Maria De Fátima: Stella
Stella
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
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- Label: Pirouet, 2012
- Erscheinungstermin: 16.11.2012
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*** Digipack
Um ganz feine Dinge geht es auf dieser CD: um die vielen schönen Klänge in den Worten und Melodien der brasilianischen und portugiesischen Lieder. Maria de Fatima, diese bescheidene Meisterin einer punktgenauen Schönheit überzeugt mit großem Gefühl für Nuancen. Sie singt mit besonders schlankem, klarem Ton, der dem Text und der Atmosphäre die Hauptrolle lässt. Außerordentlich schön sind diese Lieder - und außerordentlich stilvoll ihre Interpretationen, dabei klanglich in ganz eigenen Gefilden, weit weg von Klischees der Bossa Nova oder des Fado. Eine ganz eigene Synthese aus Elementen des zeitgenössischen Jazz, der brasilianischen Musik und des Fado ist hier zu hören - ungewöhnlich und fesselnd.
Stella heißt diese CD der portugiesischen Jazz-Sängerin Maria de Fatima. Zusammen mit Pianist Sebastian Altekamp und Bassist Nicolas Thys findet sie darauf eine kammermusikalische Synthese aus brasilianischen Stücken und der eleganten Schwermut des Fado.
In manchen Ankündigungen auf Konzerte wird Maria de Fatima als „Geheimtipp“ geführt. Und das ist diese portugiesische Jazz-Sängerin in gewisser Weise wirklich, obwohl sie 2010 den hoch dotierten und zumindest vom Münchner Publikum stark beachteten BMW Welt Jazz Award gewann. Doch diese Interpretin und Song-Autorin gehört zu den zurückhaltenden und diskreten Figuren des Musikgeschehens. Sie lebt seit langem in Oldenburg und lehrt dort an der Musikschule sowie an der Hochschule für Künste in Bremen, gibt daneben Workshops und Konzerte. Doch wer sie einmal gehört hat, merkt schnell, wie genau sie an Stil und Ausdruck arbeitet. Bei ihr gibt es kein glitzerndes Beiwerk, sondern es geht um die Essenz von Stücken. Maria de Fatima singt mit besonders schlankem, klarem Ton, der keine Kunststückchen vollführt und die Zuhörer nicht mit Schmeicheleien einwickelt, sondern den Text und die Atmosphäre eines Stücks zur Hauptsache macht – oder besser: dem Text und der Atmosphäre die Hauptrolle lässt. Die Stimme ist ein Instrument zum Transport von Songs, kein Artistenwerkzeug. Diese Haltung deckt sich in den vorliegenden Aufnahmen mit der stilistisch ganz entschiedenen, sehr klaren und sparsamen Begleitung von Klavier und Bass, ohne Schlagzeug. Nicht puristisch, aber pur ist dieses Klanggewand. Und wie sich herausstellt, passt es außerordentlich gut. Die vorliegende CD Stella, Maria de Fatimas erste auf dem Label Pirouet, ist ein ungemein stimmungsvoller Streifzug durch Klassiker vor allem des brasilianischen Repertoires sowie ausgewählter eigener Stücke. Eine ganz eigene Synthese aus Elementen des zeitgenössischen Jazz, der brasilianischen Musik und des Fado ist hier zu hören.
