Nguyên Lê: Tales From Viêt-Nam
Tales From Viêt-Nam
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
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- Label: ACT, 1995
- Erscheinungstermin: 19.1.1996
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+ Huong Thanh, Hao Nhien, Paolo Fresu, Simon Spang Hansen, Michel Benita u.a.
*** Digipack
*** Digipack
Der Gitarrist Nguyen Le über sein neues CD-Projekt:
"Die Idee zu dem Projekt "Tales from Viêt-Nam" reicht weit zurück, noch bevor 1990 meine erste CD "Miracle" veröffentlicht wurde. Erst im letzten Jahr (`94) war ich mir sicher, daß ich den Mut und die Erfahrungen gesammelt hatte, um das Wagnis zu riskieren. Rein gefühlsmäßig verbindet mich viel mit "Viêt-Nam", das hat mit der Rolle meines Vaters zu tun, psychoanalytisch ausgedrückt. Ich kam als Kind vietnamesischer Eltern in Paris zur Welt und verlor meine Sprache, als ich auf der Schule französisch lernte. Die Verbindung zu meiner vietnamesischen Kultur war erst einmal gekappt worden. Für mich ist nun "Tales from Viêt-Nam" wie eine Reise in die eigene Kindheit, Rückkehr zur Geborgenheit, dem Schoß der Familie. Zuhause hatten sie mir oft gesagt, ich solle mich mehr mit vietnamesicher Musik beschäftigen. Aber um zu den Wurzeln zurückzukehren, mußt du dich erstmal aus ihren Umklammerungen gelöst haben. Väter und Tradition haben beide etwas gemeinsam: sie üben starke Autorität aus. D. h. wer beschließt, sich mit der Tradition auseinanderzusetzen, macht alsbald Bekanntschaft mit ihren Wächtern, den "Gralshütem" (Aufpasser gibt es überall!).
Ich bin eine personifizierte Fusion der Kulturen. Vor zwanzig Jahren verbrachte ich mit meinen Eltern die Ferien in Viêt-Nam. Ich war ein Teenager. Was mir auf Anhieb auffiel war, daß ich für die Menschen dort kein Vietnamese war. Nicht so sehr die Kleidung oder die langen Haare, schon die Art des Gehens verrät ihnen, daß du kein Einheimischer bist. In Frankreich nennt man uns die vietkieu. Wie alle Kids hatte ich meine adoleszente Krise, dieses Bedürfnis zu den Eltern auf Distanz zu gehen. Sie hörten vietnamesische Musik und europäische Klassik, ich liebte "Deep Purple in Rock", danach Wes Montgomery und später Jimi Hendrix. Einige behaupteten, ich klänge manchmal wie Scofield: ich kann versichern, daß ich - ohne ihn gehört zu haben - schon vorher so gespielt habe; das mag etwas unbescheiden klingen, aber entspricht der Wahrheit und hat nichts mit Kopieren zu tun. Wir sind in einem ähnlichen Umfeld aufgewachsen, mit dieser Mixtur aus Jazz und Rock. Ich sehe mich als Jazzmusiker, weil ich in dieser Musik die intelligenteste Verbindung von Freiheit und Wissen erkenne.
Mit meinen Kompositionen versuchte ich nun, Strukturen und Freiräume zu schaffen, so dass jeder Beteiligte am "Viêt-Nam" -Projekt sein Bestes geben konnte: die Musik, die er / sie tief im inneren fühlt. Die traditionellen Musiker sollten so spielen können, wie es mit ihrem Repertoire kompatibel war. Die Sängerin Huong Thang z. B. bewegte sich zum ersten Mal auf dem Terrain des Jazz, aber auch sie sollte mit den ihr vertrauten Themen so umgehen können, wie sie es von Saigon her gewohnt war. Natürlich änderte sich der Kontext, d. h. manchmal habe ich der Melodie weitere Takte hinzugefügt, und andere harmonische Strukturen wurden eingeführt. Einige Stücke von "Tales from Viêt-Nam" basieren auf Themen von ethnischen Minderheiten, von Bergvölkern, die in entlegenen Teilen des Landes leben, und deren Musik hat praktisch nichts mit der Musik des übrigen Viêt-Nam gemeinsam. Was mir besonders auffiel war die frappierende Ähnlichkeit der vietnamesischen Musik mit dem frühen Country-Blues. Für mich hat Viêt-Nam den Blues Asiens. Im Flamenco ist es das Feeling, das uns an Blues denken läßt. In der vietnamesischen Musik sind es direkte Ähnlichkeiten in der Tongebung, das Verziehen der Saiten usw., diese Schlichtheit, die beiden gemeinsam ist.
