Egberto Gismonti: Sanfona
Sanfona
2
CDs
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
Auf seinem dritten ECM-Album bietet der Renaissance-Mann Egberto Gismonti ein klassisches Diptychon. Die erste Hälfte ist eine geballte Ladung an Originalen, die er mit seinem Quartett Academia de Danças spielt, die zweite Hälfte ist ein Live-Solo-Set aus München. Man kann Gismonti kaum in Bestform hören, wenn man nicht dabei sein will, um jede Geschichte mitzubekommen, die durch die Maschen fällt. Jede Geschichte wird anders sein. Hier ist eine:
Die akzentuierenden Winde von "Marcatu" wehen an unseren Nasen vorbei. Der Geruch ist feucht und erinnert an Flechten. Unser Atem beschleunigt sich, als wir in die dünnere Luft aufsteigen, die durch eine majestätische und stille Schönheit in allen Richtungen kompensiert wird. Das Klavier von Gismonti stellt sich als der Reisende vor, der uns führen wird. Während er seine Magie auf den Tasten ausübt, übernehmen Bass (Zeca Assumpção) und Schlagzeug (Nene) seine Führung und lassen Gismonti mit einem Saxophon (Mauro Senise) laufen, und wir folgen dicht dahinter. Jede Geste von "10 Anos" ist ein weiterer Schritt, der die Außenbezirke eines unbekannten Ortes nachzeichnet. Und ohne es zu wissen, sind wir zu einer Person geworden. Wir wollen uns der neuen Gemeinschaft in dem Tal vorstellen, das wir nun durchquert haben. Trommeln dringen zu uns herüber, während wir uns vom Abhang hinuntertreiben lassen. Wir werden feierlich in "Frevo" begrüßt. Doch dann durchbricht eine einsame Gestalt die Feier und bringt die Möglichkeit der Zerstörung mit sich. Stattdessen zeigt er uns die Weisheit der lokalen Bräuche, die Einhaltung der richtigen Form in der Gegenwart neuen Lebens, die Möglichkeiten der Liebe und die Realitäten einer sich ständig verändernden Verwandtschaft. So wie der Wald das Geflüster der Vorfahren wiedergibt, damit ihre Nachkommen besser überleben können, so sind auch die Stimmen hier inmitten ihres Volkes zu hören, wo die Feuer niedrig brennen und die Urteile noch niedriger ausfallen. Doch irgendwo in den Schatten lauert das Saxophon, ein verkleideter Betrüger. Was auch immer an Unheil droht, wird durch die kristalline Freude von "Lôro" vertrieben. Hier findet eine Wiedergeburt statt, die zu einem Konzil der Harmonie vorverlegt wird.
Es folgt eine vierstimmige Hommage, ein Epos in wahrer Gismontscher Manier. Diesmal kehrt seine Gitarre in den Schatten des Pianismus gehüllt zurück, getragen von einem Saxophon in der Luft. Jede geriffelte Note ist ein verschlungenes Tier, ein Geschenk der Jagd und des Sammelns. Wir hören die Stimmen unserer eigenen Vergangenheit im Harmonium, die in Gitarre und Schlagzeug übergehen, wenn wir von den unbestreitbaren Momenten der Gemeinschaft erzählen, die uns umarmt haben. Aus dieser Zärtlichkeit erwächst "De Repente", ein einnehmendes 12-saitiges Zwischenspiel, das Gustavo Santaolalla jederzeit das Wasser reichen könnte. Und das tut es auch, denn nachdem wir einige Zeit in dem Dorf verbracht haben, ist unser Herz auch gefangen, nur jetzt von dem Leben, das wir auf dem Weg hierher aufgegeben haben. Und so nehmen wir diese Füße und setzen sie so schnell wie möglich auf den Boden und laufen Hand in Hand mit der Person, die wir einmal waren. Die an Ralph Towner erinnernde Diktion macht dieses Stück zu einem der fesselndsten Solostücke von Gismonti. In unserem Kielwasser lassen wir das klagende "Vale Do Eco" zurück. Der frisch Entflohene macht an unserer Stelle weiter, verloren und allein. In "12 De Fevereiro" werden wir zu ihrem Wiegenlied, während sie sich zwischen die Farne legt und schlummert. Und dort bleibt sie, bis ein neues Dorf an ihrer Stelle wächst. In "Carta De Amor" wird ihr Traum endlich wahr, bevor sie ihren letzten Sprung in einen seltenen grünen Blitz macht, der die untergehende Sonne umstrahlt.
Dieses Album ist ein perfektes Beispiel dafür, was "Weltmusik" wirklich sein sollte: nicht Musik dieser oder irgendeiner Welt, sondern Musik, die eine Welt für sich ist. Das wohl beste Album von Gismonti auf einem anderen Label und ein Muss für Ihre Sammlung.
