Julia Hülsmann & Roger Cicero: Good Morning Midnight
Good Morning Midnight
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
Derzeit nicht erhältlich.
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- Label: ACT, 2005
- Erscheinungstermin: 26.1.2006
+ Marc Muellbauer, Heinrich Köbberling, Tilman Ehrhorn u. a.
*** Digipack
*** Digipack
Größere Gegensätze sind eigentlich kaum vorstellbar. Hier der Jazz, der sich als rauer Kumpane durch die Großstädte des 20. Jahrhunderts schlug. Da Emily Dickinson, die stille Lyrikerin aus einer calvinistischen Familie, die ihr gesamtes Leben zurückgezogen im ländlichen Amherst / Massachusetts verbrachte. Als Dickinson 1886 im Alter von 56 Jahren starb, war der Jazz noch nicht geboren. Sondern nur eine dunkle Ahnung, die über den schwülen Sümpfen des Mississippi-Deltas waberte.
Passt das zueinander? Gewiss. Es braucht für diese Zusammenführung allerdings ein seltenes Talent. Große Musikalität. Ein Gespür für Worte, Bilder und Stimmungen. Und ein Sinn für Melodien, die im Ohr hängen bleiben und doch das Herz rühren, auf diese spröde, geheimnisvolle Art, die Dickinson zu eigen ist. Julia Hülsmann, die von der WELT AM SONNTAG als "die derzeit bemerkenswerteste Pianistin der Jazz-Szene" bezeichnet wird, verfügt über all diese Begabungen im Übermaß.
Man weiß das, seitdem im Jahr 2003 ihr ACT-Debüt "Scattering Poems" erschien. Der "sanfte Geniestreich" (ROLLING STONE), der Vertonungen von Gedichten des amerikanischen Avantgarde-Lyrikers E. E. Cummings barg, wurde mit dem deutschen Jazz Award ausgezeichnet. Auch mit dem Folge-Album, der Randy-Newman-Hommage "Come Closer" gelang Hülsmann eine wunderbar schlüssige Fusion aus Text, Gegenwartsjazz und Pop. So lobte die WAZ, dass es der in Berlin lebenden Pianistin gelungen sei, "einem großen Songwriter souverän zu huldigen und doch ein erfrischend autarkes Klangabenteuer zu entwickeln. So spannend und intensiv war Randy Newman selbst auf eigenen Platten bislang kaum einmal zu hören."
Kein Wunder, dass sich Julia Hülsmann mit Randy Newman so wohl fühlte. Sie ist nämlich ebenfalls eine hervorragende Songwriterin. Und es ist nicht das geringste Verdienst von "Good Morning Midnight", dass Emily Dickinson plötzlich daherkommt wie eine Zeitgenossin des 21. Jahrhunderts. Trotz ihrer formal streng gebauten Verse. Trotz der Inhalte, die uns manchmal fremd vorkommen mögen in ihrem Streben nach Verzicht und in ihrer ruhigen, puritanischen Betrachtung. Hülsmann geht respektvoll und behutsam mit diesen Gedichten um. Und findet doch genügend harmonische und rhythmische Reibungsflächen.
Das intensive Miteinander mit ihren Trio-Weggefährten Marc Muellbauer (Bass) und Heinrich Köbberling (Schlagzeug) ist eine von Hülsmanns wichtigsten musikalischen Konstanten. Neu hinzugekommen ist nun der Sänger Roger Cicero, Sohn des viel zu früh verstorbenen Pianisten Eugen Cicero. Es ist eine bewusste Besetzung gegen den Strich. Waren es bei den vergangenen beiden Aufnahmen die Vokalistinnen Rebekka Bakken und Anna Lauvergnac, mit denen Hülsmann erfolgreich zusammenarbeitete, so interpretiert nun ausgerechnet ein Mann die Gedichtzeilen einer Frau.
