Kultserie
2010 brachte der Kultursender ARTE die englische Serie "Nummer 6", Originaltitel "The Prisoner", nach 18jähriger Abwesenheit wieder auf deutsche Bildschirme.
Aus diesem Anlass liess der Sender die vier bei der Erstausstrahlung 1969/70 durch das ZDF nicht ausgestrahlten Folgen nachsynchronisieren und verwendete das von der englischen Firma NETWORK digital restaurierte Bildmaterial, das in puncto Bildschärfe und Farbqualität keine Wünsche offen lässt, wofür ARTE an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt sei.
Diese Fassung ist Grundlage der Koch-Media Neuausgabe, womit die komplette Serie nun erstmals vollständig mit deutscher Sprachfassung in der bestmöglichen technischen Qualität auf DVD und Blu-ray vorliegt. Das Bonusmaterial entspricht im wesentlichen dem der Erstausgabe von 2006.
"Nummer 6" ist die Geschichte eines ehemaligen englischen Geheimagenten, der seinen Job zornig und ohne Angabe von Gründen kündigt und kurz danach betäubt und entführt wird. Er wacht in einem unbekannten idyllischen Ort auf, dem Village. Alle Einwohner haben nur Nummern statt Namen. Unserer Hauptperson wird die Nummer 6 zugewiesen. Die Machthaber, vertreten durch eine in fast jeder Folge wechselnde Nummer 2, versuchen mit immer perfideren Methoden hinter die Gründe seiner Kündigung zu kommen. Der Gefangene seinerseits widersetzt sich standhaft diesen Bestrebungen und versucht aus dem Ort zu entkommen und die Identität seiner Peiniger aufzudecken. Ein geheimnisvoller weißer Ballon ist nur eines der Mittel, die ihn am Ausbruch hindern.
"Nummer 6" entzieht sich jeder Einordnung in eine der üblichen für Fernsehserien gebräuchlichen Kategorien und wird heute gerne als "Mystery-Serie", ein zum Entstehungszeitpunkt unbekannter Begriff, oder als Kultserie bezeichnet. Für diese Einschätzung sprechen einige Gründe und in vielen Aspekten ist "Nummer 6" aktueller denn je:
* Das malerische Ambiente des walisischen Küstenorts Portmeirion, eigentlich eine denkmalgeschützte Hotelanlage, in dem große Teile der Außenaufnahmen gedreht wurden und in dem heute noch jährliche Treffen der organisierten Fans der Serie stattfinden.
* Das Thema "Individuum gegen Kollektiv" zieht sich durch alle Folgen und ist zeitlos. Der namenlose Gefangene versucht immer wieder, seine Individualität zu bewahren und sich den Konformitätsansprüchen der anonymen Machthaber zu widersetzen.
* Vieles, was die Serie als abschreckende Utopie vorweggenommen hat, ist inzwischen eingetreten. Die flächendeckende Videoüberwachung im Village, damals noch ein Horrorszenario, wurde ausgerechnet im Mutterland der Serie in einigen Innenstadtbereichen im Laufe der folgenden Jahre eingeführt.
* Technische Erfindungen wie schnurlose Telefone sind heute eine Selbstverständlichkeit. Ein Bewegungsprofil einer Person zu erstellen ist über das Mobiltelefon ebenfalls kein Problem. All das gab es bereits im Village.
* Viele Filme und TV-Serien wie z.B. "Lost" oder "Matrix" zitieren nachweislich aus "The Prisoner" bzw. deren Macher geben die Serie als Vorbild und Inspirationsquelle an.
Für mich persönlich ist "Nummer 6" eine echte Kultserie, die nicht nur auf spannende Weise Unterhaltung bietet, sondern auch zum Nachdenken anregt und durch ihre Vielschichtigkeit viele Deutungsmöglichkeiten zuläßt und mehr Fragen aufwirft als Antworten gibt. Es ist keine leichte Kost, aber wer sich darauf einläßt, wird nicht enttäuscht werden.