Christoph Ernst Friedrich Weyses "Morgen- og aftensange"
Meines Wissens nach ist dies die einzige z. Zt. existierende Aufnahme eines wichtigen Liederzyklus von Weyse. Weyse wurde 1774 im Herzogtum Holstein geboren und wanderte im zarten Alter von 15 Jahren nach Dänemark aus, um in Kopenhagen Schüler des ebenfalls auf deutschem Gebiet geborenen J. A. P. Schulz zu werden. In Kopenhagen wurde Weyse dann zunächst Organist an der evangelischen Kirche der deutschen Kolonie und schrieb auch bald eigene Werke, zunächst zum Gebrauch in der Kirchenmusik. Durch Aufführungen in Dänemark der Sinfonien von Haydn und Mozart wurde Weyse dazu angeregt, sich selbst in dieser neuen Musikgattung zu versuchen. So entstanden seine 7 Sinfonien, die ersten dänischen Sinfonien überhaupt. Aber sie wurden nur wenig geschätzt und bald ad acta gelegt. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts entsann man sich wieder dieser Anfänge. Weyses Vokalwerke, insbesondere die hier zur Besprechung anstehenden "Morgen- og aftensange" begründeten seinen Ruhm und sein nationales "standing" in Dänemark. Insbesondere der Liederzyklus der "Morgen- og aftensange" gilt heute als das bedeutendste Vokalwerk Dänemarks vom Ende des 18./Beginn des 19. Jahrhunderts. Jeder dänische Sänger, der etwas von sich hält, hat den Zyklus im "Gepäck". Dacapo hat eine exemplarische Aufnahme mit Else Torp (Sopran), Mathias Hedegaard (Tenor) und Marie Roerbech (Klavier) herausgebracht, die die beste Chance hat, ein Dauerläufer zu werden. Es sind einfache, strophische Lieder von ungekünsteltem Ausdruck. Weyse bewies ein Gespür für die Worte und die Sangbarkeit. Es sind einfache Lieder mit merkbaren Melodien und viele gehören zum großen dänischen Liedgut. Manche halten sie sogar für Volkslieder, so bekannt sind sie geworden. Aufgrund ihrer Wichtigkeit für die dänische Musikkultur halte ich diese Aufnahme für jeden, der sich für klassische Musik in den skandinavischen Ländern interessiert, für unverzichtbar. Die Ausführung ist hervorragend. Höchste Bewertung für den Repertoirewert. Der Klang ist leider an einigen Stellen mit einem Nachhall versehen, daher leichte Abzüge in Sachen Klang. Dennoch absolut empfehlenswert!