Vijay Iyer: Historicity (180g)
Historicity (180g)
2
LPs
LP (Long Play)
Die gute alte Vinyl - Langspielplatte.
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- Label: ACT, 2009
- Erscheinungstermin: 25.9.2009
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*** Gatefold Cover *** Lackschnitt
Was hat Jazz mit Mathematik zu tun? Mehr als man glaubt, sagt Vijay Iyer: „Musik beinhaltet viel abstraktes Denken und Konzepte wie Rhythmus, Akkorde, Strukturen. Sie ist eine Auseinandersetzung mit Zahlen und Quantitäten, was mit dem verwandt ist, was Mathematik macht. Früher war Mathematik mit Traditionen verbunden, die nicht zwischen Geist und Verstand unterschieden. Und das ist genau, was Musik für mich ist. Darauf kommt es mir an: Rationale Strukturen intuitiv werden zu lassen.“ Der amerikanische Pianist mit indischen Wurzeln weiß, wovon er redet: Bevor er Musiker wurde, studierte er an den Eliteuniversitäten Yale und Berkeley Mathematik und Physik. Erst als Saxofonist Steve Coleman ihm Mitte der neunziger Jahre die Pianistenstelle in seiner Band anbot, entschied sich Iyer endgültig für die Musik.
Seither hat der 37-Jährige, der eigentlich Geige lernte und als Pianist ein Autodidakt ist, dank seiner Intelligenz und originären Schöpferkraft eine imposante Karriere gemacht, die ihn zu einer Schlüsselfigur der jungen amerikanischen Jazzszene werden ließ: Er fing als Sideman der innovativsten New Yorker Musiker wie George Lewis, Amiri Baraka, aber auch dem Underground-HipHopper Mike Ladd an, sammelte rasch mit eigenen Formationen Meriten und erwarb sich vor allem zusammen mit dem Saxofonisten Rudresh Mahanthappa, den er schon bei Coleman kennenlernte und der wie er der ersten Generation von Amerikanern mit indischen Eltern angehört, internationales Renommee. Nicht weniger als zwölf begeistert aufgenommene Alben unter eigenem Namen hat er bislang eingespielt. Seit einigen Jahren ist Iyer Seriensieger der Kritikerumfragen - so wurde er bereits zweimal zum „Rising Star Jazz Artist“ und „Rising Star Composer“ des renommierten Downbeat Magazine International Critics' Poll gewählt. Nun hat der Pianist seine erste CD als exklusiver ACT-Künstler eingespielt. Mit Historicity liefert er, begleitet von Stephan Crump am Bass und Marcus Gilmore am Schlagzeug, gleich eine spektakuläre Neudefinition des klassischen Klaviertrios ab:
Im Zentrum des Albums steht Iyers Auseinandersetzung mit dem Begriff der Historizität. Es gehe darum, wie man sich selbst im Strom der Musikgeschichte positioniert, wie man als musikalischer Erzähler mit fremder Tradition umgeht, schildert er in den Liner Notes. Auf Historicity schlägt der Pianist einen weiten Bogen von sehr frühen eigenen Stücken („Trident“ und „Sentiment“) bis zu Coverversionen wie Stevie Wonders „Big Brother“. Nicht zuletzt, weil dieses Trio fast schon wie eine Person klingt, gelingen dabei Verbindungen, wie man sie noch nicht gehört hat. Oder wie es Iyer selbst ausdrückt: „Musik kann uns sanft über den Strudel der Ereignisse tragen, wie Wasser über Felsen.“
Auf Historicity treibt Iyer meisterlich einige Themen auf die Spitze, die ihn zeit seiner Karriere beschäftigten. Da ist zum einen - Stichwort Mathematik - die Arbeit mit von Chiffren, Symbolen und Codes durchzogenen Klängen. Schon das einleitende Titelstück strotzt vor unfassbaren Rhythmus- und Tempowechseln, vor modalen und seriellen Sequenzen und Verschlüsselungen aller Art. Doch bei Iyer klingt dies nie neutönerisch, alles bleibt energiegeladen und durchgängig hörbar - bestes Beispiel: die grandiose, ebenso lyrische wie abstrakte Version von Leonard Bernsteins und Stephen Sondheims „Somewhere“ aus der „West Side Story“.
Die „West Side Story“, in dem es modern gesprochen um Migrantenschicksale geht, ist sicher nicht zufällig vertreten. Ist doch die Suche nach der eigenen kulturellen Identität und Rolle im Jazz, nach den familiären Wurzeln und dem „Amerikaner-Sein“ ein weiteres großes Thema in Iyers Arbeit - Fragen, die ihn früh zu klaren Positionen über die Musik hinaus führten. Schon sein letztes Album Tragicomic konnte man als Kommentar zur Lage Amerikas in der Bush-Endzeit betrachten. Historicity ist das ebenfalls, wenn auch nun entsprechend optimistischer und mehr nach vorne gerichtet. Stets war all dies bei Iyer durchdrungen von der respektvollen Rückschau auf die afroamerikanische Blues- und Jazztradition (unschwer lässt sich bei Iyers Anschlagtechnik wie der Melodik ein gewisser Einfluss von Thelonious Monk erkennen, ebenso die progressiven Durchführungen eines Andrew Hill, der auf Historicity mit „Smoke Stack“ auch als Komponist vertreten ist); vor allem aber mit der Verbindung von zeitgenössischem Jazz mit der harmonisch, vor allem aber rhythmisch hochkomplexen südindischen Musik. Welchen Sog dies entfalten kann, beweist das schwer groovende M. I.A.-Cover „Galang“, auf dem Iyer den Flügel perkussiv donnern lässt und gewissermaßen zur Tabla macht.