Es war nicht einfach, traditionelle Musiker zu finden, die an einem so ungewöhnlichen Experiment teilnehmen wollten. Ich glaube, ich habe die einzigen Vietnamesen in Frankreich gefunden, die dazu bereit waren! Der Multiinstrumentalist Hao Nhien spielt eine Vielzahl von traditionellen Instrumenten. So wie ich zur gleichen Zeit den Jazz für mich entdeckte.
Die Sängerin Huong Thanh war mit fünfzehn Jahren in den Westen gekommen und ist in ihrer Musik sehr vietnamesisch geblieben. Huong machte während der Vorbereitungen, die im September `94 begannen, in der für sie fremden Umgebung enorme Fortschritte. Auch ich musste anfangs erstmal lernen, dass sie als Südvietnamesin unmöglich Musik aus dem Norden überzeugend singen konnte. Ahnungslos hatte ich ihr eine Melodie aus Nordvietnam gegeben, die sie nicht singen konnte, weil es gravierende Unterschiede in Sprachrhythmus, Phrasierung und Tonarten gibt. Unsere Zusammenarbeit klappte danach hervorragend.
Was diese Rückkehr zu den Wurzeln, eine Art Heimkehr in das Land der Väter - wie immer man es nennen will -, betrifft: Im Grunde hat man gar keine andere Wahl als die verloren gegangenen Verbindungen wiederherzustellen und den zerrissenen Faden neu zu knüpfen. Das Wunderbare an diesen "Tales from Viêt-Nam" ist: man geht noch mal zur Schule. Ich bin wieder zum Lernenden geworden, höre Musik heute anders als früher und lese viel über vietnamesische Kultur und speziell über südostasiatische Musik und die Zusammenarbeit mit Trilok Gurtu gehört mit zu den schönsten und spannendsten Erfahrungen, die ich als musikalischer Wanderer zwischen den Welten machen durfte."
"Tales from Viêt-Nam" ist eine Co-Produktion von ACT mit dem WDR Köln.
"Die Idee zu dem Projekt "Tales from Viêt-Nam" reicht weit zurück, noch bevor 1990 meine erste CD "Miracle" veröffentlicht wurde. Erst im letzten Jahr (`94) war ich mir sicher, daß ich den Mut und die Erfahrungen gesammelt hatte, um das Wagnis zu riskieren. Rein gefühlsmäßig verbindet mich viel mit "Viêt-Nam", das hat mit der Rolle meines Vaters zu tun, psychoanalytisch ausgedrückt. Ich kam als Kind vietnamesischer Eltern in Paris zur Welt und verlor meine Sprache, als ich auf der Schule französisch lernte. Die Verbindung zu meiner vietnamesischen Kultur war erst einmal gekappt worden. Für mich ist nun "Tales from Viêt-Nam" wie eine Reise in die eigene Kindheit, Rückkehr zur Geborgenheit, dem Schoß der Familie. Zuhause hatten sie mir oft gesagt, ich solle mich mehr mit vietnamesicher Musik beschäftigen. Aber um zu den Wurzeln zurückzukehren, mußt du dich erstmal aus ihren Umklammerungen gelöst haben. Väter und Tradition haben beide etwas gemeinsam: sie üben starke Autorität aus. D. h. wer beschließt, sich mit der Tradition auseinanderzusetzen, macht alsbald Bekanntschaft mit ihren Wächtern, den "Gralshütem" (Aufpasser gibt es überall!).
Ich bin eine personifizierte Fusion der Kulturen. Vor zwanzig Jahren verbrachte ich mit meinen Eltern die Ferien in Viêt-Nam. Ich war ein Teenager. Was mir auf Anhieb auffiel war, daß ich für die Menschen dort kein Vietnamese war. Nicht so sehr die Kleidung oder die langen Haare, schon die Art des Gehens verrät ihnen, daß du kein Einheimischer bist. In Frankreich nennt man uns die vietkieu. Wie alle Kids hatte ich meine adoleszente Krise, dieses Bedürfnis zu den Eltern auf Distanz zu gehen. Sie hörten vietnamesische Musik und europäische Klassik, ich liebte "Deep Purple in Rock", danach Wes Montgomery und später Jimi Hendrix. Einige behaupteten, ich klänge manchmal wie Scofield: ich kann versichern, daß ich - ohne ihn gehört zu haben - schon vorher so gespielt habe; das mag etwas unbescheiden klingen, aber entspricht der Wahrheit und hat nichts mit Kopieren zu tun. Wir sind in einem ähnlichen Umfeld aufgewachsen, mit dieser Mixtur aus Jazz und Rock. Ich sehe mich als Jazzmusiker, weil ich in dieser Musik die intelligenteste Verbindung von Freiheit und Wissen erkenne.