Maria de Fatima, diese Portugiesin und Wahldeutsche, hat einen alles andere als handelsüblichen Sängerinnen- Lebenslauf vorzuweisen. Mit 20 verließ sie ihre Heimat und ging nach Schweden, um Sprachen zu studieren, Schwedisch und Spanisch, und schlug sich dort unter anderem als Dolmetscherin durch. Die Musik begann für sie erst eine Rolle zu spielen, als sie Ende zwanzig war. Durch eine kleine portugiesische Gruppe, die sich regelmäßig traf und auch Musik machte. Sie stieg in einer Band ein, die Musik wurde immer raumgreifender, sie sang viel brasilianische Musik und hörte viel Jazz – und als Maria de Fatima dann erfuhr, dass man Jazz auch studieren kann, ging sie nach Holland an die berühmte Hochschule von Hilversum. Um dieses Studium zu finanzieren, arbeitete sie als Zimmermädchen in einem Hotel und bediente in der Hochschul- Cafeteria. Nach dem Abschluss zog sie nach Oldenburg, wo sie immer noch lebt. Ihre Mutter Stella – die dieser CD den Namen gab – war Sängerin, und doch stand es anfangs für Maria de Fatima überhaupt nicht zur Debatte, selbst auch Sängerin zu werden. Sie sagt: „Ich bin auf dem zweiten Bildungsweg zur Musik gekommen. Oder besser: Die Musik ist zu mir gekommen. Zuerst kam die Musik für mich überhaupt nicht in Frage. Denn meine Mutter hatte in den Zeiten der Diktatur in Portugal ein sehr schweres Leben. Sie sang Schlager und gehörte damals sozusagen zum fahrenden Volk neben Artisten und anderen Zirkusleuten. Das war eine Art Ghetto. Meine Mutter wollte mir so etwas ersparen, deshalb sollte ich lieber etwas anderes machen. Als ich dann doch Musik studiert habe, weit weg von Portugal, sagte ich ihr das zunächst nicht – sondern erst, als ich schon fast mit dem Studium fertig war.“
Über Umwegen also holte die Musik Maria de Fatima ein. Und hier ist nun das Klang-Ergebnis – in wunderbar intimen Aufnahmen mit dem Deutschen Sebastian Altekamp und dem Belgier Nicolas Thys, einstigen Weggefährten aus Hilversum und beides Musiker von großer Sensibilität des Ausdrucks. Maria de Fatima erreicht in diesen Einspielungen eine Natürlichkeit und Schönheit des Ausdrucks, die sofort bezwingt. Bei aller Klarheit und Schlankheit des Tons entsteht auch eine besondere Wärme – und in vielen feinen Tonbewegungen schafft die Sängerin es, den Hörern Schauer über die Haut zu jagen. Maria de Fatima ist eine Jazzsängerin – und keine Fadista (und eben auch nicht zu verwechseln mit einer Fado-Interpretin, die genau so heißt). Doch Fado, der melancholische portugiesische Gesang über die Mächte des Schicksals, spielt in ihrer Musik schon auch eine wichtige Rolle – mindestens als Hintergrund ihrer Art der Interpretation. Interessant zu wissen ist, dass Maria de Fatima nicht etwa mit Fado und der Begeisterung dafür aufwuchs. „In Portugal war ich dafür zu jung. Fado war eine Musik für die ältere Generation, so ernst und so schwer. Musik aus Afrika und Brasilien fand ich viel spannender.“ Zum Fado kam sie erst, als sie viele Jahre später das Stück Lonely Woman von Jazz-Saxophonist Ornette Coleman hörte. Plötzlich interessierte sie sich für diese portugiesischen Lieder, weil sie darin Gemeinsamkeiten mit dieser und später auch mit anderen großen Jazzballaden hörte.
Aus Erlebnissen wie diesen ergeben sich die Eckpunkte für die CD Stella. Die Begeisterung für Jazzballaden sowie für die Stimmung des Fado und schließlich eine innige Beziehung zum Repertoire der Bossa Nova – oder ganz allgemein der brasilianischen Songkunst seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts – fügen sich bei ihr und ihren beiden Partnern zu einer eigenen musikalischen Farbe. „Ich nehme die Rhythmen und die Melancholie der brasilianischen Musik, und dann kommt so ein Fado daher – diese portugiesische Dramatik“, sagt sie. Brasilianische Textdichter wie Vinicius de Moraes und Paulo César Pinheiro hätten eine „so einfache und wunderschöne Art, die Dinge zu sagen“, brasilianische Komponisten wie Baden Powell, Antonio Carlos Jobim oder Edu Lobo eine so elegante Art, mit komplexem Tonmaterial umzugehen, und so tauchen Stücke von ihnen denn auch im Programm dieser CD auf. Und dies aber eben nicht in der musikalischen Einkleidung, die Bossa nova und generell die Musica popular brasileira normalerweise haben – und auch nicht im allgemein üblichen Fado-Gewand. Keine sanft synkopierten Gitarren- Akkorde, keine Percussion, keine schmelzenden Saxophontöne. Und auch nicht das helle Tänzeln der viel höher gestimmten portugiesischen Gitarre. Sondern Klavier und Bass als kammermusikalische Partner der Gesangsstimme – die die Songs gewissermaßen als Kunstlieder im Jazz-Idiom interpretieren. Das Ergebnis ist ungewöhnlich und fesselnd.
