Bastian Stein: Diegesis
Diegesis
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
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- Label: Pirouet, 2013
- Erscheinungstermin: 5.4.2013
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*** Digipack
Diegesis: Musik, die erzählt. Der Trompeter und Flügelhornspieler Bastian Stein lässt in hochkarätiger Besetzung faszinierende Töne sprechen. Es helfen
ihm dabei: Pianist Pablo Held, Bassist Matthias Pichler und Schlagzeuger Tobias Backhaus.
Man kann Musik spielen. Man kann sie aber auch sprechen. Oder vielleicht besser: sie sprechen lassen. Töne so spielen, dass sie gleichsam Geschichten erzählen. Bei dem in Wien lebenden Jazzmusiker Bastian Stein, einem Trompeter und Flügelhornspieler, der 1983 in Heidelberg geboren wurde, fällt sofort auf , wie gut er es beherrscht, in Klängen zu reden. Die Tonfolgen, die er formt, die Melodien, die er als Solist gestaltet oder als Teil der Band exponiert, sie alle klingen nach ,,Sätzen". Man könnte ihn sich vorstellen, mit Freunden an einem Tisch sitzend, und dabei, bedächtig und entschieden zugleich, etwas erzählend. Dinge, die er erlebt oder beobachtet hat. Und dann gibt er das Wort weiter an einen anderen in der Runde. Und hört zu. Geschichten entstehen, vergehen, lösen einander ab. Nur dass in dieser ,,Erzählrunde" die ,,Worte" als plastisch geformter Klang aus dem Schalltrichter einer Trompete oder eines Flügelhorns kommen, aus dem Korpus eines Basses, dem Gehäuse eines Konzertflügels und den Fellen und Becken eines Schlagzeugs. Eines ist dabei gewiss: Sie fesseln. Sie sind rhetorisch zupackend - und zugleich feinsinnig. Und da Bastian Stein hier ständig andere Erzähler mit einbindet, drei andere, die Kollegen aus dem Ouartett, ist das umso spannender zu verfolgen. Denn alle Beteiligten lassen sich hier dazu animieren, auf das ,,Sagen" entschieden mehr zu achten als auf das blanke Tönen. In einer hochkarätigen Besetzung mit lauter Jung-Stars den jeder für sich stark profilierten Kollegen Pablo Held am Klavier, Matthias Pichler am Bass und Tobias Backhaus am Schlagzeug - und ihm selbst als Chef legt Bastian Stein hier sein Pirouet-Debüt vor: Diegesis heißt die CD. Und das ist so philosophisch wie zutreffend.
Diegesis ist altgriechisch,, soll schon auf Sokrates zurückgehen und bedeutet ,,erzählerische Vermittlung". Ein Geschehen wird geschildert, erörtert. Und nicht wie in einem Theaterstück nachgeahmt (das nannten die Griechen ,,Mimesis"). Was das nun mit seiner Musik zu tun hat, sagt Bastian Stein sinnlich und eindringlich so: ,,Die Musik zu, die ich für die Band geschrieben habe und die wir in zwei Tagen im Juli 2012 in München aufgenommen haben, ist eigentlich auch eine Art erzählerischer Vermittlung. Es wurde im Nachhinein nichts verändert oder verschönert, sondern es ist ein musikalisches Zeugnis davon, was wir an diesen zwei Tagen gemeinsam zu erzählen hatten."
Und das war offenbar viel, wie man beim Hören dieser CD merkt. Und keineswegs nur privat interessanter Kumpel-Talk. Weit gefehlt! Ganz schnell packen diese Geschichten, laden ein, sich dazu zu setzen und die Gedanken schweifen zu lassen. ,,Die Musik wird jedem etwas anderes bedeuten", sagt Bastian Stein. Und: ,,Solange sie bei den Menschen etwas auslöst, habe ich mein Ziel erreicht." Sie löst entschieden etwas aus. Sie hat eine soghafte Kraft. Denn die Art, wie die Musiker hier ihre Geschichten ,,erzählen", hat etwas ungemein Natürliches. Schnell ist man gefangen, vom klar konturierten Nachdruck der Bläserstimme in New West, von der verhangenen Schönheit der Kantilene in der Komposition ln Honour of a Friend oder der räsonierenden Melancholie in Gladiolus Tristis, der Hommage an eine schöne weiße Pflanze, die zu Deutsch Eintönige Gladiole heißt, zu den Schwertliliengewächsen gehört und sich durch eine besondere Eleganz auszeichnet; genau wie das Musikstück, das noch dazu alles andere als eintönig ist.
