Neil Cowley: The Face Of Mount Molehill (180g) (Limited Edition)
The Face Of Mount Molehill (180g) (Limited Edition)
LP
LP (Long Play)
Die gute alte Vinyl - Langspielplatte.
Derzeit nicht erhältlich.
Lassen Sie sich über unseren eCourier benachrichtigen, falls das Produkt bestellt werden kann.
Lassen Sie sich über unseren eCourier benachrichtigen, falls das Produkt bestellt werden kann.
Vinyl liefern wir innerhalb Deutschlands immer portofrei.
- Label: Naim, 2011
- Erscheinungstermin: 12.11.2012
Ähnliche Artikel
+ Rex Horan, Evan Jenkins
Cowley, ein blendender Komponist und Verfechter reiner kühner Melodien, erschafft auf "The Face Of Mount Molehill" aufregende Musik, bestimmt durch kraftvolle, tolle Riffs, akzentuiert durch Passagen von reinster Köstlichkeit. Erstmalig mit einem Streichensemble aufgenommen, vermittelt dies Album mit besonders bezaubernder Instrumentalmusik Leidenschaft und Gefühl, die der Notwendigkeit von Worten trotzen, es scheint bereit, die Musik des Neil Cowley Trios noch weiter ins Bewusstsein des Hörerpublikums zu katapultieren.
Das Neil Cowley Trio erscheint, äußerlich betrachtet, als ein Jazz-Trio, insofern als es aus drei Männern besteht, die Geräusche erzeugen auf einem Flügel (Cowley), einem Schlagzeug (Evan Jenkins) und einem Kontrabass (Neuling Rekrut Rex Horan). Jedoch klingen diese Geräusche selten wie Jazz. Ihr viertes Album, "The Face Of Mount Molehill", bietet Power-Popsongs ohne Worte, Soundtracks auf der Suche nach einem Film, minimalistische Erkundungsminiaturen und die coolsten TV-Titelmelodien, die man je zu hören bekommen hat.
»Der Titel - "The Face Of Mount Molehill" - bezieht sich auf die Art, wie ich banale, alltägliche Dinge hernehme und sie explodieren lasse zu etwas Epischem und Romantischem,« erklärt Cowley. »Ich mache sozusagen musikalische Gebirge aus Maulwurfshügeln (molehills). Kleinigkeiten werden riesig.« Um diesen Prozess zu unterstützen, gesellt sich zum ersten Mal ein achtköpfiges Streicherensemble zum Trio. Diese Idee haben sie erstmalig ausprobiert bei einem einmaligen Auftritt im ICA (Institute of Contemporary Arts) beim London Jazz Festival 2010, bei dem ein Streichquartett unter Leitung des Geigers Julian Ferraretto mit auftrat. »Ich wollte schon immer mal mit Streichern arbeiten,« meint Cowley, der die Arrangements mit Ferraretto gemeinsam geschrieben hat. »Das ist für mich eine Möglichkeit, groß und dramatisch zu wirken, so wie diese unglaublichen Soundtracks von John Barry, mit denen ich aufgewachsen bin.« Neben dem Produzenten Dom Monks (Toningenieur bei Kings of Leon und Laura Marling, grammynominiert für seine Mitarbeit am Ray-LaMontagne-Album) wird Cowley außerdem assistiert von dem Kumpel von Brian Eno, Leo Abrahams, der raffinierte stimmungsvolle Geräuschkulissen für mehrere Stücke zur Verfügung stellt. »Leo ist eher ein Geräuscharchitekt denn ein klassischer Gitarrist,« findet Cowley. »Er kam ins Studio mit ein paar komischen Apparaten wie z. B. einer Box voller Stahlfedern und haute schließlich mit einem Kuli auf seine Gitarre. Sämtliche merkwürdigen Geräusche, die zu hören sind und die nicht vom Klavier stammen, hat er fabriziert.« Man kann im Titelstück "The Face Of Mount Molehill" ein mahlendes Geräusch hören, das klingt wie von einem Schlagbohrer und das Abrahams erzeugt hat. Mit ihrem Klaviergeklimper und den schrillen Streichern ist diese verschrobene Hymne vom Typ Madness-meets-Motown eines von mehreren Juwelen der Rockmusik auf dieser Platte. Ein weiteres ist "Fable", ein pulsierendes Stück Power-Pop in umgewöhnlichem Takt, belgeitet von einem teuer aussehenden Promotion-Video (gedreht von Regisseurin Jane Gerber mit Dave Miller als Kameramann). Das wunderbar schräge und stimmungsvolle "Rooster Was A Witness" (das laut Cowley klingt wie ein Hahn, der gerade einen Mord beobachtet hat), ein düster stampfendes Stück namens "Hope Machine" und das dramatische "La Porte", das klingt wie eins der Stücke von Radioheads "Kid A". Die Band neigt dazu, Erzählungen um die einzelnen Stücke herum zu spinnen, während sie sie aufführen. Das schmerzlich schöne "Distance By Clockwork" handelt von zwei Blechspielzeugfiguren - einem rostigen Clown und einer Ballerina, die von den gegenüberliegenden Seiten eines Spielzimmers versuchen, miteinander in Kontakt zu treten (»Evan, unser Schlagzeuger, erzeugt die unebenen Uhrwerkgeräusche«, erklärt Cowley).
