Dieter Ilg: Otello Live At Schloss Elmau
Otello Live At Schloss Elmau
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
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- Label: ACT, 2011
- Erscheinungstermin: 28.10.2011
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+ Rainer Böhm, Patrice Heral
*** Digipack
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lV. Akt von Giuseppe Verdis Oper ,,Otello", das Geschehen kulminiert: Der schwarze Admiral geht rasend vor Eifersucht daran, seine Gattin Desdemona zu meucheln. Verdi hat hier einen genialen musikalischen Einfall: Ein dräuendes Bass-Motiv, das durch Mark und Bein geht. Eine Stelle, die seither für Bassisten zu den Höhepunkten der klassischen Literatur gehört. Auch der Bassist Dieter llg entdeckte diese Passage früh. Seither beginnt er seine täglichen Übungen damit...
Der Weg zu llgs erstem ACT-Album ,,Otello - Live at Schloss Elmau" war trotzdem ein langer. Denn seine außergewöhnliche Karriere, die ihn heute zu einem der international renommiertesten Bassisten werden ließ, mochte llg mehr als 20 Jahre lang abseits der Klassik. Über Blockflote, Geige und Bratsche war der Offenburger mit 13 zum Kontrabass gekommen. Zwar nahm er 1981 ein klassisches Studium in Freiburg auf, doch die Weichen waren schon zuvor in Richtung Jazz gestellt: Joe Viera hatte das 17-jährige Talent noch am Gymnasium entdeckt und als festes Mitglied in sein Sextett geholt. Inspirationen und Instruktionen erhielt er als junger Mann bereits von Eddie Gomez, Ron McClure, Adelhard Roidinger, Rufus Reid und Miroslav Vitous. Parallel zum Studium an der berühmten Manhattan School of Music - Mentor war Dave Liebman - konzertierte llg bereits mit den Großen des Fachs. Kaum aus den USA zurück, ging es Schlag auf Schlag: llg gründete mit John Schröder und Wolfgang Haffner sein erstes erfolgreiches Trio und wurde zugleich festes Mitglied des Randy Brecker Quintets. Es folgten einige der begehrtesten Sideman-Jobs: Im Quintett von Albert Mangelsdorff, im Trio von Ngyuen Le, bei Rebekka Bakken sowie später in Till Brönners Band. In eigener Sache bereiste llg mit Christof Lauer fürs Goethe-Institut die Welt und baute musikalische Freundschaften aus, unter anderem mit dem Saxophonisten Charlie Mariano, dem Pianisten Marc Copland und dem Gitarristen Wolfgang Muthspiel.
Auf der Suche nach einem für ihn charakteristischen, wiedererkennbaren Projekt aus der Mitte des Herzen blickte llg in die Vergangenheit zurück, erinnerte sich seiner alten Liebe Verdi und begann sich ihm neu zu widmen: ,,Otello ist eine Inspiration", erzählt llg, ,,ein ständiger Entstehungs- und Entwicklungsprozess. Schauen wir uns die harmonischen Wendungen Verdis an, die speziell im modernen Jazz wieder auftauchen, nur in einem anderen Gewand. Musterbeispiele des Brückenschlagens. Ebenso bedeutsam ist das dramatische Moment dieser Musik, das sich wie die lyrischen Anteile durch individuelle Interpretationen und Improvisationen wunderbar gestalten lässt." Dafür kehrte llg nicht nur zu der bei seinen ersten eigenen Projekten bevorzugten Trio-Besetzung zurück, er fand dafür auch die zwei idealen Begleiter:
Pianist Rainer Böhm war llg erstmals 2007 aufgefallen, als Juror beim Internationalen Jazzhaus-Piano-Wettbewerb, den Böhm gewann. Inzwischen hat Böhm nicht nur etliche andere und bedeutendere Preise eingeheimst - zuletzt sozusagen als llgs Nachfolger den Jazzpreis des Landes Baden-Württemberg -, er ist ein in den USA gestählter Ausnahmepianist geworden, der über einen der zartesten Anschläge der Szene verfügt, es ober auch wuchtig und rasant krachen lassen kann. Beides hat er soeben auch an der Seite von Ben Kraef in der ACT-Reihe ,,Young German Jazz" mit ,,Berlin - New York" bewiesen. Unvergleichlich ist schließlich auch der Stil des französischen Schlagzeugers und Perkussionisten Patrice Heral: Von filigranen Streicheleien geht es bei ihm bis zu stürmischen, mit Loops und Mouth-Percussion angereicherten Soli.