Ungemein fein und zärtlich sind diese musikalischen Erzählungen bisweilen - besonders etwa bei ,,Chiva", gewidmet ,,jemandem, der mich 17 Jahre lang begleitet hat und der letztes Jahr gestorben ist", sagt Bastian Stein, Genaueres aber will er nicht verraten. Und sehr auffällig auch bei Sung Fang Ching, einem Stück, das sich dann auf stille Art in eine starke, fast magische Intensität hineinsteigert; kein Wunder, der Titel stammt ,,aus einem Buch über Atemübung als Vorstufe zur Meditation; es ist eine Art autogenes Training, das mich beim Spielen sehr beeinflusst hat. Die Wörter bedeuten. Lockern, Ruhe, Stille." Ruhe und Stille spielen in Bastian Steins Musik überhaupt eine große Rolle. Alles wirkt wohlbedacht - und dabei keineswegs weniger lebendig. Auch die introvertierte Version von Dizzy Gillespies Klassiker Con Alma wirkt wie aus einem Guss mit den Eigenkompositionen. Con Alma, also mit Seele, beseelt gerade durch die Gemessenheit der ,,Erzählung" gelingt das hier besonders.
Die Kollegen, die Bastian Stein hier um sich versammelt hat, stammen aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen, passen aber musikalisch außerordentlich gut zusammen. Den Pianisten Pablo Held, 1986 in Nordrhein-Westfalen geboren und bei Pirouet stark präsent unter anderem mit der mehrfach ausgezeichneten Trio-CD Music und der von der Fachpresse gefeierten Großensemble-Aufnahme Glow, lernte er vor rund zehn lahren bei einem Workshop kennen, als Held noch Schüler war. Durch Helds Trio wurde Stein jetzt wieder auf den Pianisten aufmerksam, der, so Bastian Stein, ,,das richtige Maß an fordernden und gleichzeitig unterstützenden Fähigkeiten in die Band bringt". Mit seinem österreichischen Landsmann Matthias Pichler, geboren 1981 in Tirol, spielte Stein schon oft zusammen: ,,Matthias hört unglaublich gut und versucht dann, den Moment zu vervollständigen". Tobias Backhaus, 1984 in Darmstadt geboren, lernte Bastian Stein vor drei Jahren auf einer Tournee kennen. Er sagt: ,,Die besten Schlagzeuger sind für mich die, die man im ersten Moment gar nicht wahrnimmt, aber bei denen man beim zweiten Hinhören dann merkt, dass sie eigentlich alles in der Hand haben. So einer ist Tobias!"
Alle, so Bastian Stein, sind in diesem Quartett stets am Gesamtklang interessiert - und nicht etwa daran, als Einzelner zu glänzen. Das spürt man auch als Hörer schnell. Diese Musiker gehen eine absolut organische Verbindung ein. Bastian Stein bringt dazu ein ziemlich plastisches Sprachbild ins Spiel: ,,Wenn jemand supergeil spielt, aber nicht kommuniziert, dann werden die, die ihn dabei begleiten, zu Gefangenen." Genau das will keiner in diesem Quartett. Alle wollen sich frei bewegen und den anderen die Gelegenheit geben, das auch zu tun. Oder, um auf das "Erzählen" zurückzukommen: Sie wollen ihren Gedanken möglichst freien Lauf lassen.
Bastian Stein hat für Diegesis - um seine eigene Metapher aufzugreifen keine Gefangenen gemacht, sondern Gesprächspartner gesucht. Entstanden sind instrumentale Erzählungen, in die jeder Hörer seine eigenen Geschichten hineinprojizieren kann. Einladende, anregende Erzählungen voller Kraft. Für Hörer, die sich gern von Musik fesseln lassen und dabei doch einen freien Kopf bewahren wollen.