Am faszinierendsten ist "Mini Ha Ha", das um einige Aufnahmen von Kinderlachen von Cowleys kleiner Tochter herum aufgebaut ist. »Sie erzeugte furzähnliche Geräusche auf dem Synthesizer in meinem Studio, während ich sie mit der Videokamera filmte und plötzlich ließ sie dieses Sid-James-trifft-Barbara-Windsor-Gekicher los. Das klang so wunderbar musikalisch, dass ich es isolierte, eine Harmonie dazufügte und einen Song drumherum schrieb. Meine Frau und ich finden es urkomisch. Andere Leute finden es entsetzlich, wie etwas aus dem Film Chucky's Revenge!«
Cowley spielt gern mit der Lautstärke. »Das stammt noch aus meiner Zeit mit lauten R&B-Bands, wo ich mich anstrengen musste, um überhaupt gehört zu werden,« erzählt er. »Ich hab ständig versucht, mit den Gitarristen mitzuhalten.« Das verdammende Urteil einen Kritikers über die Band (»Laut, lauter, Stop«) wurde sogar zum Titel des zweiten Albums gemacht. Es ist aber wichtig, die Zartheit und Sensibilität nicht zu ignorieren, die weite Teile dieses Albums durchdringen. Es wird abgeschlossen durch zwei hinreißende, leise Klaviersoli - "Lament" und "Siren's Last Look Back" - die beide an den klaren Minimalismus von Michael Nyman oder Steve Reich erinnern. Sie gehören zu einer Ansammlung sehr verschiedener Elegien, die zur Erinnerung an jüngst verstorbende Freunde und Verwandte der Band geschrieben wurden. "Lament" ist ein erhebendes Thema in Dur, während es sich bei Cowleys schwerem seufzendem "Slims" um eine glimmende, vernebelte Eulogie handelt: "Meyer" ist ein wunderschöner, trauriger Grabgesang, erfüllt von Erlösung.
Die begleitende Tour zu diesem Album wurde in Londons Queen Elizabeth Hall eröffnet, wobei das Trio um ein achtköpfiges Streichorchester ergänzt wurde. Das letzte Mal davor, dass Cowley an diesem Veranstaltungsort gespielt hatte, war als zehnjähriges Wunderkind, wo er Schostakowitschs zweites Klavierkonzert gemeinsam mit einem Schulorchester aufführte. Cowley ist bescheiden in Bezug auf seine Leistungen während seiner Kindheit, aber die sind beeindruckend. Mit fünf begann er auf einem alten Klavier von Zender zu spielen, das sein (meistens abwesender) Vater im Haus hinterlassen hatte. Mit sieben spielte er Kirchenlieder bei Versammlungen in seinem Westlondoner Vorstadtkindergarten (»Keiner der Lehrer konnte Klavier spielen,« bemerkt er schulterzuckend, »also haben sie mich drum gebeten.«) Sein Talent fiel dem Musikdirektor des Stadtbezirks auf, der dafür sorgte, dass die örtliche Behörde Cowley Klavierstunden bezahlte. Bald übte er jeden Samstag in der Royal Academy Of Music als junger Stipendiat mit der Aussicht auf einen Abschluss in Musik. Aber als Kind einer alleinerziehenden Mutter aus einem Arbeiterviertel von Hayes in Middlesex fühlte sich Cowley nie wirklich wohl im klassischen Konservatorium (»… alle andern waren viel vornehmer als ich; man fand mich ein bisschen assi.«) und brach mit 15 die Ausbildung ab, um eine Musikerkarriere zu beginnen.
