Grandios gescheitert
Mit einer hohen Erwartungshaltung bin ich an diese Aufnahme herangegangen. Es gab viele Vorschusslorbeeren, und die ersten Klänge schienen zu bestätigen, was zu hoffen war: Paavo Järvi hat die Partitur genau studiert, dirigiert ohne Pathos, aber mit vielen Details. Jede Partituranweisung wird genau, aber individuell ausgedeutet. Eruptive Ausbrüche stehen neben kammermusikalischer Zartheit. Die Bi-Rhythmik am Ende der Durchführung des ersten Satzes zum Beispiel ertönt wunderbar klar und erbarmungslos.
Järvi dirigiert aber nur scheinbar zügig. Was schnell erscheint, tritt sehr oft auf der Stelle. Im Klartext: Er hetzt, wenn er Zeit brauchte, und er lässt sich Zeit, wenn es schneller gehen müsste. Spätestens im Schlusssatz zeigt sich, dass dieses Konzept der Gegensätze nicht aufgeht. So herrscht zwar beim Klang des Totenvogels Riesenspannung, so gibt es beim ersten Einsatz des Chores Gänsehaut - aber der Rest kommt übers Plakative nicht hinaus.
Das ist schade, denn das Orchester musiziert auf sehr hohem Niveau. Der Chor "Orfeón Dessay" ist sensationell, die beiden Sängerinnen Alice Coote und Natalie Dessay sehr homogen. Für den Erwerb der DoppelCD sprechen der niedrige Preis und der Umstand, dass sich auf der ersten CD nur der erste Satz befindet. Danach tritt laut Partitur eine "mindestens fünfminütige Pause" ein - in der kann man dann die CD wechseln.