Beide korrespondieren damit perfekt zu llgs singendem Bass wie zu seinem Konzept der dramatischen Verdichtung. Das Trio zeichnet sich durch eine überzeugende Ökonomie der Mittel aus, hat die Bedeutung von Pausen und die Kraft der Ruhe erkannt. Und setzt dies spieltechnisch genial um, wie man zum Beispiel an dem zart hingetupften ,,Ave Mario" oder - gewissermaßen das andere Ende der Skala - am schwer groovenden berühmten Feuerchor ,,Fuoco di Gioia" erkennen kann.
So überzeugt war llg von seinem Otello-Projekt, dass er eine Studioproduktion davon im März 2010 auf seinem eigenen Label Fullfat veröffentlichte. Prompt erhielt er dafür den Echo Jazz 2011 als bester Bassist national. In der Zwischenzeit, noch zahlreichen Tourneen und Konzerten ist das Trio eingespielter denn je. Zudem erweiterte llg das Repertoire - Gründe genug, um das ausgereifte Live-Programm bei einem Konzert auf Schloss Elmau festzuhalten: ,,Es sind fünf neue Arienbearbeitungen dabei, die anderen sind nach zwei Jahren aktivem Spielen verändert. Außerdem beeinflusst der Ort und die Wechselwirkung mit dem Publikum die Musik stärker als man denkt." Und so ist ,,Otello live at Schloss Elmau" alles andere als Zweitverwertung, sondern eine beeindruckend eigenständige Variation von llgs Otello-Bearbeitungen.
,,Otello live at Schloss Elmau" ist ein herausragendes Beispiel für die aktuell wieder verstärkten Aktivitäten von Jazzern geworden, Klassisches auf neue Weise in die improvisierte Musik zu überführen. Ebenfalls ist das Album ein weiteres Exempel für die außergewöhnlich inspirierende Kraft, die von Schloss Elmau auf Musiker einwirkt. Man darf wohl sagen, dass dieser Kultur-Fluchtpunkt inmitten der bayerischen Berge im Klaistal als Katalysator für ein Meisterwerk diente - eines, das für llg die ganz persönliche Krönung seiner Verdi-Leidenschaft bedeutet, und für alle anderen eine spannende musikalische Grenzüberschreitung.
