Der komplette Debussy - wirklich alles !
Claude Debussy - The Complete Works - Warner 33CDs 2018. Was für ein Klötzchen ! Das Booklet sagt, dass es wirklich alles enthält, was Debussy komponiert, orchestriert oder bearbeitet hat. Die CD33 enthält sogar Einspielungen von Debussy selbst, teilweise als Klavierbegleiter von Mary Garden aus 1904, teils auf Welte-Mignon-Rollen aus 1914. Damit lässt es viele andere Kompilationen erbleichen, die sich auch den Deckmantel der Vollständigkeit geben.
Die Edition hat einen stark französischen Hintergrund, viele der Interpreten sind Franzosen, was für mich in diesem Fall nicht schadet. Viele der kleineren Klavierstücke aus dem 19. Jahrhundert wie den Arabesques, Nocturne oder Suite bergamasque kannte ich natürlich schon, aber es ist ein ein beruhigendes Gefühl, hier jetzt alles komplett und gesammelt zu haben. Besonders interessant fand ich Debussys Aufnahmen aus 1913 auf eine Welte Piano Roll, abgespielt und digitalisiert auf einem Feurich Welte Reproduktionspiano (von 1923) in 1991. Im wesentlich spielt er fünf Préludes aus dem ersten Buch und die komplette Children's Corner. Wenn das heute ein Pianist so spielen würde, würde er sicherlich als exzentrisch bezeichnet werden. Sehr extravagante Phrasierungen ! Irgendwie ein geheimer Blick in eine lang vergangene Epoche ... Die Aufnahmen von Debussy aus 1904 (nur wenige Minuten auf CD33) kann man allerdings komplett vergessen. Das rauscht wie ein Wildbach, ob da Debussy oder Lieschen Müller spielt, ist völlig ununterscheidbar.
Nahezu alle Aufnahmen auf den CDs 1-32 sind stereo, viele davon schon aus dem Digitalzeitalter. Die Interpreten sind vorwiegend hochkarätige Spezialisten für Debussy. Die Verpackung ist sehr schön gemacht, es ist eine feste Innenbox in einem Schuber. Die CDs befinden sich in Papphüllen, die alle mit verschiedenen Motiven aus japanischen kolorierten Farbholzschnitten von Hiroshige und Hokusai bedruckt sind. Alle Hüllen haben ausführliche Inhaltsangaben der jeweiligen CD inkl. Interpreten und Aufnahmedatum, wenngleich gerade die Angabe der Aufnahmedaten winzig und tw. kryptisch ist.
Natürlich gibt es die eine oder andere Einspielung, die man in einer noch besseren Aufnahme kennt (zB konnten die Préludes mit Yuri Egorov gegen die starke Konkurrenz hier im Haus nicht bestehen (Gieseking, Benedetti Michelangeli, Koroliov)), aber damit muss man bei jeder Box dieses Ausmasses leben. Insgesamt ein würdiges Denkmal an einen Wegbereiter de rmusikalischen Moderne.