonalen Möglichkeiten von Themen, die zugleich alte und neue Träume sind - kurios und instanziativ, melancholisch und aufstrebend.

Wie Moten es ausdrückt, »dieses polyrhythmische, aber auch immer mehrstimmige kritische Zusammenfügen - diese Neuzusammensetzung des Ensembles, diese liebevolle Verletzung - lässt die Albträume der Individuation sich auflösen«. The Black Lungs reihen sich in eine Tradition des Klangs, des Kampfes und des Denkens ein, die sich durch eben diesen Prozess des Auflösens der isolierenden Fragen isolierter Philosophen konstituiert: »Ist Sokrates glücklich?«; ‹Hat der Dialektiker einen Klang?‹ Bei Constitution liegt die Kraft der Frage, die Möglichkeit einer improvisierten Antwort und die Feier des Zusammenseins nicht im Solo, sondern in der Gruppe, dem Ensemble.

Dieses Thema zieht sich nicht nur durch Constitution, sondern durch das gesamte Werk von Gamedze. ›Die Ensemble-Erfahrung des Studiums und des Kampfes ist die Grundlage meines Denkens und all dessen, was ich in dieser verrückten Welt zu tun versuche‹, sagt er in den Liner Notes des Albums. Er verortet den Klang und den Impuls des Ensembles in den vielfältigen Bereichen der historischen und aktuellen Kämpfe der Enteigneten und erklärt: »The Black Lungs ist inspiriert vom revolutionären Denken und der Praxis der Black Consciousness-Bewegung. Insbesondere die Beziehung zwischen dem Antagonismus - der Bildung einer Einheitsfront aller Unterdrückten gegen die weiße Vorherrschaft und den rassistischen Kapitalismus - und den Möglichkeiten des Widerstands und der Ausarbeitung - den kreativen militanten Fähigkeiten der Versammelten -, die durch diesen Prozess der Konstitution ermöglicht und freigesetzt werden.«

Tumi Pheko - Kornett
Garth Erasmus - Altsaxophon
Jed Petersen - Tenorsaxophon
Ru Slayen - Schlagzeug
Athi Ngcaba - Posaune
Tina Mene - Gesang
Fred Moten - Worte
Nobuhle Ashanti - Klavier
Sean Sanby - Bass
Asher Gamedze - Schlagzeug