,,In ,,Quando narravi" und ,,Ave Maria" zeigt sich Böhm dann als Melodiker mit außergewöhnlichen lyrischen Qualitäten und hoher Klangkultur, während llgs wunderbar sonor klingendes Solo in ,,Jago" wieder einmal beweist, dass er zu den besten Jazzbassisten unserer Zeit gehört. Auch die exzellente Aufnahmequalität, die viel Live-Atmosphäre vermittelt, trägt sehr zur Hörfreude bei." (Stereo, Dezember 2011)
,,Die bekannten Themen haben sich verändert, wirken spektakulärer, riskanter, akribischer ausformuliert." (Jazzthing, November 2011 - Januar 2012)
,,Und mit seinen Kompagnons Rainer Böhm (Klavier) und Patrice Heral (Schlagzeug) legte Ilg noch mal nach, was die dauergroovende Gangart und romantische Jazz-Hymnenseligkeit angeht." (Sono, November / Dezember 2011)
,,Wüsste man es nicht besser, käme kaum der Verdacht auf, dass llg, Pianist Rainer Böhm und Schlagzeuger Patrice Heral auf Opernmaterial zurückgegriffen hätten, so jazzbeseelt grooven diese Live-Aufnahmen." (Audio, Januar 2012)
Der Weg zu llgs erstem ACT-Album ,,Otello - Live at Schloss Elmau" war trotzdem ein langer. Denn seine außergewöhnliche Karriere, die ihn heute zu einem der international renommiertesten Bassisten werden ließ, mochte llg mehr als 20 Jahre lang abseits der Klassik. Über Blockflote, Geige und Bratsche war der Offenburger mit 13 zum Kontrabass gekommen. Zwar nahm er 1981 ein klassisches Studium in Freiburg auf, doch die Weichen waren schon zuvor in Richtung Jazz gestellt: Joe Viera hatte das 17-jährige Talent noch am Gymnasium entdeckt und als festes Mitglied in sein Sextett geholt. Inspirationen und Instruktionen erhielt er als junger Mann bereits von Eddie Gomez, Ron McClure, Adelhard Roidinger, Rufus Reid und Miroslav Vitous. Parallel zum Studium an der berühmten Manhattan School of Music - Mentor war Dave Liebman - konzertierte llg bereits mit den Großen des Fachs. Kaum aus den USA zurück, ging es Schlag auf Schlag: llg gründete mit John Schröder und Wolfgang Haffner sein erstes erfolgreiches Trio und wurde zugleich festes Mitglied des Randy Brecker Quintets. Es folgten einige der begehrtesten Sideman-Jobs: Im Quintett von Albert Mangelsdorff, im Trio von Ngyuen Le, bei Rebekka Bakken sowie später in Till Brönners Band. In eigener Sache bereiste llg mit Christof Lauer fürs Goethe-Institut die Welt und baute musikalische Freundschaften aus, unter anderem mit dem Saxophonisten Charlie Mariano, dem Pianisten Marc Copland und dem Gitarristen Wolfgang Muthspiel.
Auf der Suche nach einem für ihn charakteristischen, wiedererkennbaren Projekt aus der Mitte des Herzen blickte llg in die Vergangenheit zurück, erinnerte sich seiner alten Liebe Verdi und begann sich ihm neu zu widmen: ,,Otello ist eine Inspiration", erzählt llg, ,,ein ständiger Entstehungs- und Entwicklungsprozess. Schauen wir uns die harmonischen Wendungen Verdis an, die speziell im modernen Jazz wieder auftauchen, nur in einem anderen Gewand. Musterbeispiele des Brückenschlagens. Ebenso bedeutsam ist das dramatische Moment dieser Musik, das sich wie die lyrischen Anteile durch individuelle Interpretationen und Improvisationen wunderbar gestalten lässt." Dafür kehrte llg nicht nur zu der bei seinen ersten eigenen Projekten bevorzugten Trio-Besetzung zurück, er fand dafür auch die zwei idealen Begleiter:
Pianist Rainer Böhm war llg erstmals 2007 aufgefallen, als Juror beim Internationalen Jazzhaus-Piano-Wettbewerb, den Böhm gewann. Inzwischen hat Böhm nicht nur etliche andere und bedeutendere Preise eingeheimst - zuletzt sozusagen als llgs Nachfolger den Jazzpreis des Landes Baden-Württemberg -, er ist ein in den USA gestählter Ausnahmepianist geworden, der über einen der zartesten Anschläge der Szene verfügt, es ober auch wuchtig und rasant krachen lassen kann. Beides hat er soeben auch an der Seite von Ben Kraef in der ACT-Reihe ,,Young German Jazz" mit ,,Berlin - New York" bewiesen. Unvergleichlich ist schließlich auch der Stil des französischen Schlagzeugers und Perkussionisten Patrice Heral: Von filigranen Streicheleien geht es bei ihm bis zu stürmischen, mit Loops und Mouth-Percussion angereicherten Soli.