Cicero, der sich mit dem "Soulounge"-Kollektiv in letzter Zeit einen Namen bei einem größeren Publikum machen konnte, ist ein Virtuose in der Kurt-Elling-Tradition. Als er zum ersten Mal Hülsmanns Dickinson-Bearbeitungen hörte, war ihm klar: "Das ist ausgesprochen ungewöhnlich. So etwas habe ich noch nie gesungen". All das schwingt nun in den Stimmbändern mit: Neugier und Zweifel, Überschwang und Introspektion, Instinkt und intellektuelle Zähmung. Es ist die adäquate Umsetzung der Dickinsonschen Lyrik, die die Natur und das Licht feiert – und doch dem Dunklen und dem Nachsinnen über die Vergänglichkeit so viel Raum gewährt.
Zehn Gedichte aus dem enorm umfangreichen Nachlass Dickinsons hat Julia Hülsmann für "Good Morning Midnight" ausgewählt. Intuitiv nimmt ihre Musik auf, was sich in den Texten andeutet. Sei es das vorsichtig suchende Klaviersolo in "I Cannot See", seien es die insistierenden Achtelnoten, die das Mitteilungsbedürfnis in "Tell Her" Gestalt werden lassen, sei es der ruhige Fluss, der die Ballade "My River" davonträgt. Letztere erhält durch den sanften Electronica-Einsatz von Tilman Ehrhorn eine unerwartete zusätzliche Dimension. Eine neue Farbe in Julia Hülsmanns Werk, wie auch die warmen, an Gil Evans gemahnenden Bläsersätze, die bei zwei Stücken auftauchen. Arrangiert wurden sie von Hülsmanns Bassisten und Lebensgefährten Marc Muellbauer. Er war es auch, der die Pianistin auf Nick Drakes enigmatischen "Riverman" brachte, die einzige Fremdkomposition auf der CD. Sie fügt sich kongenial ins Gesamtbild ein.
Die vermeintlichen Gegensätze zwischen Kunstlied und Pop, zwischen der amerikanischen Lyrik des 19. Jahrhunderts und dem europäischen Jazz der Jetztzeit werden auf dieser Platte in glücklich machende Gemeinsamkeiten verwandelt. "Good Morning Midnight". In der tiefsten Nacht geht die Sonne auf.
Passt das zueinander? Gewiss. Es braucht für diese Zusammenführung allerdings ein seltenes Talent. Große Musikalität. Ein Gespür für Worte, Bilder und Stimmungen. Und ein Sinn für Melodien, die im Ohr hängen bleiben und doch das Herz rühren, auf diese spröde, geheimnisvolle Art, die Dickinson zu eigen ist. Julia Hülsmann, die von der WELT AM SONNTAG als "die derzeit bemerkenswerteste Pianistin der Jazz-Szene" bezeichnet wird, verfügt über all diese Begabungen im Übermaß.
Man weiß das, seitdem im Jahr 2003 ihr ACT-Debüt "Scattering Poems" erschien. Der "sanfte Geniestreich" (ROLLING STONE), der Vertonungen von Gedichten des amerikanischen Avantgarde-Lyrikers E. E. Cummings barg, wurde mit dem deutschen Jazz Award ausgezeichnet. Auch mit dem Folge-Album, der Randy-Newman-Hommage "Come Closer" gelang Hülsmann eine wunderbar schlüssige Fusion aus Text, Gegenwartsjazz und Pop. So lobte die WAZ, dass es der in Berlin lebenden Pianistin gelungen sei, "einem großen Songwriter souverän zu huldigen und doch ein erfrischend autarkes Klangabenteuer zu entwickeln. So spannend und intensiv war Randy Newman selbst auf eigenen Platten bislang kaum einmal zu hören."
Kein Wunder, dass sich Julia Hülsmann mit Randy Newman so wohl fühlte. Sie ist nämlich ebenfalls eine hervorragende Songwriterin. Und es ist nicht das geringste Verdienst von "Good Morning Midnight", dass Emily Dickinson plötzlich daherkommt wie eine Zeitgenossin des 21. Jahrhunderts. Trotz ihrer formal streng gebauten Verse. Trotz der Inhalte, die uns manchmal fremd vorkommen mögen in ihrem Streben nach Verzicht und in ihrer ruhigen, puritanischen Betrachtung. Hülsmann geht respektvoll und behutsam mit diesen Gedichten um. Und findet doch genügend harmonische und rhythmische Reibungsflächen.