Man kann Musik spielen. Man kann sie aber auch sprechen. Oder vielleicht besser: sie sprechen lassen. Töne so spielen, dass sie gleichsam Geschichten erzählen. Bei dem in Wien lebenden Jazzmusiker Bastian Stein, einem Trompeter und Flügelhornspieler, der 1983 in Heidelberg geboren wurde, fällt sofort auf , wie gut er es beherrscht, in Klängen zu reden. Die Tonfolgen, die er formt, die Melodien, die er als Solist gestaltet oder als Teil der Band exponiert, sie alle klingen nach ,,Sätzen". Man könnte ihn sich vorstellen, mit Freunden an einem Tisch sitzend, und dabei, bedächtig und entschieden zugleich, etwas erzählend. Dinge, die er erlebt oder beobachtet hat. Und dann gibt er das Wort weiter an einen anderen in der Runde. Und hört zu. Geschichten entstehen, vergehen, lösen einander ab. Nur dass in dieser ,,Erzählrunde" die ,,Worte" als plastisch geformter Klang aus dem Schalltrichter einer Trompete oder eines Flügelhorns kommen, aus dem Korpus eines Basses, dem Gehäuse eines Konzertflügels und den Fellen und Becken eines Schlagzeugs. Eines ist dabei gewiss: Sie fesseln. Sie sind rhetorisch zupackend - und zugleich feinsinnig. Und da Bastian Stein hier ständig andere Erzähler mit einbindet, drei andere, die Kollegen aus dem Ouartett, ist das umso spannender zu verfolgen. Denn alle Beteiligten lassen sich hier dazu animieren, auf das ,,Sagen" entschieden mehr zu achten als auf das blanke Tönen. In einer hochkarätigen Besetzung mit lauter Jung-Stars den jeder für sich stark profilierten Kollegen Pablo Held am Klavier, Matthias Pichler am Bass und Tobias Backhaus am Schlagzeug - und ihm selbst als Chef legt Bastian Stein hier sein Pirouet-Debüt vor: Diegesis heißt die CD. Und das ist so philosophisch wie zutreffend.
Diegesis ist altgriechisch,, soll schon auf Sokrates zurückgehen und bedeutet ,,erzählerische Vermittlung". Ein Geschehen wird geschildert, erörtert. Und nicht wie in einem Theaterstück nachgeahmt (das nannten die Griechen ,,Mimesis"). Was das nun mit seiner Musik zu tun hat, sagt Bastian Stein sinnlich und eindringlich so: ,,Die Musik zu, die ich für die Band geschrieben habe und die wir in zwei Tagen im Juli 2012 in München aufgenommen haben, ist eigentlich auch eine Art erzählerischer Vermittlung. Es wurde im Nachhinein nichts verändert oder verschönert, sondern es ist ein musikalisches Zeugnis davon, was wir an diesen zwei Tagen gemeinsam zu erzählen hatten."
Und das war offenbar viel, wie man beim Hören dieser CD merkt. Und keineswegs nur privat interessanter Kumpel-Talk. Weit gefehlt! Ganz schnell packen diese Geschichten, laden ein, sich dazu zu setzen und die Gedanken schweifen zu lassen. ,,Die Musik wird jedem etwas anderes bedeuten", sagt Bastian Stein. Und: ,,Solange sie bei den Menschen etwas auslöst, habe ich mein Ziel erreicht." Sie löst entschieden etwas aus. Sie hat eine soghafte Kraft. Denn die Art, wie die Musiker hier ihre Geschichten ,,erzählen", hat etwas ungemein Natürliches. Schnell ist man gefangen, vom klar konturierten Nachdruck der Bläserstimme in New West, von der verhangenen Schönheit der Kantilene in der Komposition ln Honour of a Friend oder der räsonierenden Melancholie in Gladiolus Tristis, der Hommage an eine schöne weiße Pflanze, die zu Deutsch Eintönige Gladiole heißt, zu den Schwertliliengewächsen gehört und sich durch eine besondere Eleganz auszeichnet; genau wie das Musikstück, das noch dazu alles andere als eintönig ist.