Von Illuminados, einer Komposition von Ivan Lins, über Antonio Carlos Jobims Inútil Paisagem und Baden Powells den Zaubermächten über die Liebe gewidmeten Canto de Ossanha bis hin zu Edu Lobos Pra Dizer Adeus sind hier brasilianische Klassiker in fein abgestimmten Interpretationen zu hören. Es gibt aber, neben Papillon, einem Stück ohne Text, aber mit Vokalisen, das Sebastian Altekamp komponiert hat, auch zwei Eigenkompositionen von Maria de Fatima: Da ist zum einen Roda Viva (Lebenskreis), zu dem die Sängerin den Text und die Musik geschrieben hat und der von den unausweichlichen Veränderungen handelt. Und da ist zum anderen Angústia, bei dem sie einen Text der portugiesischen Dichterin Florbela Espanca (1894 bis 1930) vertont hat. Angústia bedeutet Angst, Beklommenheit, im Sinne einer metaphysischen Angst, eines ständig vorhandenen Angstgefühls angesichts der Herausforderungen des Lebens. Medo, der Titel des dritten portugiesischen Stücks auf der CD, einer Komposition von Alain Oulman mit einem Text von Reinaldo Faria, bedeutet ebenfalls „Angst“ – und zwar die konkrete Angst („die Angst vor dem Löwen“, wie Maria de Fatima sehr bildhaft sagt).
Um ganz feine Dinge geht es auf dieser CD: um die vielen schönen Klänge in den Worten und Melodien der brasilianischen und portugiesischen Lieder, um die Zwischentöne in den Gesangslinien, um die zarte Untergründigkeit der Harmonien. Und: Es geht nicht um den Glanz der Interpreten – auch wenn der hier in allen Stücken selbstverständlich präsent ist, da diese Stücke sonst gar nicht spiel- oder singbar wären –, sondern es geht um die Lieder selbst. Maria de Fatima bringt die hier zu hörenden Interpretationen mit folgendem Satz auf den Punkt: „Das Wichtigste muss gesagt werden: das, was wir an diesen Stücken schön finden.“ Und das, was beim Hörer davon ankommt, ist sehr viel.
Der Fado, die Musik, die in den Kaschemmen Lissabons geboren wurde und als der Blues Portugals gilt, hat die Seele dieser Frau in Beschlag genommen. Während ihre Kolleginnen die düsteren aber leidenschaftlichen Lieder dieses Stils oft mit fast theatralischer Note, mit dramatischem Flehen vortragen, wohnt in der Stimme Maria de Fatimas eine Leichtigkeit, die ihrem facettenreichen, genau akzentuierten Gesang trotzdem nichts von der nötigen Tiefe abschlägt. Ihr Fado ist stark jazzdurchflutet, warm, innig, hoffnungsvoll und wird immer wieder von der brasilianischen Samba geküsst, die ihn umtänzelt. Es sind diese Wechsel zwischen versunkenen Heimatliedern und beschwingten Zuckerhut-Klängen, die das Publikum im wieder knüppelvollen Doppelkegel der BMW Welt mitnehmen, die es berühren und mitreißen.