Das intensive Miteinander mit ihren Trio-Weggefährten Marc Muellbauer (Bass) und Heinrich Köbberling (Schlagzeug) ist eine von Hülsmanns wichtigsten musikalischen Konstanten. Neu hinzugekommen ist nun der Sänger Roger Cicero, Sohn des viel zu früh verstorbenen Pianisten Eugen Cicero. Es ist eine bewusste Besetzung gegen den Strich. Waren es bei den vergangenen beiden Aufnahmen die Vokalistinnen Rebekka Bakken und Anna Lauvergnac, mit denen Hülsmann erfolgreich zusammenarbeitete, so interpretiert nun ausgerechnet ein Mann die Gedichtzeilen einer Frau.
Cicero, der sich mit dem "Soulounge"-Kollektiv in letzter Zeit einen Namen bei einem größeren Publikum machen konnte, ist ein Virtuose in der Kurt-Elling-Tradition. Als er zum ersten Mal Hülsmanns Dickinson-Bearbeitungen hörte, war ihm klar: "Das ist ausgesprochen ungewöhnlich. So etwas habe ich noch nie gesungen". All das schwingt nun in den Stimmbändern mit: Neugier und Zweifel, Überschwang und Introspektion, Instinkt und intellektuelle Zähmung. Es ist die adäquate Umsetzung der Dickinsonschen Lyrik, die die Natur und das Licht feiert – und doch dem Dunklen und dem Nachsinnen über die Vergänglichkeit so viel Raum gewährt.
Zehn Gedichte aus dem enorm umfangreichen Nachlass Dickinsons hat Julia Hülsmann für "Good Morning Midnight" ausgewählt. Intuitiv nimmt ihre Musik auf, was sich in den Texten andeutet. Sei es das vorsichtig suchende Klaviersolo in "I Cannot See", seien es die insistierenden Achtelnoten, die das Mitteilungsbedürfnis in "Tell Her" Gestalt werden lassen, sei es der ruhige Fluss, der die Ballade "My River" davonträgt. Letztere erhält durch den sanften Electronica-Einsatz von Tilman Ehrhorn eine unerwartete zusätzliche Dimension. Eine neue Farbe in Julia Hülsmanns Werk, wie auch die warmen, an Gil Evans gemahnenden Bläsersätze, die bei zwei Stücken auftauchen. Arrangiert wurden sie von Hülsmanns Bassisten und Lebensgefährten Marc Muellbauer. Er war es auch, der die Pianistin auf Nick Drakes enigmatischen "Riverman" brachte, die einzige Fremdkomposition auf der CD. Sie fügt sich kongenial ins Gesamtbild ein.
Die vermeintlichen Gegensätze zwischen Kunstlied und Pop, zwischen der amerikanischen Lyrik des 19. Jahrhunderts und dem europäischen Jazz der Jetztzeit werden auf dieser Platte in glücklich machende Gemeinsamkeiten verwandelt. "Good Morning Midnight". In der tiefsten Nacht geht die Sonne auf.
Rezensionen
S. Thielmann in stereoplay 2/06: "Julia Hülsmanns duftiger Tastenzauber spielt wunderbar mit Stimmungen, die für Nick Drakes "Riverman" gar kammerorchestral inszeniert werden, lotet aber auch dezent freie Gefilde aus. Grandiose Kost!"C. Giese in Jazzthing 2-3/06: "Es gelingt Julia Hülsmann, bedeutungsschwere und formal strenge Verse aus dem 19. Jahrhundert musikalisch zeitgemäß zu unterfüttern, auszustaffieren und zu transportieren. Bildlich zu komponieren, das versteht die Pianistin aus Berlin wie kaum eine Zweite. Und so ist "Good Morning Midnight", auch durch die so treffende gesangliche Umsetzung der Texte durch Roger Cicero, ein weiteres harmonisch, rhythmisch und klangmalerisch spannendes Werk einer großartigen Julia Hülsmann."
- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 I cannot see
- 2 Will there really be a morning
- 3 Good morning midnight
- 4 My river
- 5 When Plato was a certainty
- 6 Light
- 7 One sister
- 8 Tell her
- 9 Riverman
- 10 Under the light
- 11 I don't know his name