Manche sagen, im Jazz sei das amerikanische Zeitalter zu Ende. Doch der Melting Pot wehrt sich. Mit Vijay Iyer und einigen anderen seiner Generation könnte ein neue, ebenso der Tradition verpflichtete wie der Zukunft und der ganzen Welt zugewandte Ära beginnen.
Seither hat der 37-Jährige, der eigentlich Geige lernte und als Pianist ein Autodidakt ist, dank seiner Intelligenz und originären Schöpferkraft eine imposante Karriere gemacht, die ihn zu einer Schlüsselfigur der jungen amerikanischen Jazzszene werden ließ: Er fing als Sideman der innovativsten New Yorker Musiker wie George Lewis, Amiri Baraka, aber auch dem Underground-HipHopper Mike Ladd an, sammelte rasch mit eigenen Formationen Meriten und erwarb sich vor allem zusammen mit dem Saxofonisten Rudresh Mahanthappa, den er schon bei Coleman kennenlernte und der wie er der ersten Generation von Amerikanern mit indischen Eltern angehört, internationales Renommee. Nicht weniger als zwölf begeistert aufgenommene Alben unter eigenem Namen hat er bislang eingespielt. Seit einigen Jahren ist Iyer Seriensieger der Kritikerumfragen - so wurde er bereits zweimal zum „Rising Star Jazz Artist“ und „Rising Star Composer“ des renommierten Downbeat Magazine International Critics' Poll gewählt. Nun hat der Pianist seine erste CD als exklusiver ACT-Künstler eingespielt. Mit Historicity liefert er, begleitet von Stephan Crump am Bass und Marcus Gilmore am Schlagzeug, gleich eine spektakuläre Neudefinition des klassischen Klaviertrios ab:
Im Zentrum des Albums steht Iyers Auseinandersetzung mit dem Begriff der Historizität. Es gehe darum, wie man sich selbst im Strom der Musikgeschichte positioniert, wie man als musikalischer Erzähler mit fremder Tradition umgeht, schildert er in den Liner Notes. Auf Historicity schlägt der Pianist einen weiten Bogen von sehr frühen eigenen Stücken („Trident“ und „Sentiment“) bis zu Coverversionen wie Stevie Wonders „Big Brother“. Nicht zuletzt, weil dieses Trio fast schon wie eine Person klingt, gelingen dabei Verbindungen, wie man sie noch nicht gehört hat. Oder wie es Iyer selbst ausdrückt: „Musik kann uns sanft über den Strudel der Ereignisse tragen, wie Wasser über Felsen.“
Auf Historicity treibt Iyer meisterlich einige Themen auf die Spitze, die ihn zeit seiner Karriere beschäftigten. Da ist zum einen - Stichwort Mathematik - die Arbeit mit von Chiffren, Symbolen und Codes durchzogenen Klängen. Schon das einleitende Titelstück strotzt vor unfassbaren Rhythmus- und Tempowechseln, vor modalen und seriellen Sequenzen und Verschlüsselungen aller Art. Doch bei Iyer klingt dies nie neutönerisch, alles bleibt energiegeladen und durchgängig hörbar - bestes Beispiel: die grandiose, ebenso lyrische wie abstrakte Version von Leonard Bernsteins und Stephen Sondheims „Somewhere“ aus der „West Side Story“.
Die „West Side Story“, in dem es modern gesprochen um Migrantenschicksale geht, ist sicher nicht zufällig vertreten. Ist doch die Suche nach der eigenen kulturellen Identität und Rolle im Jazz, nach den familiären Wurzeln und dem „Amerikaner-Sein“ ein weiteres großes Thema in Iyers Arbeit - Fragen, die ihn früh zu klaren Positionen über die Musik hinaus führten. Schon sein letztes Album Tragicomic konnte man als Kommentar zur Lage Amerikas in der Bush-Endzeit betrachten. Historicity ist das ebenfalls, wenn auch nun entsprechend optimistischer und mehr nach vorne gerichtet. Stets war all dies bei Iyer durchdrungen von der respektvollen Rückschau auf die afroamerikanische Blues- und Jazztradition (unschwer lässt sich bei Iyers Anschlagtechnik wie der Melodik ein gewisser Einfluss von Thelonious Monk erkennen, ebenso die progressiven Durchführungen eines Andrew Hill, der auf Historicity mit „Smoke Stack“ auch als Komponist vertreten ist); vor allem aber mit der Verbindung von zeitgenössischem Jazz mit der harmonisch, vor allem aber rhythmisch hochkomplexen südindischen Musik. Welchen Sog dies entfalten kann, beweist das schwer groovende M. I.A.-Cover „Galang“, auf dem Iyer den Flügel perkussiv donnern lässt und gewissermaßen zur Tabla macht.
Manche sagen, im Jazz sei das amerikanische Zeitalter zu Ende. Doch der Melting Pot wehrt sich. Mit Vijay Iyer und einigen anderen seiner Generation könnte ein neue, ebenso der Tradition verpflichtete wie der Zukunft und der ganzen Welt zugewandte Ära beginnen.
- Tracklisting
Die Hörproben gehören zum Artikel Vijay Iyer: Historicity (CD). Das Tracklisting kann bei diesem Artikel ggf. abweichen.
LP
- 1 Historicity
- 2 Somewhere
- 3 Galang (Trio Riot Version)
- 4 Helix
- 5 Stack
- 6 Big brother
- 7 Dogon A.D.
- 8 Mystic brew (Trixation Version)
- 9 Trident:2010
- 10 Segment for sentiment No.2
LP
- 1 Smoke Stack
- 2 Big brother
- 3 Dogon A.D.