It's just NINA
It's just NINA ... und das ist auch das Resümee meiner Kurz-Rezension, denn Nina Simone faszinierte mich immer und mir ist kein einziges ihrer Original-Alben bekannt, dass ich als "nicht so gut gelungen" bezeichnen würde. Nina verlieh jedem Song, jedem Ton, derart viel Persönlichkeit, dass man sich der hypnotischen Ausstrahlung nur schwer entziehen konnte.
Baltimore ist ein gutes Album, getragen von einer leicht melancholischen Stimmungslage, das mich nie wieder losgelassen hat, seitdem ich es erstmals hörte. Als die Künstlerin 1978 für dieses Album eine Zusammenarbeit mit Creed Taylor und dessen Jazz-Blues-Label CTI Records einging, war das für sie eine nicht ganz befriedigende Erfahrung, hielt doch Produzent Creed Taylor alle Fäden der Produktion in der Hand und ließ Nina wenig Raum für eigene Ideen. Taylor suchte die Songs aus, bestimmte die Arrangements und sogar das Cover-Foto auf dem Album. Ihren Unmut über die "Bevormundung" hat Nina Simone anschließend in mehreren Interviews geäußert.
Und trotzdem, wie gesagt ... it's just NINA, denn diese außergewöhnliche Künstlerin schaffte es, trotz aller Fremdbestimmung, aus Baltimore ein echtes Nina Simone Album zu machen.
Randy Newmans Komposition 'Baltimore' wird in einem angedeuteten Reggae-Rhythmus gespielt und von Nina mit melancholisch ruhiger Stimme interpretiert. Wenn man den Song hört, fällt jeder Stress von einem ab und man hört sofort sehr entspannt und doch aufmerksam dem Text und der - wie immer faszinierenden - Stimme zu. Großartig!
'Everything Must Change' - auch dieser Song wird unnachahmlich von Nina Simone interpretiert und bleibt der, mit dem Titelsong des Albums eingeleiteten, "getragenen Stimmung" treu.
'The Family' - ein wenig schneller und sehr gut. Ich liebe diesen Song.
'My Father' - ein Song mit Geschichte, der - obwohl eine Fremdkomposition - sehr viel autobiografisches der Künstlerin enthält. Mehrfach schon (bei anderen Labeln) hatte Nina vorgehabt 'My Father' aufzunehmen, um dann immer wieder die Aufnahme abzubrechen, weil sie sich dem seelisch nicht gewachsen fühlte. Dazu muss man wissen, dass Nina einst ihren Vater, den sie bei einer 'Lüge' erwischt zu haben glaubte, mit Verachtung und Nichtbeachtung strafte. Er litt sehr darunter und Nina hat sich selbst diese Härte gegen ihren Vater nie wirklich verziehen, nachdem er gestorben war.
'Music For Lovers' +++ 'Rich Girl' +++ 'That's All I Want From You' +++ 'Forget' +++ 'Balm In Gilead' +++ 'If You Pray Right' ... allesamt hochklassige Songs, die jedoch erst durch Stimme und das Klavierspiel der Künstlerin Nina Simone so richtig zum Leben erwachen.
Kaufempfehlung:
Vielleicht konnte ich den einen oder anderen Musikfreund animieren sich dieses - etwas übersehene - Album der großen NINA SIMONE zuzulegen, das würde mich persönlich freuen.
Dass ihre Musik unvergessen ist und weiter lebt, ist für mich keine Überraschung. Ich kenne bis heute keine Künstlerin, die es mit der ungeheuren Musikalität, der Ausdrucksstärke, der Experimentierfreude und der unglaublichen Bühnenpräsenz von NINA SIMONE aufnehmen könnte.
Danke NINA, für die wunderbare Musik, die Du uns hinterlassen hast.
R.I.P.