(Ssirus W. Pakzad, nmz. de / Neue Musikzeitung Online 23.2.2010)
,,So erweist sich diese CD als eine großartige Mischung aus brasilianischer Musik und Fado, versetzt mit einem gehörigen Schuss Jazzfeeling - und exzellent aufgenommen ist sie noch dazu." (Stereo, Februar 2013)
,,Die Melange aus melancholischem Fado, brasilianischen Rhythmen und Jazz funktioniert, denn de Fatima kann mit feinsten Stimmnuancen Akzente setzen." (stereoplay, Februar 2013)
Pressetext:
Stella heißt diese CD der portugiesischen Jazz-Sängerin Maria de Fatima. Zusammen mit Pianist Sebastian Altekamp und Bassist Nicolas Thys findet sie darauf eine kammermusikalische Synthese aus brasilianischen Stücken und der eleganten Schwermut des Fado.
In manchen Ankündigungen auf Konzerte wird Maria de Fatima als „Geheimtipp“ geführt. Und das ist diese portugiesische Jazz-Sängerin in gewisser Weise wirklich, obwohl sie 2010 den hoch dotierten und zumindest vom Münchner Publikum stark beachteten BMW Welt Jazz Award gewann. Doch diese Interpretin und Song-Autorin gehört zu den zurückhaltenden und diskreten Figuren des Musikgeschehens. Sie lebt seit langem in Oldenburg und lehrt dort an der Musikschule sowie an der Hochschule für Künste in Bremen, gibt daneben Workshops und Konzerte. Doch wer sie einmal gehört hat, merkt schnell, wie genau sie an Stil und Ausdruck arbeitet. Bei ihr gibt es kein glitzerndes Beiwerk, sondern es geht um die Essenz von Stücken. Maria de Fatima singt mit besonders schlankem, klarem Ton, der keine Kunststückchen vollführt und die Zuhörer nicht mit Schmeicheleien einwickelt, sondern den Text und die Atmosphäre eines Stücks zur Hauptsache macht – oder besser: dem Text und der Atmosphäre die Hauptrolle lässt. Die Stimme ist ein Instrument zum Transport von Songs, kein Artistenwerkzeug. Diese Haltung deckt sich in den vorliegenden Aufnahmen mit der stilistisch ganz entschiedenen, sehr klaren und sparsamen Begleitung von Klavier und Bass, ohne Schlagzeug. Nicht puristisch, aber pur ist dieses Klanggewand. Und wie sich herausstellt, passt es außerordentlich gut. Die vorliegende CD Stella, Maria de Fatimas erste auf dem Label Pirouet, ist ein ungemein stimmungsvoller Streifzug durch Klassiker vor allem des brasilianischen Repertoires sowie ausgewählter eigener Stücke. Eine ganz eigene Synthese aus Elementen des zeitgenössischen Jazz, der brasilianischen Musik und des Fado ist hier zu hören.
Maria de Fatima, diese Portugiesin und Wahldeutsche, hat einen alles andere als handelsüblichen Sängerinnen- Lebenslauf vorzuweisen. Mit 20 verließ sie ihre Heimat und ging nach Schweden, um Sprachen zu studieren, Schwedisch und Spanisch, und schlug sich dort unter anderem als Dolmetscherin durch. Die Musik begann für sie erst eine Rolle zu spielen, als sie Ende zwanzig war. Durch eine kleine portugiesische Gruppe, die sich regelmäßig traf und auch Musik machte. Sie stieg in einer Band ein, die Musik wurde immer raumgreifender, sie sang viel brasilianische Musik und hörte viel Jazz – und als Maria de Fatima dann erfuhr, dass man Jazz auch studieren kann, ging sie nach Holland an die berühmte Hochschule von Hilversum. Um dieses Studium zu finanzieren, arbeitete sie als Zimmermädchen in einem Hotel und bediente in der Hochschul- Cafeteria. Nach dem Abschluss zog sie nach Oldenburg, wo sie immer noch lebt. Ihre Mutter Stella – die dieser CD den Namen gab – war Sängerin, und doch stand es anfangs für Maria de Fatima überhaupt nicht zur Debatte, selbst auch Sängerin zu werden. Sie sagt: „Ich bin auf dem zweiten