Er spielte Kneipenmucke mit R&B-Formationen und tourte durch Europa mit einer Blues-Brothers-Coverband. Im Alter von 17 Jahren antwortete er auf eine Anzeige im Melody Maker, als deren Folge er mit der extrem erfolgreichen Popgruppe The Pasadenas auf Tournee ging. Drei Jahre lang war der prestigeträchtige Klavierhocker der seine bei den Brand New Heavies in den frühen 90er-Jahren; zu Beginn der 2000er-Jahre spielte er warme Grooves auf dem elektrischen Klavier für Zero 7 (»Ich wurde derjenige, zu dem jeder kam, der diesen Fender Rhodes Retro-Sound wünschte«). 2002 gründete er das vielgepriesene Chillout-Duo Fragile State; außerdem spielte er gigantische Raves mit einer psychedelischen Trance-Band mit dem Namen The Green Nuns Of The Revolution; er war Mitverfasser einer Hitsingle (gemeinsam mit dem Michael-Jackson-Kumpel Siedah Garrett) für das Funk-House-Duo The Freemasons. Erst nachdem er derart lang computergestützte Musik gemacht hatte, gründete er 2005 das Neil Cowley Trio und kehrte zu seiner frühen Liebe, dem akustischen Klavier, zurück. Kürzlich hat er auch bei Alben der grammynominierten Künstlerin Adele mitgewirkt, die die Spitze der transatlantischen Charts erklommen haben (es ist sein Klavierspiel, das Stücke trägt wie "Hometown Glory" und "Rolling In The Deep") und von ihm war die Musik in zahllosen TV-Shows und Werbesendungen, letztere u. a. auch für Guinness, Vodafone und Nokia.
Bis jetzt hat das Neil-Cowley-Trio drei Alben veröffentlicht - "Displaced" (Hide Inside Records, 2006), "Loud... Louder... Stop" (Cake, 2008) und "Radio Silence" (Naim Jazz, 2010). Dieser vielschichtige Hintergrund unterscheidet ihn stark von den meisten Musikern der Londoner Jazz-Szene. Cowley ist in keinem Jazz-Kurs geschult worden, stattdessen hat er seine Fähigkeiten in der Praxis entwickelt. Er neigt außerdem dazu, nicht allzu schwer an seiner beeindruckenden Vielseitigkeit zu tragen: es gibt wenig Improvisationen auf diesem Album, stattdessen liegt das Gewicht auf schlichten, direkten Melodien.
»Ich kann improvisieren.« Er besteht darauf: »Ich kann ziemlich gut improvisieren. Ich habe mich nur entschlossen, bei Plattenaufnahmen nicht viel zu improvisieren. Eine Platte ist eine Möglichkeit, eine Komposition einzufangen, eine Stimmung oder ein Gefühl und ich finde, dass zuviel Improvisation - genauso wie zuviel Technik - dem im Wege stehen kann. Wenn wir live spielen, improvisieren wir mehr, aber selbst dann ist das bei uns anders als bei den Soli vieler anderer Jazz-Gruppen. Uns geht's darum, ein Spitzengefühl der Energie zu spüren, auf das das Publikum reagiert und worauf wir als Trio entlangsurfen.« »Wenn wir Auftritte in Nordamerika haben - und wir kommen immer gut an in den USA und Kanada - dann fallen einem die Grenzen auf, die dem Jazz-Spiel gesetzt sind. Bei den Yankees Jazz zu spielen ist wie Eulen nach Athen zu tragen oder den Engländern im Nordosten Kohlen oder den Eskimos Eis zu verkaufen. Egal wie gut man das hinkriegt, man reproduziert einen Musikstil, der nicht wirklich in einem steckt. Wir sind eine englische Band. Und was die Briten besser können als alle anderen sind Pop und Rockmusik. Da gehts um Melodie und Groove und Struktur. Darin sind wir gut, das machen wir mit einem Hauch Subversion.