Mit meinen Kompositionen versuchte ich nun, Strukturen und Freiräume zu schaffen, so dass jeder Beteiligte am "Viêt-Nam" -Projekt sein Bestes geben konnte: die Musik, die er / sie tief im inneren fühlt. Die traditionellen Musiker sollten so spielen können, wie es mit ihrem Repertoire kompatibel war. Die Sängerin Huong Thang z. B. bewegte sich zum ersten Mal auf dem Terrain des Jazz, aber auch sie sollte mit den ihr vertrauten Themen so umgehen können, wie sie es von Saigon her gewohnt war. Natürlich änderte sich der Kontext, d. h. manchmal habe ich der Melodie weitere Takte hinzugefügt, und andere harmonische Strukturen wurden eingeführt. Einige Stücke von "Tales from Viêt-Nam" basieren auf Themen von ethnischen Minderheiten, von Bergvölkern, die in entlegenen Teilen des Landes leben, und deren Musik hat praktisch nichts mit der Musik des übrigen Viêt-Nam gemeinsam. Was mir besonders auffiel war die frappierende Ähnlichkeit der vietnamesischen Musik mit dem frühen Country-Blues. Für mich hat Viêt-Nam den Blues Asiens. Im Flamenco ist es das Feeling, das uns an Blues denken läßt. In der vietnamesischen Musik sind es direkte Ähnlichkeiten in der Tongebung, das Verziehen der Saiten usw., diese Schlichtheit, die beiden gemeinsam ist.
Es war nicht einfach, traditionelle Musiker zu finden, die an einem so ungewöhnlichen Experiment teilnehmen wollten. Ich glaube, ich habe die einzigen Vietnamesen in Frankreich gefunden, die dazu bereit waren! Der Multiinstrumentalist Hao Nhien spielt eine Vielzahl von traditionellen Instrumenten. So wie ich zur gleichen Zeit den Jazz für mich entdeckte.
Die Sängerin Huong Thanh war mit fünfzehn Jahren in den Westen gekommen und ist in ihrer Musik sehr vietnamesisch geblieben. Huong machte während der Vorbereitungen, die im September `94 begannen, in der für sie fremden Umgebung enorme Fortschritte. Auch ich musste anfangs erstmal lernen, dass sie als Südvietnamesin unmöglich Musik aus dem Norden überzeugend singen konnte. Ahnungslos hatte ich ihr eine Melodie aus Nordvietnam gegeben, die sie nicht singen konnte, weil es gravierende Unterschiede in Sprachrhythmus, Phrasierung und Tonarten gibt. Unsere Zusammenarbeit klappte danach hervorragend.
Was diese Rückkehr zu den Wurzeln, eine Art Heimkehr in das Land der Väter - wie immer man es nennen will -, betrifft: Im Grunde hat man gar keine andere Wahl als die verloren gegangenen Verbindungen wiederherzustellen und den zerrissenen Faden neu zu knüpfen. Das Wunderbare an diesen "Tales from Viêt-Nam" ist: man geht noch mal zur Schule. Ich bin wieder zum Lernenden geworden, höre Musik heute anders als früher und lese viel über vietnamesische Kultur und speziell über südostasiatische Musik und die Zusammenarbeit mit Trilok Gurtu gehört mit zu den schönsten und spannendsten Erfahrungen, die ich als musikalischer Wanderer zwischen den Welten machen durfte."
"Tales from Viêt-Nam" ist eine Co-Produktion von ACT mit dem WDR Köln.
Rezensionen
K. Frederking in Stereo 4/96: "Ein junger Gitarrist aus Paris auf der Suche nach seinen Wurzeln. Ein spanndendes, ehrliches Album."- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 The Wind Blew It Away (Qua cau gio bay)
- 2 The Black Horse - Ly Ngua O
- 3 Don't You Go Away, My Friend - Nguoi oi Nguoi O Dung VO
- 4 Tr'ng Com - The Rice Drum
- 5 Hen Ho - Promise Of A Date
- 6 The Banyan Tree Song - Ly Cai Da
- 7 Spring Of Life - Hoai XuOn
- 8 Ting Ning
- 9 Mangustao [Part 1]
- 10 Mangustao [Part 2]