Bildungsweg zur Musik gekommen. Oder besser: Die Musik ist zu mir gekommen. Zuerst kam die Musik für mich überhaupt nicht in Frage. Denn meine Mutter hatte in den Zeiten der Diktatur in Portugal ein sehr schweres Leben. Sie sang Schlager und gehörte damals sozusagen zum fahrenden Volk neben Artisten und anderen Zirkusleuten. Das war eine Art Ghetto. Meine Mutter wollte mir so etwas ersparen, deshalb sollte ich lieber etwas anderes machen. Als ich dann doch Musik studiert habe, weit weg von Portugal, sagte ich ihr das zunächst nicht – sondern erst, als ich schon fast mit dem Studium fertig war.“
Über Umwegen also holte die Musik Maria de Fatima ein. Und hier ist nun das Klang-Ergebnis – in wunderbar intimen Aufnahmen mit dem Deutschen Sebastian Altekamp und dem Belgier Nicolas Thys, einstigen Weggefährten aus Hilversum und beides Musiker von großer Sensibilität des Ausdrucks. Maria de Fatima erreicht in diesen Einspielungen eine Natürlichkeit und Schönheit des Ausdrucks, die sofort bezwingt. Bei aller Klarheit und Schlankheit des Tons entsteht auch eine besondere Wärme – und in vielen feinen Tonbewegungen schafft die Sängerin es, den Hörern Schauer über die Haut zu jagen. Maria de Fatima ist eine Jazzsängerin – und keine Fadista (und eben auch nicht zu verwechseln mit einer Fado-Interpretin, die genau so heißt). Doch Fado, der melancholische portugiesische Gesang über die Mächte des Schicksals, spielt in ihrer Musik schon auch eine wichtige Rolle – mindestens als Hintergrund ihrer Art der Interpretation. Interessant zu wissen ist, dass Maria de Fatima nicht etwa mit Fado und der Begeisterung dafür aufwuchs. „In Portugal war ich dafür zu jung. Fado war eine Musik für die ältere Generation, so ernst und so schwer. Musik aus Afrika und Brasilien fand ich viel spannender.“ Zum Fado kam sie erst, als sie viele Jahre später das Stück Lonely Woman von Jazz-Saxophonist Ornette Coleman hörte. Plötzlich interessierte sie sich für diese portugiesischen Lieder, weil sie darin Gemeinsamkeiten mit dieser und später auch mit anderen großen Jazzballaden hörte.
Aus Erlebnissen wie diesen ergeben sich die Eckpunkte für die CD Stella. Die Begeisterung für Jazzballaden sowie für die Stimmung des Fado und schließlich eine innige Beziehung zum Repertoire der Bossa Nova – oder ganz allgemein der brasilianischen Songkunst seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts – fügen sich bei ihr und ihren beiden Partnern zu einer eigenen musikalischen Farbe. „Ich nehme die Rhythmen und die Melancholie der brasilianischen Musik, und dann kommt so ein Fado daher – diese portugiesische Dramatik“, sagt sie. Brasilianische Textdichter wie Vinicius de Moraes und Paulo César Pinheiro hätten eine „so einfache und wunderschöne Art, die Dinge zu sagen“, brasilianische Komponisten wie Baden Powell, Antonio Carlos Jobim oder Edu Lobo eine so elegante Art, mit komplexem Tonmaterial umzugehen, und so tauchen Stücke von ihnen denn auch im Programm dieser CD auf. Und dies aber eben nicht in der musikalischen Einkleidung, die Bossa nova und generell die Musica popular brasileira normalerweise haben – und auch nicht im allgemein üblichen Fado-Gewand. Keine sanft synkopierten Gitarren- Akkorde, keine Percussion, keine schmelzenden Saxophontöne. Und auch nicht das helle Tänzeln der viel höher gestimmten portugiesischen Gitarre. Sondern Klavier und Bass als kammermusikalische Partner der Gesangsstimme – die die Songs gewissermaßen als Kunstlieder im Jazz-Idiom interpretieren. Das Ergebnis ist ungewöhnlich und fesselnd.