Die britschen Musiker, die ich wirklich sehr schätze - wie Dudley Moore, einen schwer unterschätzten Kalvierspieler - sind diejenigen, die durch und durch englisch klingen. Da gibts Humor, Pathos, Fröhlichkeit, Glücksempfinden und Melancholie, die aus seinem Spiel herausklingen und sein Charakter durchdringt jede Note, die er spielt. So soll auch meine Musik klingen, das wünsche ich mir. Diese Musik klingt wie ich.«
Aufnahme: 2012 at RAK Studios by Dominic Monks
Produktion: Dominic Monks
»Der Titel - "The Face Of Mount Molehill" - bezieht sich auf die Art, wie ich banale, alltägliche Dinge hernehme und sie explodieren lasse zu etwas Epischem und Romantischem,« erklärt Cowley. »Ich mache sozusagen musikalische Gebirge aus Maulwurfshügeln (molehills). Kleinigkeiten werden riesig.« Um diesen Prozess zu unterstützen, gesellt sich zum ersten Mal ein achtköpfiges Streicherensemble zum Trio. Diese Idee haben sie erstmalig ausprobiert bei einem einmaligen Auftritt im ICA (Institute of Contemporary Arts) beim London Jazz Festival 2010, bei dem ein Streichquartett unter Leitung des Geigers Julian Ferraretto mit auftrat. »Ich wollte schon immer mal mit Streichern arbeiten,« meint Cowley, der die Arrangements mit Ferraretto gemeinsam geschrieben hat. »Das ist für mich eine Möglichkeit, groß und dramatisch zu wirken, so wie diese unglaublichen Soundtracks von John Barry, mit denen ich aufgewachsen bin.« Neben dem Produzenten Dom Monks (Toningenieur bei Kings of Leon und Laura Marling, grammynominiert für seine Mitarbeit am Ray-LaMontagne-Album) wird Cowley außerdem assistiert von dem Kumpel von Brian Eno, Leo Abrahams, der raffinierte stimmungsvolle Geräuschkulissen für mehrere Stücke zur Verfügung stellt. »Leo ist eher ein Geräuscharchitekt denn ein klassischer Gitarrist,« findet Cowley. »Er kam ins Studio mit ein paar komischen Apparaten wie z. B. einer Box voller Stahlfedern und haute schließlich mit einem Kuli auf seine Gitarre. Sämtliche merkwürdigen Geräusche, die zu hören sind und die nicht vom Klavier stammen, hat er fabriziert.« Man kann im Titelstück "The Face Of Mount Molehill" ein mahlendes Geräusch hören, das klingt wie von einem Schlagbohrer und das Abrahams erzeugt hat. Mit ihrem Klaviergeklimper und den schrillen Streichern ist diese verschrobene Hymne vom Typ Madness-meets-Motown eines von mehreren Juwelen der Rockmusik auf dieser Platte. Ein weiteres ist "Fable", ein pulsierendes Stück Power-Pop in umgewöhnlichem Takt, belgeitet von einem teuer aussehenden Promotion-Video (gedreht von Regisseurin Jane Gerber mit Dave Miller als Kameramann). Das wunderbar schräge und stimmungsvolle "Rooster Was A Witness" (das laut Cowley klingt wie ein Hahn, der gerade einen Mord beobachtet hat), ein düster stampfendes Stück namens "Hope Machine" und das dramatische "La Porte", das klingt wie eins der Stücke von Radioheads "Kid A". Die Band neigt dazu, Erzählungen um die einzelnen Stücke herum zu spinnen, während sie sie aufführen. Das schmerzlich schöne "Distance By Clockwork" handelt von zwei Blechspielzeugfiguren - einem rostigen Clown und einer Ballerina, die von den gegenüberliegenden Seiten eines Spielzimmers versuchen, miteinander in Kontakt zu treten (»Evan, unser Schlagzeuger, erzeugt die unebenen Uhrwerkgeräusche«, erklärt Cowley).