Die akzentuierenden Winde von "Marcatu" wehen an unseren Nasen vorbei. Der Geruch ist feucht und erinnert an Flechten. Unser Atem beschleunigt sich, als wir in die dünnere Luft aufsteigen, die durch eine majestätische und stille Schönheit in allen Richtungen kompensiert wird. Das Klavier von Gismonti stellt sich als der Reisende vor, der uns führen wird. Während er seine Magie auf den Tasten ausübt, übernehmen Bass (Zeca Assumpção) und Schlagzeug (Nene) seine Führung und lassen Gismonti mit einem Saxophon (Mauro Senise) laufen, und wir folgen dicht dahinter. Jede Geste von "10 Anos" ist ein weiterer Schritt, der die Außenbezirke eines unbekannten Ortes nachzeichnet. Und ohne es zu wissen, sind wir zu einer Person geworden. Wir wollen uns der neuen Gemeinschaft in dem Tal vorstellen, das wir nun durchquert haben. Trommeln dringen zu uns herüber, während wir uns vom Abhang hinuntertreiben lassen. Wir werden feierlich in "Frevo" begrüßt. Doch dann durchbricht eine einsame Gestalt die Feier und bringt die Möglichkeit der Zerstörung mit sich. Stattdessen zeigt er uns die Weisheit der lokalen Bräuche, die Einhaltung der richtigen Form in der Gegenwart neuen Lebens, die Möglichkeiten der Liebe und die Realitäten einer sich ständig verändernden Verwandtschaft. So wie der Wald das Geflüster der Vorfahren wiedergibt, damit ihre Nachkommen besser überleben können, so sind auch die Stimmen hier inmitten ihres Volkes zu hören, wo die Feuer niedrig brennen und die Urteile noch niedriger ausfallen. Doch irgendwo in den Schatten lauert das Saxophon, ein verkleideter Betrüger. Was auch immer an Unheil droht, wird durch die kristalline Freude von "Lôro" vertrieben. Hier findet eine Wiedergeburt statt, die zu einem Konzil der Harmonie vorverlegt wird.
Es folgt eine vierstimmige Hommage, ein Epos in wahrer Gismontscher Manier. Diesmal kehrt seine Gitarre in den Schatten des Pianismus gehüllt zurück, getragen von einem Saxophon in der Luft. Jede geriffelte Note ist ein verschlungenes Tier, ein Geschenk der Jagd und des Sammelns. Wir hören die Stimmen unserer eigenen Vergangenheit im Harmonium, die in Gitarre und Schlagzeug übergehen, wenn wir von den unbestreitbaren Momenten der Gemeinschaft erzählen, die uns umarmt haben. Aus dieser Zärtlichkeit erwächst "De Repente", ein einnehmendes 12-saitiges Zwischenspiel, das Gustavo Santaolalla jederzeit das Wasser reichen könnte. Und das tut es auch, denn nachdem wir einige Zeit in dem Dorf verbracht haben, ist unser Herz auch gefangen, nur jetzt von dem Leben, das wir auf dem Weg hierher aufgegeben haben. Und so nehmen wir diese Füße und setzen sie so schnell wie möglich auf den Boden und laufen Hand in Hand mit der Person, die wir einmal waren. Die an Ralph Towner erinnernde Diktion macht dieses Stück zu einem der fesselndsten Solostücke von Gismonti. In unserem Kielwasser lassen wir das klagende "Vale Do Eco" zurück. Der frisch Entflohene macht an unserer Stelle weiter, verloren und allein. In "12 De Fevereiro" werden wir zu ihrem Wiegenlied, während sie sich zwischen die Farne legt und schlummert. Und dort bleibt sie, bis ein neues Dorf an ihrer Stelle wächst. In "Carta De Amor" wird ihr Traum endlich wahr, bevor sie ihren letzten Sprung in einen seltenen grünen Blitz macht, der die untergehende Sonne umstrahlt.
Dieses Album ist ein perfektes Beispiel dafür, was "Weltmusik" wirklich sein sollte: nicht Musik dieser oder irgendeiner Welt, sondern Musik, die eine Welt für sich ist. Das wohl beste Album von Gismonti auf einem anderen Label und ein Muss für Ihre Sammlung.
- Tracklisting
Disk 1 von 2 (CD)
- 1 Maracatu
- 2 10 anos
- 3 Frevo
- 4 Loro
- 5 En familia/Sanfona/Danca dos pes/Eterna
Disk 2 von 2 (CD)
- 1 De repente
- 2 Vale do eco
- 3 Cavaquinho
- 4 12 de Fevereiro
- 5 Carta de amor
Mehr von Egberto Gismonti
Egberto Gismonti (geb. 1947)
Sanfona
EUR 19,99*