Ungemein fein und zärtlich sind diese musikalischen Erzählungen bisweilen - besonders etwa bei ,,Chiva", gewidmet ,,jemandem, der mich 17 Jahre lang begleitet hat und der letztes Jahr gestorben ist", sagt Bastian Stein, Genaueres aber will er nicht verraten. Und sehr auffällig auch bei Sung Fang Ching, einem Stück, das sich dann auf stille Art in eine starke, fast magische Intensität hineinsteigert; kein Wunder, der Titel stammt ,,aus einem Buch über Atemübung als Vorstufe zur Meditation; es ist eine Art autogenes Training, das mich beim Spielen sehr beeinflusst hat. Die Wörter bedeuten. Lockern, Ruhe, Stille." Ruhe und Stille spielen in Bastian Steins Musik überhaupt eine große Rolle. Alles wirkt wohlbedacht - und dabei keineswegs weniger lebendig. Auch die introvertierte Version von Dizzy Gillespies Klassiker Con Alma wirkt wie aus einem Guss mit den Eigenkompositionen. Con Alma, also mit Seele, beseelt gerade durch die Gemessenheit der ,,Erzählung" gelingt das hier besonders.
Die Kollegen, die Bastian Stein hier um sich versammelt hat, stammen aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen, passen aber musikalisch außerordentlich gut zusammen. Den Pianisten Pablo Held, 1986 in Nordrhein-Westfalen geboren und bei Pirouet stark präsent unter anderem mit der mehrfach ausgezeichneten Trio-CD Music und der von der Fachpresse gefeierten Großensemble-Aufnahme Glow, lernte er vor rund zehn lahren bei einem Workshop kennen, als Held noch Schüler war. Durch Helds Trio wurde Stein jetzt wieder auf den Pianisten aufmerksam, der, so Bastian Stein, ,,das richtige Maß an fordernden und gleichzeitig unterstützenden Fähigkeiten in die Band bringt". Mit seinem österreichischen Landsmann Matthias Pichler, geboren 1981 in Tirol, spielte Stein schon oft zusammen: ,,Matthias hört unglaublich gut und versucht dann, den Moment zu vervollständigen". Tobias Backhaus, 1984 in Darmstadt geboren, lernte Bastian Stein vor drei Jahren auf einer Tournee kennen. Er sagt: ,,Die besten Schlagzeuger sind für mich die, die man im ersten Moment gar nicht wahrnimmt, aber bei denen man beim zweiten Hinhören dann merkt, dass sie eigentlich alles in der Hand haben. So einer ist Tobias!"
Alle, so Bastian Stein, sind in diesem Quartett stets am Gesamtklang interessiert - und nicht etwa daran, als Einzelner zu glänzen. Das spürt man auch als Hörer schnell. Diese Musiker gehen eine absolut organische Verbindung ein. Bastian Stein bringt dazu ein ziemlich plastisches Sprachbild ins Spiel: ,,Wenn jemand supergeil spielt, aber nicht kommuniziert, dann werden die, die ihn dabei begleiten, zu Gefangenen." Genau das will keiner in diesem Quartett. Alle wollen sich frei bewegen und den anderen die Gelegenheit geben, das auch zu tun. Oder, um auf das "Erzählen" zurückzukommen: Sie wollen ihren Gedanken möglichst freien Lauf lassen.
Bastian Stein hat für Diegesis - um seine eigene Metapher aufzugreifen keine Gefangenen gemacht, sondern Gesprächspartner gesucht. Entstanden sind instrumentale Erzählungen, in die jeder Hörer seine eigenen Geschichten hineinprojizieren kann. Einladende, anregende Erzählungen voller Kraft. Für Hörer, die sich gern von Musik fesseln lassen und dabei doch einen freien Kopf bewahren wollen.
- Tracklisting
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 New West
- 2 In Honor Of A Friend
- 3 Gladiolus Tristis
- 4 Sung Fang Ching
- 5 Chiva
- 6 Without Words
- 7 The Quest
- 8 Con Alma