Am faszinierendsten ist "Mini Ha Ha", das um einige Aufnahmen von Kinderlachen von Cowleys kleiner Tochter herum aufgebaut ist. »Sie erzeugte furzähnliche Geräusche auf dem Synthesizer in meinem Studio, während ich sie mit der Videokamera filmte und plötzlich ließ sie dieses Sid-James-trifft-Barbara-Windsor-Gekicher los. Das klang so wunderbar musikalisch, dass ich es isolierte, eine Harmonie dazufügte und einen Song drumherum schrieb. Meine Frau und ich finden es urkomisch. Andere Leute finden es entsetzlich, wie etwas aus dem Film Chucky's Revenge!«
Cowley spielt gern mit der Lautstärke. »Das stammt noch aus meiner Zeit mit lauten R&B-Bands, wo ich mich anstrengen musste, um überhaupt gehört zu werden,« erzählt er. »Ich hab ständig versucht, mit den Gitarristen mitzuhalten.« Das verdammende Urteil einen Kritikers über die Band (»Laut, lauter, Stop«) wurde sogar zum Titel des zweiten Albums gemacht. Es ist aber wichtig, die Zartheit und Sensibilität nicht zu ignorieren, die weite Teile dieses Albums durchdringen. Es wird abgeschlossen durch zwei hinreißende, leise Klaviersoli - "Lament" und "Siren's Last Look Back" - die beide an den klaren Minimalismus von Michael Nyman oder Steve Reich erinnern. Sie gehören zu einer Ansammlung sehr verschiedener Elegien, die zur Erinnerung an jüngst verstorbende Freunde und Verwandte der Band geschrieben wurden. "Lament" ist ein erhebendes Thema in Dur, während es sich bei Cowleys schwerem seufzendem "Slims" um eine glimmende, vernebelte Eulogie handelt: "Meyer" ist ein wunderschöner, trauriger Grabgesang, erfüllt von Erlösung.
Die begleitende Tour zu diesem Album wurde in Londons Queen Elizabeth Hall eröffnet, wobei das Trio um ein achtköpfiges Streichorchester ergänzt wurde. Das letzte Mal davor, dass Cowley an diesem Veranstaltungsort gespielt hatte, war als zehnjähriges Wunderkind, wo er Schostakowitschs zweites Klavierkonzert gemeinsam mit einem Schulorchester aufführte. Cowley ist bescheiden in Bezug auf seine Leistungen während seiner Kindheit, aber die sind beeindruckend. Mit fünf begann er auf einem alten Klavier von Zender zu spielen, das sein (meistens abwesender) Vater im Haus hinterlassen hatte. Mit sieben spielte er Kirchenlieder bei Versammlungen in seinem Westlondoner Vorstadtkindergarten (»Keiner der Lehrer konnte Klavier spielen,« bemerkt er schulterzuckend, »also haben sie mich drum gebeten.«) Sein Talent fiel dem Musikdirektor des Stadtbezirks auf, der dafür sorgte, dass die örtliche Behörde Cowley Klavierstunden bezahlte. Bald übte er jeden Samstag in der Royal Academy Of Music als junger Stipendiat mit der Aussicht auf einen Abschluss in Musik. Aber als Kind einer alleinerziehenden Mutter aus einem Arbeiterviertel von Hayes in Middlesex fühlte sich Cowley nie wirklich wohl im klassischen Konservatorium (»… alle andern waren viel vornehmer als ich; man fand mich ein bisschen assi.«) und brach mit 15 die Ausbildung ab, um eine Musikerkarriere zu beginnen.