Von Illuminados, einer Komposition von Ivan Lins, über Antonio Carlos Jobims Inútil Paisagem und Baden Powells den Zaubermächten über die Liebe gewidmeten Canto de Ossanha bis hin zu Edu Lobos Pra Dizer Adeus sind hier brasilianische Klassiker in fein abgestimmten Interpretationen zu hören. Es gibt aber, neben Papillon, einem Stück ohne Text, aber mit Vokalisen, das Sebastian Altekamp komponiert hat, auch zwei Eigenkompositionen von Maria de Fatima: Da ist zum einen Roda Viva (Lebenskreis), zu dem die Sängerin den Text und die Musik geschrieben hat und der von den unausweichlichen Veränderungen handelt. Und da ist zum anderen Angústia, bei dem sie einen Text der portugiesischen Dichterin Florbela Espanca (1894 bis 1930) vertont hat. Angústia bedeutet Angst, Beklommenheit, im Sinne einer metaphysischen Angst, eines ständig vorhandenen Angstgefühls angesichts der Herausforderungen des Lebens. Medo, der Titel des dritten portugiesischen Stücks auf der CD, einer Komposition von Alain Oulman mit einem Text von Reinaldo Faria, bedeutet ebenfalls „Angst“ – und zwar die konkrete Angst („die Angst vor dem Löwen“, wie Maria de Fatima sehr bildhaft sagt).
Um ganz feine Dinge geht es auf dieser CD: um die vielen schönen Klänge in den Worten und Melodien der brasilianischen und portugiesischen Lieder, um die Zwischentöne in den Gesangslinien, um die zarte Untergründigkeit der Harmonien. Und: Es geht nicht um den Glanz der Interpreten – auch wenn der hier in allen Stücken selbstverständlich präsent ist, da diese Stücke sonst gar nicht spiel- oder singbar wären –, sondern es geht um die Lieder selbst. Maria de Fatima bringt die hier zu hörenden Interpretationen mit folgendem Satz auf den Punkt: „Das Wichtigste muss gesagt werden: das, was wir an diesen Stücken schön finden.“ Und das, was beim Hörer davon ankommt, ist sehr viel.
Rezensionen
Der Fado, die Musik, die in den Kaschemmen Lissabons geboren wurde und als der Blues Portugals gilt, hat die Seele dieser Frau in Beschlag genommen. Während ihre Kolleginnen die düsteren aber leidenschaftlichen Lieder dieses Stils oft mit fast theatralischer Note, mit dramatischem Flehen vortragen, wohnt in der Stimme Maria de Fatimas eine Leichtigkeit, die ihrem facettenreichen, genau akzentuierten Gesang trotzdem nichts von der nötigen Tiefe abschlägt. Ihr Fado ist stark jazzdurchflutet, warm, innig, hoffnungsvoll und wird immer wieder von der brasilianischen Samba geküsst, die ihn umtänzelt. Es sind diese Wechsel zwischen versunkenen Heimatliedern und beschwingten Zuckerhut-Klängen, die das Publikum im wieder knüppelvollen Doppelkegel der BMW Welt mitnehmen, die es berühren und mitreißen.
(Ssirus W. Pakzad, nmz. de / Neue Musikzeitung Online 23.2.2010)
,,So erweist sich diese CD als eine großartige Mischung aus brasilianischer Musik und Fado, versetzt mit einem gehörigen Schuss Jazzfeeling - und exzellent aufgenommen ist sie noch dazu." (Stereo, Februar 2013)
,,Die Melange aus melancholischem Fado, brasilianischen Rhythmen und Jazz funktioniert, denn de Fatima kann mit feinsten Stimmnuancen Akzente setzen." (stereoplay, Februar 2013)
- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Illuminados
- 2 O cantador
- 3 Inútil paisagem
- 4 Roda viva
- 5 Isso e aquilo
- 6 Papillon
- 7 Pra dizer adeus
- 8 Canto de ossanha
- 9 Medo
- 10 Velho piano
- 11 Vivo sonhando
- 12 Angustia
- 13 Pra dizer adeu