Beide korrespondieren damit perfekt zu llgs singendem Bass wie zu seinem Konzept der dramatischen Verdichtung. Das Trio zeichnet sich durch eine überzeugende Ökonomie der Mittel aus, hat die Bedeutung von Pausen und die Kraft der Ruhe erkannt. Und setzt dies spieltechnisch genial um, wie man zum Beispiel an dem zart hingetupften ,,Ave Mario" oder - gewissermaßen das andere Ende der Skala - am schwer groovenden berühmten Feuerchor ,,Fuoco di Gioia" erkennen kann.
So überzeugt war llg von seinem Otello-Projekt, dass er eine Studioproduktion davon im März 2010 auf seinem eigenen Label Fullfat veröffentlichte. Prompt erhielt er dafür den Echo Jazz 2011 als bester Bassist national. In der Zwischenzeit, noch zahlreichen Tourneen und Konzerten ist das Trio eingespielter denn je. Zudem erweiterte llg das Repertoire - Gründe genug, um das ausgereifte Live-Programm bei einem Konzert auf Schloss Elmau festzuhalten: ,,Es sind fünf neue Arienbearbeitungen dabei, die anderen sind nach zwei Jahren aktivem Spielen verändert. Außerdem beeinflusst der Ort und die Wechselwirkung mit dem Publikum die Musik stärker als man denkt." Und so ist ,,Otello live at Schloss Elmau" alles andere als Zweitverwertung, sondern eine beeindruckend eigenständige Variation von llgs Otello-Bearbeitungen.
,,Otello live at Schloss Elmau" ist ein herausragendes Beispiel für die aktuell wieder verstärkten Aktivitäten von Jazzern geworden, Klassisches auf neue Weise in die improvisierte Musik zu überführen. Ebenfalls ist das Album ein weiteres Exempel für die außergewöhnlich inspirierende Kraft, die von Schloss Elmau auf Musiker einwirkt. Man darf wohl sagen, dass dieser Kultur-Fluchtpunkt inmitten der bayerischen Berge im Klaistal als Katalysator für ein Meisterwerk diente - eines, das für llg die ganz persönliche Krönung seiner Verdi-Leidenschaft bedeutet, und für alle anderen eine spannende musikalische Grenzüberschreitung.
Rezensionen
,,In ,,Quando narravi" und ,,Ave Maria" zeigt sich Böhm dann als Melodiker mit außergewöhnlichen lyrischen Qualitäten und hoher Klangkultur, während llgs wunderbar sonor klingendes Solo in ,,Jago" wieder einmal beweist, dass er zu den besten Jazzbassisten unserer Zeit gehört. Auch die exzellente Aufnahmequalität, die viel Live-Atmosphäre vermittelt, trägt sehr zur Hörfreude bei." (Stereo, Dezember 2011)
,,Die bekannten Themen haben sich verändert, wirken spektakulärer, riskanter, akribischer ausformuliert." (Jazzthing, November 2011 - Januar 2012)
,,Und mit seinen Kompagnons Rainer Böhm (Klavier) und Patrice Heral (Schlagzeug) legte Ilg noch mal nach, was die dauergroovende Gangart und romantische Jazz-Hymnenseligkeit angeht." (Sono, November / Dezember 2011)
,,Wüsste man es nicht besser, käme kaum der Verdacht auf, dass llg, Pianist Rainer Böhm und Schlagzeuger Patrice Heral auf Opernmaterial zurückgegriffen hätten, so jazzbeseelt grooven diese Live-Aufnahmen." (Audio, Januar 2012)
- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Fuoco di gioia
- 2 O là
- 3 Quando narravi
- 4 Jago
- 5 A questa tua
- 6 Dio! Mi potevi
- 7 Orror
- 8 Le amare stille
- 9 Mistero
- 10 Ave Maria
- 11 Otello