Er spielte Kneipenmucke mit R&B-Formationen und tourte durch Europa mit einer Blues-Brothers-Coverband. Im Alter von 17 Jahren antwortete er auf eine Anzeige im Melody Maker, als deren Folge er mit der extrem erfolgreichen Popgruppe The Pasadenas auf Tournee ging. Drei Jahre lang war der prestigeträchtige Klavierhocker der seine bei den Brand New Heavies in den frühen 90er-Jahren; zu Beginn der 2000er-Jahre spielte er warme Grooves auf dem elektrischen Klavier für Zero 7 (»Ich wurde derjenige, zu dem jeder kam, der diesen Fender Rhodes Retro-Sound wünschte«). 2002 gründete er das vielgepriesene Chillout-Duo Fragile State; außerdem spielte er gigantische Raves mit einer psychedelischen Trance-Band mit dem Namen The Green Nuns Of The Revolution; er war Mitverfasser einer Hitsingle (gemeinsam mit dem Michael-Jackson-Kumpel Siedah Garrett) für das Funk-House-Duo The Freemasons. Erst nachdem er derart lang computergestützte Musik gemacht hatte, gründete er 2005 das Neil Cowley Trio und kehrte zu seiner frühen Liebe, dem akustischen Klavier, zurück. Kürzlich hat er auch bei Alben der grammynominierten Künstlerin Adele mitgewirkt, die die Spitze der transatlantischen Charts erklommen haben (es ist sein Klavierspiel, das Stücke trägt wie "Hometown Glory" und "Rolling In The Deep") und von ihm war die Musik in zahllosen TV-Shows und Werbesendungen, letztere u. a. auch für Guinness, Vodafone und Nokia.
Bis jetzt hat das Neil-Cowley-Trio drei Alben veröffentlicht - "Displaced" (Hide Inside Records, 2006), "Loud... Louder... Stop" (Cake, 2008) und "Radio Silence" (Naim Jazz, 2010). Dieser vielschichtige Hintergrund unterscheidet ihn stark von den meisten Musikern der Londoner Jazz-Szene. Cowley ist in keinem Jazz-Kurs geschult worden, stattdessen hat er seine Fähigkeiten in der Praxis entwickelt. Er neigt außerdem dazu, nicht allzu schwer an seiner beeindruckenden Vielseitigkeit zu tragen: es gibt wenig Improvisationen auf diesem Album, stattdessen liegt das Gewicht auf schlichten, direkten Melodien.
»Ich kann improvisieren.« Er besteht darauf: »Ich kann ziemlich gut improvisieren. Ich habe mich nur entschlossen, bei Plattenaufnahmen nicht viel zu improvisieren. Eine Platte ist eine Möglichkeit, eine Komposition einzufangen, eine Stimmung oder ein Gefühl und ich finde, dass zuviel Improvisation - genauso wie zuviel Technik - dem im Wege stehen kann. Wenn wir live spielen, improvisieren wir mehr, aber selbst dann ist das bei uns anders als bei den Soli vieler anderer Jazz-Gruppen. Uns geht's darum, ein Spitzengefühl der Energie zu spüren, auf das das Publikum reagiert und worauf wir als Trio entlangsurfen.« »Wenn wir Auftritte in Nordamerika haben - und wir kommen immer gut an in den USA und Kanada - dann fallen einem die Grenzen auf, die dem Jazz-Spiel gesetzt sind. Bei den Yankees Jazz zu spielen ist wie Eulen nach Athen zu tragen oder den Engländern im Nordosten Kohlen oder den Eskimos Eis zu verkaufen. Egal wie gut man das hinkriegt, man reproduziert einen Musikstil, der nicht wirklich in einem steckt. Wir sind eine englische Band. Und was die Briten besser können als alle anderen sind Pop und Rockmusik. Da gehts um Melodie und Groove und Struktur. Darin sind wir gut, das machen wir mit einem Hauch Subversion.
Die britschen Musiker, die ich wirklich sehr schätze - wie Dudley Moore, einen schwer unterschätzten Kalvierspieler - sind diejenigen, die durch und durch englisch klingen. Da gibts Humor, Pathos, Fröhlichkeit, Glücksempfinden und Melancholie, die aus seinem Spiel herausklingen und sein Charakter durchdringt jede Note, die er spielt. So soll auch meine Musik klingen, das wünsche ich mir. Diese Musik klingt wie ich.«
Aufnahme: 2012 at RAK Studios by Dominic Monks
Produktion: Dominic Monks
- Tracklisting
Die Hörproben gehören zum Artikel Neil Cowley: The Face Of Mount Molehill (CD). Das Tracklisting kann bei diesem Artikel ggf. abweichen.
LP
- 1 Lament
- 2 Rooster Was A Witness
- 3 Fable
- 4 Meyer
- 5 Skies Are Rare
- 6 Mini Ha Ha
- 7 Slims
- 8 Distance By Clockwork
- 9 The Face Of Mount Molehill
- 10 Hope Machine
- 11 La Porte
- 12 Sirens Last Look Back